Weltuntergang: Verschwörungstheorien im Wahrheits-Check

Mehrere Sonneneruptionen im vergangenen Jahr, diverse besonders große Asteroiden, die der Erde angeblich ungewöhnlich nahe kamen und Voraussagen für zukünftige Vulkanausbrüche: Verschwörungstheoretiker haben derzeit genug Futter für düstere Weltuntergangs-Szenarien. Doch können Kometen, Sonnenstürme und Super-Vulkane wirklich für das Ende der Welt verantwortlich sein? Experten machten für Yahoo! Nachrichten den Wahrheits-Check.


1. Meteoriten und Asteroiden


Ob riesige Steinbrocken, die in Filmen wie „Armageddon“ oder „Deep Impact“ vom Himmel fallen oder die Alvarez-Hypothese – eine Theorie, laut der ein Asteroid oder Komet das Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren bedingte: Meteoriten und andere Himmelskörper stehen hoch im Kurs, wenn es um Katastrophen-Szenarien geht.

Der letzte Meteorit, der auf die Erde prallte, richtete tatsächlich großen Schaden an. Im Jahr 1908 über Sibirien abgestürzt, machte der Steinbrocken in der Nähe des Flusses Tunguska 80 Millionen Bäume platt. „Ein derartiger Vorfall setzt aufgrund der Einschlagstärke Energien vom Ausmaß einiger Megatonnen Trinitrotoluol frei“, erklärt uns ein Mitarbeiter der NASA. Bei Trinitrotoluol handelt es sich um Sprengstoff. „Die Atombombe von Hiroshima setzte umgerechnet etwa 15 Kilotonnen TNT frei. Das heißt, dass selbst relativ kleine Asteroiden denselben Schaden anrichten, zu dem eine große Atomwaffe imstande wäre.“

Russische Wissenschaftler treffen folgende apokalyptische Vorhersage: Im April 2036 könnte der Asteroid Apophis mit der Erde kollidieren. Insgesamt jedoch schätzen Forscher die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenpralls auf eins zu 233.000. „Wie groß die Bedrohung wirklich ist, die von dem Asteroiden ausgeht, wird man nicht vor 2028 feststellen können, wenn er sich unserem Planeten nähert“, sagte Sergei Smirnov, Sprecher des Pulkowo-Observatoriums in St. Peterburg. „Wenn er einschlägt, wird unser Planet mit einem Desaster am Festland und einer schwerwiegenden Klimaveränderung konfrontiert. Und sollte der Asteroid in einen Ozean stürzen, könnte die Katastrophe weltweite Auswirkungen haben.“ Vom Weltuntergang ist hingegen nicht die Rede.

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2. Sonnenstürme

Sonnenstürme wie jener, der zu Beginn des Jahres 2011 stattfand, ereignen sich durchschnittlich alle elf Jahre. Der Grund: Das Magnetfeld der Sonne kehrt sich um. Der aktuelle Sonnenzyklus nähert sich bis zum Jahr 2013 seinem Maximum. Durch starke Sonneneruptionen werden dann Geysire von heißem Gas und riesige Mengen geladener Teilchen ins All ausgestoßen. Die Teilchen dringen ins Magnetfeld der Erde ein und beeinträchtigen unterwegs deren elektrische Felder.

Im Jahr 1859 fand eine acht Tage andauernde Sonneneruption, genannt Carrington-Eruption, statt. Sie soll weltweit Telegrafen beschädigt und Gebäude in Brand gesetzt haben. Nach Informationen der National Academy of Sciences könnten Sonneneruptionen gegenwärtig innerhalb von 90 Sekunden 300 wichtige Transformatoren außer Gefecht setzen und 130 Millionen Menschen den Strom „abdrehen“. Dennoch: „Es ist etwas radikal, zu behaupten, dass Sonneneruptionen die Welt untergehen lassen können“, erklärt uns eine NASA-Mitarbeiterin. „Doch was die Auswirkungen auf uns Menschen anbelangt, sind sie sehr zerstörerisch; sie können Kommunikationstechniken wie Stromleitungen und GPS-Systeme zerstören, von denen wir stark abhängig sind.“

3. Ausbruch eines Super-Vulkans

Der Ausbruch des isländischen Vulkans Fimmvorduhals in der Nähe des Gletschers Eyjafjallajökull  im Jahr 2010 brachte den Luftverkehr im Norden Europas zum Erliegen. Doch dieser zählt nicht zu den Super-Vulkanen, deren Eruptionen weitaus größere Schäden anrichten können. Der Grund: Sie besitzen eine besonders große Magmakammer und hinterlassen riesige Einbruchkessel im Boden, zudem haben sie eine extrem hohe Auswurfmenge. Vulkanologen zufolge ereignete sich der letzte Ausbruch eines Supervulkans vor gut 75.000 Jahren im indonesischen Sumatra. Laut Verschwörungstheoretikern kamen damals mehrere Tausend Menschen um, und ein Drittel aller Pflanzen in der nördlichen Hemisphäre wurde zerstört.

