Mehr als 50 Tote bei Taliban-Angriff in Afghanistan

Kämpfer greifen Gerichtsgebäude an

Bei einem Angriff von Kämpfern der islamistischen Taliban auf ein Gericht im Westen Afghanistans sind mehr als 50 Menschen getötet worden. Die Angreifer attackierten das Gebäude nach Behördenangaben mit Bomben und Schusswaffen. Zum Zeitpunkt des Angriffs fand vor dem Gericht in der Stadt Farah offenbar ein Prozess gegen mehrere Taliban-Kämpfer statt.

Der Vizesprecher des Innenministeriums in Kabul, Nadschib Danisch, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Taliban hätten bei ihrem Angriff mindestens 44 Menschen getötet. Darunter seien 34 Zivilisten und insgesamt zehn Soldaten und Polizisten. Zudem seien in Farah neun Angreifer getötet und über 90 Menschen verletzt worden. Der Gouverneur der gleichnamigen Provinz, Mohammed Akram Chpalwak, sagte AFP, mindestens 34 Zivilisten und zwölf Sicherheitsleute seien getötet worden. Er sprach zudem von acht toten Taliban-Kämpfern und über hundert Verletzten.

Die Taliban, die seit Jahren die von den USA und NATO-Truppen gestützte Regierung des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai bekämpfen, bekannten sich unmittelbar nach der Tat auf ihrer Internetseite zu dem Angriff. In der Erklärung hieß es, der Angriff sei die Reaktion auf einen bevorstehenden "grausamen" Prozess gegen mehrere Talibankämpfer.

Der Polizeichef von Farah, Agha Noor Kentos, sagte, fünf Taliban hätten das Gerichtsgebäude in zwei Fahrzeugen erreicht. Eines der Fahrzeuge sei explodiert, drei Kämpfer anschließend ins Gebäude eingedrungen. Unklar war zunächst, ob die vor Gericht angeklagten Taliban bei dem Angriff fliehen konnten. Ein Arzt im Krankenhaus von Farah sagte, unter den Verletzten seien zwei Richter und ein Gefangener. Dem Taliban-Sprecher Jusuf Amadi zufolge gab es "35 Tote: Richter, Staatsanwälte, Soldaten und Polizisten" sowie "65 Verletzte.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai verurteilte den Angriff als "Massaker" und versicherte, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen würden. Die Kämpfe setzten sich nach Behördenangaben den ganzen Tag lang in der Stadt fort. Einige Angreifer drangen demnach in eine Filiale der Kabul-Bank neben dem Gerichtsgebäude ein.

Die Provinz Farah galt bislang als relativ friedlich. Der Angriff warf erneut die Frage auf, ob die afghanische Polizei und Armee allein die Sicherheit im Land garantieren können. Die NATO will ihre ISAF-Kampftruppe bis Ende 2014 komplett abziehen. Auch den westlichen Soldaten ist es in den elf Jahren ihrer Anwesenheit nicht gelungen, die Taliban zu besiegen.