FaceNiff macht Hacken zum Kinderspiel

Die Hacker-Gefahr ist allgegenwärtig. Kinderleicht können sich mit der Android-App FaceNiff selbst Laien Zugriff auf Ihre Facebook-, Twitter- oder Amazon-Accounts verschaffen. Yahoo! zeigt Ihnen, wie Sie sich vor der unbekannten Gefahr schützen können.


FaceNiff ist ein kleines Programm für Handys mit dem weit verbreiteten Betriebssystem Android. Befindet sich das Handy mit dem installierten Programm FaceNiff in einem WLAN-Netzwerk, kann es sich so einfach wie nie zuvor Zugang zu geöffneten Benutzerkonten von Facebook, Twitter, Youtube und Amazon verschaffen, die sich im gleichen WLAN-Netzwerk befinden. Mit einem Knopfdruck listet das Programm innerhalb von Sekunden alle verfügbaren Accounts inklusive deren Namen auf. Ohne Angabe eines Passworts kann jetzt auf jedes verfügbare Konto zugegriffen werden. Einzige Voraussetzung: Das Android-Handy, auf dem FaceNiff läuft, muss gerootet sein. Einfache Anleitungen hierzu finden sich jedoch für fast jedes Gerät problemlos im Netz.

Schon letzten Sommer sorgte die Firefox-Erweiterung FireSheep für erstaunte Gesichter. FireSheep hackte mit einem ähnlichen Prinzip sicher geglaubte Benutzerkonten in Sekunden. FaceNiff setzt hier noch einen drauf. Denn zum einen kann dieses Programm im Gegensatz zu FireSheep auf dem Handy installiert werden und ist damit ungleich mobiler. Viel verheerender ist jedoch die Tatsache, dass FaceNiff nicht nur in offenen WLAN-Netzwerken ohne Zugangspasswort, wie man sie zum Beispiel in Cafés findet, funktioniert. FaceNiff schnüffelt auch in stark verschlüsselten WPA2-Netzwerken wenn es dort eingeloggt ist.

Dadurch ist Ihr Account immer dann in Gefahr, wenn Sie in einem beliebigen WLAN-Netzwerk surfen und nicht jedem Menschen vertrauen, der das gleiche Netz nutzt. Eine potenzielle Gefahrenquelle könnte zum Beispiel das WLAN-Netzwerk an Ihrem Arbeitsplatz sein, aber auch die WLAN-Netze an Flughäfen, Cafés, Hotels und Konferenzen. Dabei ist es völlig irrelevant, ob Sie mit dem Notebook oder dem Mobiltelefon wie einem iPhone surfen.

Doch keine Sorge, jeder kann sich mit einfachen Mitteln gegen einen Angriff schützen. Die allerwichtigste Regel: Surfen Sie in unsicheren WLAN-Netzwerken Ihre Accounts immer mit "https://" an, dann ist die Verbindung verschlüsselt und Sie schließen alle Schnüffelprogramme automatisch aus. Bei Facebook kann in den Kontoeinstellungen unter dem eigenwillig übersetzten Punkt „Sicheres Durchstöbern (https)" die verschlüsselte Verbindung als Standard definiert werden. Auch können Sie das Firefox-Addon HTTPS Everywhere installieren. Diese kleine Erweiterung nutzt wenn möglich immer die sichere Verbindung. Bei Smartphones gestaltet es sich etwas schwieriger. Hier sollten Sie nicht vertrauenswürdige WLAN-Netzwerke grundsätzlich meiden und sich auf Ihre Mobilfunkverbindung verlassen.

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FaceNiff gehört zu den gefährlichsten derzeit im Umlauf befindlichen Sniffing-Tools. Das Fatale: FaceNiff erlaubt auch technischen Laien unerlaubten Zugriff auf passwortgeschützte private Bereiche. Dabei ist es mit einer https-Verbindung so einfach, unerwünschte Schnüffler aus seinen Konten auszusperren. Völlig unverständlich, warum die Verantwortung sich zu schützen auf die Nutzer abgewälzt wird. Es wäre leicht für Facebook und Co. ihre Seite grundsätzlich per SSL zu verschlüsseln und damit Hackern das Handwerk zu legen.

Autor: Matthias Sternkopf / ZEITjUNG