Einige Forscher ziehen in Erwägung, dass einer der größten Vulkane der Welt – der Yellowstone in Wyoming – ausbrechen könnte. Und tatsächlich zeigt der Super-Vulkan erhöhte Aktivität. Die letzte Eruption liegt 640.000 Jahre zurück – eine weitere würde das Klima spürbar abkühlen und weltweit Ernteausfälle verursachen. Lava und Asche würden nach Ansicht von Experten ganz Nordamerika verwüsten. Eine Studie, durchgeführt vom Geophysiker Wu-Lung Chang von der Universität Utah in Salt Lake City, ergab im Jahr 2007, dass sich unter dem Yellowstone Magma sammelt. Für den Wissenschaftler ein Beweis, dass der Super-Vulkan eines Tages wieder ausbrechen wird. Die Erde wird davon jedoch nicht untergehen.

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4. Globale Erwärmung

Die globale Erwärmung geht weiter – diverse Klimatologen warnen davor, dass die Oberfläche unseres Planeten in 50 Jahren komplett anders aussehen wird, als wir sie bisher kannten. Nach Informationen des Weltklimarats Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist es jedoch noch nicht zu spät, die Erde zu retten. Das Worst-Case-Szenario sieht nach Einschätzung der Organisation wie folgt aus: Sollten die Temperaturen nur um sechs Grad ansteigen, sterben die Regenwälder aus, wird die Fruchtbarkeit vieler Böden zerstört und die Antarktis selbst im Winter eisfrei sein. In London wird es nach Informationen der IPCC so heiß sein wie heute in Kairo, und Tokio, New York und Shanghai werden überflutet.

„Höhere Temperaturen und steigende Wasserstände, die aus dem Klimawandel resultieren, könnten manche Teile der Welt unbewohnbar machen – doch es wäre wissenschaftlich nicht korrekt, den Klimawandel in dieselbe Weltuntergangs-Kategorie zu stecken wie den Einschlag eines großen Asteroiden“, erklärte ein Sprecher der Wissenschaftlervereinigung The Union of Concerned Scientists (UCS).

5. Polsprung

Eine weitere, wissenschaftlich jedoch nicht bestätigte Katastrophentheorie lautet: Am 21. Dezember 2012 findet ein Polsprung statt. Zu den Überbringern dieser Horror-Botschaft zählen diverse Astronomen sowie eine uralte Maya-Prophezeiung. An besagtem Datum endet der aktuelle Maya-Kalender – was einigen Verschwörungstheoretikern schon ausreicht, um anzunehmen, dass damit der Weltuntergang einhergeht. Zusätzlich soll den Verschwörungstheoretikern zufolge dann die Erde auf einer Linie mit der Sonne und dem Zentrum der Milchstraße stehen. Angebliche Konsequenz: Eine Umkehrung des Magnetfeldes der Erde findet statt, der gesamte Erdmantel bewegt sich innerhalb weniger Tage, wodurch Nord- und Südpol die Seiten wechseln. Der schnelle Wechsel soll weltweite Erdbeben, Tsunamis und globale Klimaveränderungen auslösen und letztendlich zum ultimativen Desaster führen – ähnlich dem Szenario aus Roland Emmerichs Endzeit-Film „2012“.

So eine Polverschiebung ist an sich nichts Neues: Forscher gehen davon aus, dass sich das Magnetfeld der Erde in der Vergangenheit schon hunderte Male auf den Kopf gestellt hat. Durchschnittlich alle 250.000 Jahre tauschen Nord- und Südpol ihre Plätze. Die letzte Umkehr des Erdmagnetfeldes ereignete sich vor rund 780.000 Jahren. Statistisch gesehen ist die nächste also längst überfällig. Dass sie innerhalb weniger Tage vonstatten gehen wird, ist jedoch höchst unrealistisch. Auch von Seiten der NASA kommen beruhigende Nachrichten: Eine Polverschiebung zieht nicht den Weltuntergang nach sich. „Im Jahr 2012 wird sich auf der Erde nichts Schlimmes ereignen. Unser Planet ist seit über vier Milliarden Jahren wohlauf, und weltweit ist glaubwürdigen Wissenschaftlern nichts von einer Bedrohung im Jahr 2012 bekannt“, stellte ein NASA-Forscher richtig. Die Erde werde 2012 nicht die galaktische Ebene kreuzen – und selbst wenn dies der Fall wäre, wären die Auswirkungen auf der Erde zu vernachlässigen.