10 Fakten: Nach Makatsch-Aus: Die größten "Tatort"-Aufreger der letzten zehn Jahre

Das war eine echte "Tatort"-Überraschung. Eine der TV-Kommissarinnen verliert ihren Job und zwar nicht freiwillig. Das war nicht der einzige große "Tatort"-Aufreger der letzten zehn Jahre.

Ellen Berlinger (Heike Makatsch) im Einsatz.
© SWR/Julia Terjung
Ellen Berlinger (Heike Makatsch) im Einsatz. © SWR/Julia Terjung

Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern soll gespart werden und gleichzeitig soll das angestaubte analoge Fernsehen konkurrenzfähig mit den Streaming-Anbietern gemacht werden. Dabei wird auch vor den größten Institutionen nicht Halt gemacht. Das bekam zuletzt Heike Makatsch zu spüren. Die 51-jährige Schauspielerin muss ihre Rolle als Mainzer "Tatort"-Kommissarin abgeben, ihr fünfter Fall wird ihr letzter als Ermittlerin sein, wie der SWR mitteilte.

Das regte die "Tatort"-Gemeinde in den letzten zehn Jahren auf

Grund für das überraschende Aus sind laut des Senders finanzielle Gründe. Bei den Fans des Mainz-Krimis sorgt die Entscheidung für große Enttäuschung. Es ist ist nicht das erste Mal, dass redaktionelle Entscheidungen bei der beliebten Sonntagabendsendung für große Aufregung sorgten. Meistens sorgten gewagte Formate oder waghalsige Storys für Empörung vor den Bildschirmen

Ballermann im Kinoformat

Wenn Tschiller kommt, wird geballert. Til Schweiger als Hamburg-Kommissar. 
© NDR/Marion von der Mehden
Wenn Tschiller kommt, wird geballert. Til Schweiger als Hamburg-Kommissar. © NDR/Marion von der Mehden

Seit seinem Debüt im Jahr 2013 spaltet Til Schweiger die "Tatort"-Community. Damals trat der Erfolgsregisseur mit "Willkommen in Hamburg" zum ersten Mal als ehemaliger SEK-Polizist Nick Tschiller, der sich im Zweifelsfall im Alleingang durch die Gangsterwelt der Hansestadt ballert. Das Action-Kino sollte den TV-Krimi aus der Piefigkeit befreien, aber bei den Zuschauer*innen traf er dabei auf gemischte Reaktionen. Während die Premiere mehr als zwölf Millionen Menschen sehen wollten, erreichten die fünf weiteren Folgen eher Durchschnittswerte. Dafür schaffte es der Tatort "Tschiller - Off Duty" 2017 sogar ins Kino - allerdings mit mäßigem Erfolg

Leichenrekord mit Tukur

Ein Jahr später gab es aber die meisten Leichen nicht beim schießwütigen Tschiller in Hamburg, sondern in Wiesbaden. Dort zählten 2014 scharfe Beobachter*innen zwischen 47 und 54 Leichen bei der Folge "Im Schmerz geboren". In jedem Fall ein Rekord für den gewohnten 1-Leichen-Erzählrhythmus. Allerdings war die Gewaltorgie wie alle Murot-"Tatorte" mit Humor zu nehmen. Denn die Folge war in einer Mischung zwischen Spaghettiwestern und Tarantino inszeniert und forderte den Traditionsfans einiges ab. Ulrich Tukur darf sich als Kommissars Murot schon auch mal ans Klavier setzen oder sich mit seinem Gehirntumor unterhalten. Die einen lieben den experimentellen Ansatz, die anderen schreckt das eher ab.

Späte Ausstrahlung zum Schutz der Jugend

Im gleichen Jahr sorgte man sich beim WDR wohl um das Seelenheil der jüngeren Zuschauer. Jedenfalls verschob man den Kölner-"Tatort" "Franziska" auf den ungewohnten späten Sendeplatz um 22 Uhr. Der Grund: Ein brutaler Entführer nimmt die Assistentin der beiden Kommissare Ballauf und Schenk als Geisel in einem Gefängnis. Dort foltert er die von Tessa Mittelstaedt gespielte Franziska Lütgenjohann und erwürgt sie schließlich mit einem Plastikkabel - das war den Verantwortlichen zu viel und sie verbannten die Folge in die Nacht.

Expliziter Sex in Ludwigshafen

Die Szene aus "Du gehörst zu mir" in der Umkleidekabine eines Fitness-Studio in Ludwigshafen sorgte 2016 für Aufregung. Nicht nur wirkten die Aufnahmen fast wie in einem Porno, die Angestellte filmt sich und den Kunden auch noch beim Akt mit ihrem Handy und teilt die heiklen Szenen danach im Internet. An dem expliziten Inhalt nahmen zahlreiche Zuschauer*innen Anstoß.

