Wörter des Jahres: “Stresstest” auf Platz eins

"Merkozy": Gemeinsam durch den Euro-"Stresstest"? (Bild: AFP)
"Merkozy": Gemeinsam durch den Euro-"Stresstest"? (Bild: AFP)

Atomkraftwerke, Regierungen, Bahnhofsprojekte - sie alle mussten sich ihm im Jahr 2011 unterziehen: dem berüchtigten Stresstest. Deshalb kürte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) den "Stresstest" am Freitag in Wiesbaden zum Wort des Jahres. Ebenfalls in den Top Ten: "hebeln", "Merkozy" und "Fukushima". Und natürlich ging auch dabei nichts ohne Belastungsprobe.

Nachdem der "Wutbürger" den sprachlichen Nerv im vergangenen Jahr am besten traf, wird jetzt also der "Stresstest" geadelt. Eine logische Konsequenz? Schließlich hatten die "Wutbürger" beim umstrittenen Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 auf die Belastungsprobe gedrängt. Auf Anordnung von Schlichter Heiner Geißler untersuchte das Schweizer Unternehmen SMA Ende das Bauvorhaben - zugunsten der Deutschen Bahn. Auch wenn etwa die Grünen das Ergebnis anders auslegten. Der psychische Stresstest ging für die Bahn ohnehin erst am 27. November 2011 zu Ende. Ein Volksentscheid votierte mit klarer Mehrheit für den Bau des Bahnhofs.

Energiewende: Nach Stresstests folgte Atomausstieg

In Stuttgart dürfte damit Ruhe eingekehrt sein, ähnlich wie vorerst in der Atompolitik Deutschlands. Die Nuklearkatastrophe von Fukushima (das japanische Kernkraftwerk rangiert übrigens auf Platz fünf in der "Wörter des Jahres"-Liste) hatte den Atomausstieg hierzulande massiv beschleunigt. Vorher allerdings gab's eben Stresstests für deutsche Atomkraftwerke, bei denen diverse Sicherheitslücken entlarvt wurden. Das Aus von acht Anlagen wurde prompt besiegelt, die Energiewende eingeläutet. 2022 soll der Atomausstieg vollzogen sein, bis dahin ist's allerdings noch ein weiter Weg.

Bildergalerie: Die "Wörter des Jahres" seit 2001

Für "Merkozy" steht "Hebeln" auf der Tagesordnung
Das gilt erst recht für die Bewältigung der Eurokrise, die derzeit das politische und wirtschaftliche Geschehen fest im Griff hat. Hoffnungen ruhen in dieser Frage vor allem auf "Merkozy" (Platz vier). Bei Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Staatschef Nicolas Sarkozy steht auch das "Hebeln" derzeit auf der Tagesordnung (Platz zwei). Banker, Politiker und Otto-Normalverbraucher werden allein durch das Zittern um die Stabilität der Währung täglich Belastungsproben ausgesetzt. Wenn dann auch noch sechs deutsche Banken den Stresstest der Bankenaufsicht Anfang Dezember nicht bestehen, trägt das nicht unbedingt zur Entschärfung der Lage bei. Die Stresstest-Serie im Finanzsektor werden wir wohl mit ins neue Jahr nehmen.

Was meinen Sie: Hat die Gesellschaft für deutsche Sprache den "Stresstest" bestanden und den richtigen Begriff zum Wort des Jahres gekürt? Welches Wort hätten Sie gerne an der Spitze gesehen, welches fehlt ganz? Wir freuen uns auf Ihre Beiträge.

Wörter des Jahres 2011
1. Stresstest
2. Hebeln
3. Arabellion
4. Merkozy
5. Fukushima
6. Burnout
7. Guttenbergen
8. Killersprossen
9. Ab jetzt wird geliefert!
10. Wir sind die 99 %