Geplanter Verschleiß bei Elektrogeräten immer häufiger

Produkte oftmals bewusst nicht ideal konstruiert

Die Industrie plant bei Elektrogeräten einer Studie zufolge immer häufiger den frühen Verschleiß der Produkte mit ein. Hauptursache für die "viel kürzere Haltbarkeit" einer Vielzahl an Produkten heute seien die wirtschaftlichen Anreize im Markt, heißt es in der in Berlin veröffentlichten Untersuchung im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion. Folge seien Belastungen für Verbraucher, die gesamte Volkswirtschaft und die Umwelt.

Die Untersuchung listet eine Vielzahl an betroffenen Produkten und Produktgruppen auf. Beispiele sind demnach etwa Fernseher oder Videogeräte, bei denen die verwendeten Elektronik-Bauteile nicht ausreichend stark ausgelegt sind, oder Küchengeräte wie Handmixer, bei denen die verbauten Kunststoffzahnräder bauartbedingt früh kaputt gehen. Ähnlich sehe es bei Notebooks oder elektrischen Zahnbürsten aus, bei denen Akkus fest verbaut seien und nicht ausgewechselt werden könnten.

Einer der Gründe für die Zunahme an geplantem Verschleiß sei die "starke Gewinnorientierung" der Hersteller und deren Ausrichtung auf den Kapitalmarkt, heißt es in der Studie. Je größer Unternehmen und Kapitalmarktorientierung seien, desto stärker sei "die Anfälligkeit des Managements", geplanten Verschleiß einzubauen. Daneben seien die Märkte gesättigt mit Produkten; Verbraucher hätten heute alles, was sie benötigten. Auch dies habe die Entwicklung zu eingebautem Verschleiß begünstigt. Durch die Vielzahl an Angeboten würden Produktvergleiche für Verbraucher zudem immer schwieriger.

Teils planten Unternehmen durch die Bauweise von Produkten Verschleiß künstlich ein, teils verwendeten sie bewusst unzureichende oder weniger hochwertige Bauteile, heißt es in der Untersuchung. Daneben bringe die Industrie auch in immer kürzeren Abständen neue Produkte auf den Markt und versuche Verbraucher durch Marketing und Werbung zum Kauf jeweils neuer Produktgenerationen zu bewegen. Bei Geräten wie Computern bauen Hersteller laut Studie nicht selten technische Neuerungen nur "scheibchenweise" ein, obwohl von Generation zu Generation größere Steigerungen möglich wären.

Ingenieure mit Jahrzehnten an Berufspraxis beteuerten, dass absichtlich geplanter und eingebauter Verschleiß von Produkten dem Berufsethos widerspreche; die Konstrukteure sprächen eher von "geplanter Gebrauchsdauer", heißt es in der Studie. Das eigentliche Problem liege im in der Industrie "vorherrschenden enormen Termin- und Kostendruck".

Leidtragende des geplanten Verschleißes seien die Verbraucher, heißt es in der Studie. Diese seien gezwungen, in immer kürzeren Abständen neue Produkte zu kaufen. Weitere Folgen seien die Verschwendung von Ressourcen und mögliche Umweltfolgen durch die Müllentsorgung. Volkswirtschaftlich entstehe durch den geplanten Verschleiß Schaden, "da unnötig Geld für Neuanschaffungen ausgegeben und dadurch gebunden wird".

Die Grünen-Umweltexpertin Dorothea Steiner forderte technische Vorgaben für eine längere Haltbarkeit von Produkten. Viele Menschen wollten defekte Geräte auch wieder reparieren können. "Reparieren ist einfach besser als recyceln", erklärte Steiner. Die Industrie müsse umdenken.

Eine Sprecherin des Bundesverbraucherschutzministeriums sagte, dem Ministerium lägen "keine Kenntnisse" über Fälle von geplantem Verschleiß vor. "Verbraucher, die diesen Verdacht haben, können sich an Verbraucherzentralen wenden."