Klarheit ist besser: Der HIV-Test


Mehr als 30 Millionen Menschen sind in den vergangenen 30 Jahren an den Folgen von HIV gestorben. Vom 22. bis 27. Juli 2012 kommen in Washington D.C. Wissenschaftler, Ärzte, Politiker und Betroffene aus aller Welt zusammen, um auf internationalem Parkett über den status quo der Pandemie zu diskutieren. Dass der beste Schutz gegen Aids das Verhüten mit Kondomen ist, weiß mittlerweile jedes Kind. Dennoch kommt es immer wieder zu

risikoreichem Sexualverkehr. Danach verschafft ein Aids-Test Klarheit. Doch wann ist ein HIV-Test sinnvoll und wo mache ich ihn am besten? Diese und weitere wichtige Fragen rund um das Thema "HIV-Test" klärt Yahoo! Nachrichten.

Wann sollte ich einen HIV-Test auf jeden Fall in Erwägung ziehen?
Ein HIV-Test ist dann sinnvoll, wenn es einen konkreten Verdacht auf eine Ansteckung gibt. Dies ist dann der Fall, wenn es zu ungeschütztem Sex, also Anal- oder Vaginalverkehr ohne Kondom, mit einem Menschen gekommen ist, bei dem ein unbekannter HIV-Status vorliegt oder der wissentlich HIV-positiv ist. Oralverkehr birgt eher ein geringeres, aber nicht völlig auszuschließendes Übertragungsrisiko.

Da Menschen oft sehr panisch werden, wenn es um das Thema HIV/Aids geht, kommt es vor jedem seriösen HIV-Test zu einem Beratungsgespräch über eine mögliche Ansteckung. Sollte sich während dieser fachkundigen Beratung herausstellen, dass keine risikoreiche Situation für eine Infektion bestand, so wird vom Test abgeraten. Den Wunsch nach absoluter Klarheit wird einem natürlich niemand abschlagen - wer unbedingt einen Test machen möchte, kann ihn machen.

Wo kann ich einen HIV-Test machen?
Da gibt es mehrere Möglichkeiten: Der anonyme HIV-Test wird von Gesundheitsämtern (kostenfrei!), Aidshilfen und Einrichtungen für schwule Männer angeboten. Auch beim Hausarzt kann man den HIV-Test machen - dann ist er aber nicht mehr anonym, denn der Arzt weiß schließlich den Namen des Patienten.

Stimmt es, dass ein positives Ergebnis "gemeldet" wird?
Ja. Jedes positive Ergebnis eines HIV-Tests wird als Neuinfektion anonym an das Robert-Koch-Institut in Berlin gemeldet. Dies dient statistischen Zwecken und hat keinerlei negative Auswirkungen auf die betroffene Person. Natürlich gilt diese Medlepflicht auch für den Hausarzt. Das Ergebnis eines HIV-Tests beim Hausarzt wird bei der Versicherung übrigens nicht aktenkundig, jedoch die Durchführung des HIV-Tests. Wer vollkommen anonym bleiben möchte, der meidet also lieber einen Test beim Hausarzt.

Ab welchem Zeitpunkt nach einem Risikokontakt ist es sinnvoll, einen HIV-Test zu machen?
Bei den üblichen HIV-Tests wird nicht das Virus selbst bestimmt, sondern es werden eigene Antikörper gegen das Virus nachgewiesen. Da die Antikörperproduktion im Körper nicht von heute auf morgen geschieht, ist ein HIV-Antikörper-Test auch erst einige Zeit nach einem Risikokontakt sinnvoll: Bis zu 90 Tage benötigt der Körper, um Antikörper gegen das HI-Virus zu bilden. Wer ganz sicher gehen will, dass er nicht HIV-infiziert ist, sollte sich deshalb erst drei Monate nach einer Risiko-Situation testen lassen. Vorher kann der Test nicht sicher ausschließen, dass eine Infektion vorliegt.

