Fehldiagnose: Paar verprasst gesamtes Vermögen

Eigentlich könnten sich Frank und Wilma glücklich schätzen. Denn das Paar aus Neuseeland erfreut sich bester Gesundheit – und das, obwohl Ärzte dem 69-Jährigen Frank im Mai 2010 mitteilten, er habe nur noch wenige Monate zu leben. So begannen der an Lungenkrebs Erkrankte und seine Frau, die vermeintlich letzten gemeinsamen Monate zu zelebrieren – und mit beiden Händen ihr Vermögen auszugeben. Knapp zwei Jahre später gilt Frank als völlig vom Krebs geheilt – und ist schwer verschuldet.

„Wir hatten eine tolle Zeit. Wir gaben eine Menge Geld für Essen und Reisen aus “, berichtete Wilma der neuseeländischen Tageszeitung „NZ Herald“. Denn die treusorgende Ehefrau wollte die letzten Monate mit ihrem Liebsten in vollen Zügen genießen. „Was hätten Sie in einer solchen Situation gemacht?“, fragt die 65-Jährige. „Wenn er gesagt hätte: Spring! Dann wäre ich gesprungen... Ich stellte sein Wohl an erste Stelle. Egal, was er wollte, sollte er bekommen.“

Denn nach einer Ultraschalluntersuchung waren die Ärzte sicher: Der Lungenkrebs hat gestreut. Chance auf Heilung: negativ. Also verkaufte Frank seinen Heimwerkerladen, aber auch sein Haus in Waiora mit einem Verlust von 70.000 Neuseeländischen Dollar und löste seine Krankenversicherung auf. Dann begab sich das Paar (das den Nachnamen nicht nennen möchte) auf einen Luxustrip nach Fiji, der mit rund 30.000 Dollar zu Buche schlug. Geld spielte keine Rolle, schließlich spekulierte Frank darauf, dass nach seinem Ableben seine Lebensversicherung die Kosten decken würde.

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Nachdem die beiden noch einmal zu ihrer Tochter nach Australien gereist waren, kehrten sie nach Hause zurück. Dort warteten sie voller Angst auf den Tod. „Ich hatte mir vorgenommen, mich umzubringen, wenn die Schmerzen zu groß werden würden… aber die Schmerzen kamen nie“, berichtet Frank den Reportern des „NZ Herald“. Statt immer weiter abzubauen, fühlte sich Frank konstant gut. Er hatte sogar wieder begonnen, zu rauchen und Kaffee zu trinken. „Alle waren überrascht, dass ich noch immer am Leben war.“

Beim monatlichen Check des Hospizmitarbeiters kam dann, 23 Monate nach dem vermeintlichen Todesurteil, die Fehldiagnose ans Licht. „Er sagte: Ich bin heute zum letzten Mal hier. Und ich sagte: Warum das denn? Er antwortete: Ja, weil Sie keinen Krebs haben, wissen Sie das nicht?“, erzählt Frank noch immer fassungslos. Eine weitere Ultraschalluntersuchung im Dezember 2011 hatte offenbar ergeben, dass der Krebs völlig verschwunden war. Informiert hatte Frank allerdings niemand.

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Das Paar sitzt nun auf einem Schuldenberg von über 80.000 Neuseeländischen Dollar (rund 50.000 Euro). Von Seiten des „Hawke’s Bay Hospitals“ bekennt man sich zu dem Fehler. Die Diagnose vor zwei Jahren sei aber mit bestem Wissen und Gewissen gemacht worden: „Zu der Zeit waren sich alle Ärzte, auch Franks Onkologe, völlig sicher, dass es kaum einen Zweifel daran gebe, dass der Lungenkrebs zurückgekommen war“, so ein Krankenhaussprecher. „In diesem Fall haben wir uns zum Glück getäuscht.“ Es sei außerdem extrem schwierig, die Lebenserwartung bei Krebspatienten vorauszusagen. Derzeit laufen Ermittlungen, ob das Krankenhaus wegen der Fehldiagnose belangt werden kann.