Münchener Porno-Ermittlungen

Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) sind als dienstälteste "Tatort"-Kommissare einiges gewohnt. Doch im Jahr 2017 schickten sie die Drehbuchautor*innen ins Münchener Porno-Milieu. In "Hardcore" witzeln sie sich durch allerlei Peinlichkeiten, so dass es danach eher bei einem Skandälchen blieb, als dass es wirklich viel Aufregung um das heiße Thema gab. Immerhin wurden die ARD-Zuschauer*innen so mit dem Begriff "Bukake" bekannt gemacht. Interessanterweise durfte die Folge ganz regulär um 20:15 ausgestrahlt werden.

Brutaler Hundemord

Diese "Tatort"-Folge gehört wohl zu den umstrittensten der letzten Jahre. Im Schwarzwald ging es in "Für immer und dich" im Jahr 2019 um sexuellen Missbrauch an einer Minderjährigen. Doch worüber sich die zahlreichen entsetzen Beschwerden echauffierten war nicht der Inhalt der Ermittlungen des Teams Berg und Tobler. Es war der ausführlich gezeigte brutale Mord an einem Hund. Der erschlagene Vierbeiner erhitzte die Gemüter derart, dass viele Zuschauer*innen in den sozialen Medien damit drohten, den Sonntagskrimi von nun an ganz zu boykottieren. Später erhielt die Folge von Regisseurin Julia von Heinz beim Fernsehfilmfestival Baden-Baden sogar einen Preis.

Nackte Kommissare in Freiburg

Das Ermittlerduo Friedemann Berg und Franziska Tobler, gespielt von Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner sorgt regelmäßig für Eklats.
Bild: SWR/Alexander Kluge
Das Ermittlerduo Friedemann Berg und Franziska Tobler, gespielt von Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner sorgt regelmäßig für Eklats. Bild: SWR/Alexander Kluge

In "Ich hab im Traum geweinet" sorgte schon wieder das Schwarzwald-Duo für einen Eklat. Regisseur Jan Bonny schickte Tobler (Eva Löbau) und Berg (Hans-Jochen Wagner) 2020 in eine Tour de Force durch die Freiburger "Fastnet"-Feierei. Dabei gab es die Kommissare nackt zu sehen und ausführlich gezeigte Sex- und Gewalt-Szenen. Auch dieser "Tatort" durfte übrigens um viertel nach acht laufen.

Klamauk im Jenseits

Axel Prahl und Jan Josef Liefers als Kommissare Thiel und Boerne sind selbst in der Vorhölle noch die beliebtesten TV-Ermittler. 
Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost
Axel Prahl und Jan Josef Liefers als Kommissare Thiel und Boerne sind selbst in der Vorhölle noch die beliebtesten TV-Ermittler. Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost

Während Murot in Wiesbaden für das Skurile zuständig ist, kümmert sich das Müsteraner Duo Thiel und Boerne um den Humor im "Tatort"-Kosmos. Doch im Jahr 2020 dürften sie die große Fangemeinde nachhaltig irritiert haben. Denn Boerne (Jan Josef Liefers) befindet sich in der ganzen Folge "Limbus" in eben jenem: Also dem Ort zwischen den Welten der Lebenden und der Toten. Dort setzt er sich nicht nur mit seiner eigenen Sterblichkeit auseinander, sondern begegnet auch der verstorbenen Assistentin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) wieder. Der philosophisch-religiöse Krimi aus der Vorhölle war mit 13,15 Millionen Zuschauer*innen der zweiterfolgreichste TV-Sendung des Jahres.

Kommissar als Geist

Um den Zustand zwischen Leben und Tod ging es 2021 auch in Weimar. Lange durften die Fans des Dups Dorn und Lessing auf eine wundersame Rettung des angeschossenen Kommissars hoffen. Um so größer dürfte der Schock gewesen sein, als sich Christian Ulmens Lessing am Ende der Folge "Der Feine Geist" als Wesen aus dem Jenseits entpuppte, der tatsächlich bereits tot war. Eine Fortsetzung des beliebten Duos mit einer lebendigen Kira Dorn (Nora Tschirner) und Geist-Partner gab es leider nicht.

Massen-Abwanderung der "Tatort"-Kommissare

Heike Makatsch ist nicht die einzige Kommissarin, von der sich die Zuschauer*innen verabschieden müssen. Allerdings nahm eine ganze Reihe von Ermittlerin ihren Abschied in den letzten Monaten freiwillig. Andreas Leopold Schadt spielte den Kommissar Sebastian Fleischer in Franken seit 2015. Im vergangenen Jahr stieg er überraschend aus. "Ich war nicht mehr so zufrieden mit meinem Einsatz", sagte er gegenüber dem BR. Nachdem auch Anna Schudt in Dortmund durch einen dramatischen Tod in der Folge "Liebe mich" aus dem TV-Dienst ausschied, kündigten in diesem Frühjahr mit Axel Milberg und Karin Hanczewski zwei weitere etablierte Ermittler*innen das Ende ihrer Laufbahn an. Milberg war zwei Jahrzehnte als Kieler Kommissar Borowski dem Verbrechen auf der Spur und äußerst beliebt. Hanczewski ermittelte seit 2915 im Dienst des Dresdner Teams. Beide werden 2025 ein letztes Mal zu sehen sein.