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Wie aussagekräftig ist ein Test nach unterschiedlicher Wartezeit?
Falls es zu einer HIV-Infektion gekommen ist, dann kann man nach vier Wochen in ca. 60 bis 65 Prozent der Fälle Antikörper nachweisen, nach sechs Wochen sind ca. 80 Prozent der Infektionen nachweisbar und nach acht Wochen ist der Test in 90 Prozent der Fälle positiv. Nach Erfahrungen des Robert-Koch-Institutes ist es zudem extrem selten, dass eine Infektion erst mehr als zwölf Wochen nach dem möglichen Infektionsereignis nachweisbar wird.

Was hat es mit den HIV-Schnelltests auf sich?
Das Wort Schnelltest darf nicht dahingehend interpretiert werden, dass mit ihm eine Infektion früher als mit einem normalen Test diagnostiziert werden kann. Mit einem Schnelltest liegt lediglich das Testergebnis nach kürzer Zeit (ca. 15 Minuten) vor. Hier entfällt die Wartezeit, die dann entsteht, wenn man beispielsweise einen kostenfreien Test beim Gesundheitsamt durchführt: Da die Blutproben in einem Labor untersucht werden, kann es hier bis zu einer Woche dauern, bis das Ergebnis vorliegt. Ein Schnelltest kostet bei der Aids-Hilfe München beispielsweise 26 Euro.

Gibt es noch eine andere Möglichkeit, HIV nachzuweisen?
Ja, die gibt es. Neben den Antikörpern kann auch das Virus selbst nachgewiesen werden. Dies geht mithilfe einer PCR-Untersuchung, die in der Regel ein bis zwei Wochen früher positiv ausfällt als der Antikörpertest. Anders als der Antikörper-Test wird diese überaus teure Methode bei Personen ohne klinische Symptome ausdrücklich nicht zur Erstdiagnostik empfohlen! Der Erfinder der PCR (Polymerase-Ketten-Reaktion) und Chemie-Nobelpreisträger Kary Mullis ist übrigens mittlerweile Teil einer Gruppe von Menschen, die die Existenz von HIV/Aids in Frage stellen. Ihrer Meinung nach gibt es das Krankheitsbild Aids nicht und der HI-Virus ist eine Erfindung. Dies ist wissenschaftlich unhaltbar und schlichtweg falsch.

Ich habe von HIV-Heimstests gehört. Sind die sicher?
Über dubiose Internetseiten können seit geraumer Zeit sogenannte „HIV-Heimtests" bestellt werden. Sie bestehen aus einem Fingerstecher, einer Pufferlösung und einem Teststreifen. Seriöse Institutionen warnen vor solchen Tests, weil bereits kleine Anwenderfehler sichere Aussagen über eine HIV-Infektion unmöglich machen! Dies beginnt mit Fehlern bei der Blutabnahme und endet bei der Interpretation des Ergebnisses. Es ist möglich, dass ein Teststreifen ohne eine HIV-Infektion ein reaktives Testergebnis anzeigt, oder es kann trotz eines „negativen" Ergebnis eine HIV-Infektion vorliegen. Deswegen: Finger weg von HIV-Heimtests - im Gesundheitsamt bekommt man das Ganze kostenfrei, anonym und vor allem professionell.

Zum Abschluss: Wie sieht es mit den unterschiedlichen Übertragungswahrscheinlichkeiten von HIV bei Oral, Anal- und Vaginalsex aus?
Es ist schwer, hierüber eine klare Aussage zu machen, denn das individuelle Risko hängt von vielen Faktoren ab: Viruslast im Körper, Verletzungen der Schleimhäute, Menge der Körperflüssigkeiten usw. Für nähere Informationen wird deswegen auf die persönliche und anonyme Telefonberatung der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung verwiesen, die unter 0221 / 89 20 31 erreichbar ist.

Autor: Felix Gussone

Die Informationen in diesem Artikel beruhen auf Angaben des Robert-Koch-Institutes und der deutschen AIDS-Hilfe - für weitere Informationen zum Thema HIV/AIDS besuchen Sie bitte diese Internetseiten.

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