Sprachforscher: Und Homer sprach das erste Wort

Homer Simpson aus der US-TV-Serie „Die Simpsons“ steht nicht gerade für einen breitgefächerten Wortschatz. Aber es könnte sein, dass sein Lieblingswort schon von Urzeit-Menschen genutzt wurde. Das ist das Ergebnis aktueller Forschungen.

Es ist eine der typischen, wiederkehrenden Szenen bei den „Simpsons“: Wenn bei Homer etwas schiefgelaufen ist, quittiert er das mit einem verzweifelten „Nein!“-Aufschrei. In der amerikanischen Original-Version kommt dem gelben Familienvater in diesen Situation allerdings kein „Nein“, sondern ein „D‘oh!“ über die Lippen. Homer machte den Ausruf so populär, dass er seit dem Jahr 2001 sogar im „Oxford English Dictionary“ zu finden ist.

Das war auch allerhöchste Zeit, wie laut der britischen Tageszeitung „Daily MailForschungen ergaben. Demnach könnte eine leicht abgeänderte Version („Duh“) zu den ersten Worten der Menschen gehört haben.

Wissenschaftler vermuten, dass Form und Funktionsweise des Mundes, Rachens und anderen Teilen des Stimmapparats vor einer Million Jahren davon zeugen, dass unsere Vorfahren schon damals sprachen – allerdings nur wenig. Die verwendeten hauptsächlich den Vokal „u“, so die „Daily Mail“, das wiederum sehr gut mit einem „d“ kombinierbar ist. Daraus ergibt sich eine prähistorische Homer-Version à la „Duh“ unserer Ahnen. Auch ein „Buh“ zu Kommunikationszwecken sei anatomisch möglich gewesen, so Dr. Bart de Boer von der Universität von Amsterdam, Experte für Sprachentwicklung, gegenüber der „Daily Mail“.

Mund, Zunge und Rachen bestehen hauptsächlich aus Weichteilgewebe, so dass es in Fossilien nur relativ wenige Beweise für diese Theorie gibt. Allerdings konnte Dr. de Boer zu Forschungszwecken einen Knochen des Stimmtrakts – das Zungenbein – genauer unter die Lupe nehmen. Bei Affen setzt das Zungenbein an einen sogenannten Luftsack an, wodurch Töne schwerer und tiefer klingen. Unsere Vorfahren, die vor 3,3 Millionen Jahren lebten, sollen noch den Affen ähnliche Zungenbeine und daher auch Luftsäcke gehabt haben. Auch beim Homo erectus vor einer Million Jahren soll das so gewesen sein, die Neandertaler und wir dagegen besaßen bzw. besitzen eine derartige „Vorrichtung“ heute nicht mehr. 

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Um herausfinden, wie Laute früher durch den Luftsack klangen, entwickelte Dr. de Boer Plastikmodelle von Mund, Zunge und Rachen. Durch diese beförderte er Luft, um verschiedene Vokallaute entstehen zu lassen. Einige der Modelle verfügten auch über einen  Luftsack. Dr. de Boer spielte dann die Klänge verschiedenen Personen vor und bat sie, sie als Vokale zu identifizieren. Lagen sie richtig, wurde anschließend der Ton erneut produziert, diesmal allerdings mit Lärm unterlegt, um das Erkennen schwieriger zu machen, berichtete die Zeitschrift „The New Scientist“. Durch dieses Experiment zeigte sich, dass Geräusche aus Röhren ohne Luftsäcke – als Nachahmung des heutigen Stimmtrakts – wesentlich klarer waren.

Die Befunde unterstützten die These, dass zur Produktion von komplexeren Lauten zugunsten einer besseren Kommunikation die Luftsäcke verschwanden, so Ann MacLarnon von der Universität Roehampton in London. Dadurch sei es möglich, mehr Informationen zu teilen, was wiederum die Chancen auf ein Überleben in der gefährlichen Welt verbesserte. 

Nachdem laut Dr. de Boer vor etwa einer Million Jahren das erste Wort „Duh“ oder alternativ „Buh“ entstand, war es den Menschen nach Verlust der Luftsäcke möglich, komplexere Laute zu produzieren. Neandertaler, die vor etwa 200.000 bis 300.000 Jahren lebten, konnten wahrscheinlich sogar schon recht gut sprechen. Dafür spreche auch, dass sie in ihrem Alltag gefährliche Tiere wie Mammuts und Nashörner gejagt hätte, so Dr. de Boer: „Ich glaube nicht, dass sie das ohne ein ziemlich gutes Kommunikationssystem tun hätten können.“

Faulpelz Homer muss derartigen Tätigkeiten heute nicht mehr nachgehen – und so reicht dem gelben Familienvater auch sein Urzeit-„Doh!“.

 

Video: © Matt Groening / YouTube