Langes Sitzen verkürzt das Leben

Wer länger als elf Stunden am Tag im Sitzen verbringt, hat ein 40 Prozent höheres Risiko, früher zu sterben. Eine aktuelle Studie der Universität von Sydney führt drastisch vor Augen, wie sehr Sitzen unsere Gesundheit beeinflusst. Sport kann nur bedingt Abhilfe schaffen.

„Längeres Sitzen ist ein genereller Risikofaktor  – unabhängig von physischer Aktivität“, heißt es in der Zusammenfassung der Studie, die im Magazin „Archives of Internal Medicine“ erschienen ist. 40 Prozent höher sei das Risiko, vorzeitig zu sterben, wenn man elf Stunden oder länger am Tag im Sitzen verbringt. Wer acht bis elf Stunden im Sitzen verbringt, hat immerhin noch ein um 15 Prozent höheres Sterberisiko als Menschen, die weniger als vier Stunden am Tag sitzen.

Kommt noch Bewegungsmangel dazu, sinkt die Lebenserwartung weiter. Vielsitzer, die außerdem keinen Sport machen, haben laut der Studie ein dreimal höheres Risiko früher zu sterben als Studienteilnehmer, die wenig saßen und sich regelmäßig bewegten.

Ein drastisches Ergebnis? „Die Studie ist durchaus seriös“, so die Einschätzung des Sportwissenschaftlers Professor Dr. Theodor Stemper. „Der Mensch ist eben von seiner Genetik her auf Bewegung – und nicht auf Sitzen – angelegt“, so Stemper gegenüber Yahoo! Nachrichten.

Die Wissenschaftler um Studienleiterin Hidde P. van der Ploeg haben 222.497 Australier, die 45 Jahre oder älter waren, zu ihren Bewegungsgewohnheiten im Tagesverlauf befragt. Über drei Jahre protokollierten diese ihre Bewegungsintensität. 2,8 Jahre nach der ersten Befragung wurde die Zahl der Todesfälle ermittelt und in Zusammenhang mit der Sitzdauer gebracht.

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Studien, die sich auf Bewegung fokussieren, gibt es viele. Die australische Studie stellt jedoch erstmals eine Verbindung zwischen der Zeit, die im Sitzen verbracht wird, und der Lebenserwartung eines Menschen her. „Vorherige Studien beziehen sich meist lediglich auf die Zeit, die Menschen vor dem Fernseher sitzen“, so Studienleiterin van der Ploeg.

Die Ergebnisse könnten auch Auswirkungen auf staatliche Gesundheitsprogramme haben. „Es geht nicht nur darum, die Bevölkerung mehr zu bewegen, sondern die Zeit im Sitzen zu reduzieren“, heißt es in der Zusammenfassung der Autoren. „Der Morgenspaziergang oder das Training im Sportstudio ist nach wie vor notwendig. Genauso wichtig ist es aber, langes Sitzen zu vermeiden", fasst van der Ploeg zusammen. „Die Zeit, die Menschen sitzend zu Hause, bei der Arbeit oder im Straßenverkehr verbringen, sollte mit mehr Stehen oder Laufen reduziert werden.“ Vor allem Bewegungspausen seien geeignet, die Gesamtsitzzeit zu reduzieren. „Arbeit an Stehpulten und stündliche Bewegungspausen wären also wirklich geeignete Ideen, um das Problem zumindest ansatzweise zu kompensieren“, empfiehlt Professor Stemper.