Chef de Mission Vesper: «Diese Warnung war berechtigt»

Michael Vesper ist schockiert. Foto: Christian Charisius

Chef de Mission Michael Vesper hat nach dem Doping-Fall der deutschen Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle bei einer Pressekonferenz im Olympia-Ort Sotschi Stellung bezogen.

Frage: Wann haben Sie von der positiven A-Probe von Evi Sachenbacher-Stehle erfahren?

Antwort: Es ist ein Anlass, den ich mir wirklich nicht gewünscht haben. Am Donnerstagabend ist gegen 21.30 Uhr ein vom IOC-Präsidenten an mich gerichteter Brief im olympischen Küstendorf eingetroffen. Der Brief musste dann noch ins Deutsche Haus zu mir in die Berge transportiert werden, so dass es noch eine Stunde dauerte, bis ich informiert war. Wir wurden von der positiven A-Probe unterrichtet und das es sich um ein Stimulanzmittel handelt, das im Wettkampf verboten ist.

Frage: Wann hat die Athletin von dem Befund erfahren?

Antwort: Ich habe Evi noch am selben Abend informiert und mit ihr verabredet, dass sie die Öffnung der B-Probe beantragt. Heute Morgen um 10.00 Uhr ist die B-Probe im Beisein der Athletin geöffnet worden. Sie war dann positiv. Um 14.00 Uhr haben wird eine Anhörung vor der Disziplinarkommission des IOC gehabt, bei der mir und der Athletin die Gelegenheit gegeben wurde, zu dem ganzen Vorgang Stellung zu nehmen. Das Ergebnis ist uns noch nicht übermittelt worden. Das war der Grund, dass wir das Ergebnis des Vorgangs erst sehr spät veröffentlichen konnten. Erst als Sachenbacher-Stehle über ihren Manager, der auch ihr Mann ist, selbst ihren Fall bestätigte, konnten wird es auch.

Frage: Wie hat das deutsche Olympia-Team auf die Nachricht reagiert?

Antwort: Natürlich hat uns die Nachricht sehr schockiert und die Stimmung sehr belastet. Wir stehen für einen dopingfreien Sport und eine Null-Toleranz Politik gegenüber jeden Versuch der Manipulation. Nach diesem Prinzip haben wir vor und während der Spiele gehandelt. Und auch jetzt haben wir sehr rasch reagiert. Wir haben sie aus der Olympia-Mannschaft ausgeschlossen. Sie ist bereits auf dem Weg zurück nach Deutschland. Welche weiteren Sanktionen noch vorzunehmen sind, werden wir zur gegebenen Zeit im Zusammenhang mit dem Verfahren, das voraussichtlich durch die Internationale Biathlon-Union einzuleiten ist, entscheiden. Ich möchte noch einmal betonen: Für uns hat nur der saubere Sport einen Wert.

Frage: Hat Sie eine Erklärung gehabt, wie das Mittel in ihren Körper gekommen ist?

Antwort: Sie war fassungslos, als sie den Vorwurf hörte. Das ist jetzt Spekulation. Aber es ist offensichtlich durch Nahrungsergänzungsmittel in ihren Körper gekommen.

Frage: Das Stimulanzmittel Methylhexanamin ist relativ einfach nachzuweisen. Warum hat sie Nahrungsergänzungsmittel genommen und sich der Gefahr eines positiven Tests ausgesetzt?

Antwort: Sie hat gesagt, dass sie es nicht bewusst genommen hat. Sie wollte nicht dopen, das ist ihre Aussage gewesen. Wir haben immer wieder vor Nahrungsergänzungsmittel und den Gefahren, die davon ausgehen für aktive Leistungssportler gewarnt. Das ist ein Beleg dafür, dass diese Warnung berechtigt war.

Frage: Hat sie das Nahrungsergänzungsmittel in Sotschi genommen?

Antwort: Die Nahrungsergänzungsmittel hat sie nicht jetzt speziell, so ihre Aussage, vor einem Wettkampf eingenommen oder speziell zu den Olympischen Spielen, sondern es sind Nahrungsergänzungsmittel, die sie auch hat testen lassen durch ein Labor. Und die hat sie seit langem kontinuierlich eingenommen. Ich will aber nicht spekulieren, ob es sich um eine verschmutzte Tranche gehandelt hat oder was auch immer. Es gilt das Prinzip des Strict liability. Jeder Sportler ist für die Stoffe, die in seinem Körper gefunden werden, selbst verantwortlich. So ist das auch in diesem Fall.