Der 1. Mai: Die blutigen Ursprünge des Internationalen Tages der Arbeit
Der 1. Mai, der jedes Jahr an genau diesem Tag begangen wird, ist zwar in weiten Teilen Europas ein gesetzlicher Feiertag, doch seine Ursprünge liegen auf der anderen Seite des Atlantiks.
Im Jahr 1884 erklärten die amerikanischen Gewerkschaften auf einem Kongress in Chicago aus Frustration über die ausbeuterischen Praktiken der Arbeitgeber, dass ab dem 1. Mai 1886 acht Stunden einen Arbeitstag ausmachen würden. Sollte diese Forderung nicht erfüllt werden, kündigten sie an, dass die Arbeitnehmer:innen in den gesamten USA streiken würden.
Weil die Arbeitgeber darauf nicht eingingen, geschah, wie angekündigt, zwei Jahre später genau das.
Am 1. Mai 1886 legten schätzungsweise 300 000 Arbeiter die Arbeit nieder, und in den nächsten Tagen folgten Tausende weitere. In Chicago, dem damaligen Epizentrum der amerikanischen Arbeiterbewegung, gingen die Arbeiter:innen und ihre Familien auf die Straße.
Dann wurde es blutig: Während einer Demonstration auf dem Haymarket Square am 4. Mai, also drei Tage später, wurde eine Bombe in die Reihen der Polizei geworfen, woraufhin die Beamten in die Menge schossen.
Die Zahl der Toten auf beiden Seiten ist bis heute umstritten. Mindestens sieben Zivilisten und mindestens sieben Polizisten sollen umgekommen sein.
Die Internationale Sozialistische Konferenz 1904 in Amsterdam rief dann die proletarischen Organisationen in allen Ländern auf, am 1. Mai die Arbeit niederzulegen. Sozialistische, kommunistische und anarchistische Gruppen folgten dem Aufruf erfolgreich.
Heute ist der Tag in mehr als 80 Ländern ein nationaler Feiertag.
Verwirrenderweise ist der 1. Mai in den USA jedoch kein gesetzlicher Feiertag: dort wird der Tag der Arbeit am ersten Montag im September begangen, was auf die Ursprünge dieses Tages zurückzuführen ist.
Dennoch begehen US-amerikanische Arbeitnehmer:innengruppen den 1. Mai häufig mit Protesten und öffentlichen Demonstrationen.