10 Fakten: Was Sie über J. Robert Oppenheimer vielleicht noch nicht wussten

Seit Christoph Nolans neuer Film weltweit im Kino läuft, ist sein Name wieder in aller Munde: J. Robert Oppenheimer. Über den US-amerikanischen Physiker, der als "Vater der Atombombe" bezeichnet wird ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden.

J. Robert Oppenheimer (1904 - 1967) gilt als
J. Robert Oppenheimer (1904 - 1967) gilt als "Vater der Atombombe". (Bild: Keystone/Getty Images)

 

Wir haben zehn interessante Fakten über den außergewöhnlichen Wissenschaftler zusammengesammelt.

Wofür steht das "J," in seinem Namen?

J. Robert Oppenheimer stammt von deutschen Einwanderern ab. Sein Vater, ein jüdischer Textilimporteuer, kam im Jahr 1988 aus dem hessischen Hanau in die USA. Oppenheimer kam am 22. April 1904 in New York City zur Welt. Für sein Studium kehrte Oppenheimer in die Heimat seines Vaters zurück und studierte in Göttingen Quantenphysik, welche damals in den USA noch nicht gelehrt wurde. Das "J." in seinem Namen, welches Oppenheimer immer abkürzte, da es für "nichts" stehen würde, ist ein Kürzel für Julius, der Vorname seines Vaters.

Seine Ehefrau war Kommunistin und vorher bereits drei Mal verheiratet

Oppenheimers Ehefrau, Katherine "Kitty" Puening wurde 1910 in Recklinghausen geboren und wanderte 1913 als Zweijährige mit ihren Eltern aus Deutschland in die USA ein. 1928 schrieb sie sich an der Universität in Pittsburgh ein. 1930 reiste sie nach Europa um dort zu studieren, wobei es Zweifel gibt, ob sie Uni-Kurse besuchte. Allerdings lernte sie Frank Ramseyer kennen, der in Paris Musik studierte. Am 24. Dezember 1932 heiratete das Paar vor einem Friedensrichter in Pittsburgh, doch schon ein Jahr später wurde die Ehe wieder annulliert.

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Kurz darauf lernte Puening auf einer Silvesterparty Joseph Dallet Jr., den Sohn eines wohlhabenden Geschäftsmannes kennen, der seit 1929 Mitglied der Kommunistischen Partei Amerikas war, der Puening ebenfalls beitrat, bevor sie die Partei 1939 wieder verließ. Nach der Trennung von Dallet Jr. im Jahr 1936 war Puening noch ein drittes Mal verheiratet (diesmal mit dem Arzt Richard Stewart Harrison) , bevor sie bei einer Gartenparty im August 1939 J. Robert Oppenheimer kennenlernte.

Das Paar heiratete am 2. November 1940, einen Tag nach dem sich Puening von Harrison scheiden ließ.

J. Robert Oppenheimers Ehefrau
J. Robert Oppenheimers Ehefrau "Kitty" (Bild: CORBIS/Corbis via Getty Images)

Oppenheimer war in der Lage, Sanskrit zu lesen

Oppenheimer war vielseitig interessiert. Neben der Kunst, seine Mutter Ella war Kunsterzieherin, und der Psychoanalyse von Sigmund Freund konnte sich Oppenheimer vor allem für alte Sprachen begeistern. An der Universität lernte er Griechisch, altindisches Sanskrit beherrschte er nach einer Weile so gut, dass er in der Lage war, hinduistische Schriften wie die Bhagavad Gita im Original lesen zu können. Aus dieser Schrift stammte auch sein berühmtestes Zitat, in dem er sich als "Zerstörer der Welten" sieht.

Zunächst studierte Oppenheimer Chemie und nicht Physik

Im Jahr 1922 nahm Oppenheimer an der Universität Havard sein Studium auf. Sein Hauptfach war zunächst Chemie, nebenbei besuchte er auch Vorlesungen in künstlerischen Fächern wie Kunst und Literatur sowie Architektur. Erst im dritten Studienjahr konnte Professor Percy Bridgman Oppenheimer für die Physik begeistern. Nach experimentellen Arbeiten an der Cambridge Universität, kam es zu einer persönlichen Krise, die Oppenheimer psychologisch behandeln ließ. Danach wandte er sich der theoretischen Physik zu und lernte von Oktober 1926 bis Juni 1927 als Forschungsstudent an der Georg-August-Universität Göttingen.

Nach seinem Abschluss veröffentlichte er einige Arbeiten über Quantenphysik, die es ihm ermöglichten, an der Göttinger Universität bei Max Born sein Doktorat zu machen, in einem der Zentren für die "neue" Quantenphysik.

Als Student wollte Oppenheimer seinen Professor vergiften

Im Alter von 21 lag Oppenheimer im Streit mit seinem Dozenten Patrick Blackett, welcher Oppenheimer dazu drängte, sich mehr mit der Arbeit im Labor zu beschäftigen. Der Zwist gipfelte darin, dass Oppenheimer, der zu dieser Zeit mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte, einen vergifteten Apfel auf Blacketts Tisch legte. Da Blackett den Apfel nicht aß, blieb der "Mordversuch" für Oppenheimer ohne Folgen, er begab sich allerdings in Behandlung.

Er berechnete das Ende von Sternen

Die Quantenphysik steckte in den 30er-Jahren noch in den Kinderschuhen. Oppenheimer gehörte zur zweiten Generation von Physikern, die sich mit diesem Feld der Physik beschäftigten. Neben quantenphysikalischen Arbeiten zu Molekülen, die heute noch Oppenheimers Namen tragen, sind es vor allem Forschungen zu Schwarzen Löchern, die heute als herausragend gelten.

Oppenheimer stellte Berechnungen an, wie Sterne am Ende ihres Lebens in sich zusammenstürzen. Den Begriff "Schwarzen Loch" gab es damals allerdings noch nicht, dieser wurde erst im Jahr 1967 vom US-Physiker John Wheeler vorgeschlagen.

Aufnahme des Schwarzen Loch Sagittarius A*.  Oppenheimer berechnet einst, wie das Leben von Sternen zu Ende geht, Den Begriff
Aufnahme des Schwarzen Loch Sagittarius A*. Oppenheimer berechnet einst, wie das Leben von Sternen zu Ende geht, Den Begriff "Schwarzes Loch" gab es damals allerdings noch nicht. (Bild: EHT Collaboration/National Science Foundation/Handout via REUTERS)

Oppenheimer wollte ein Atombomben-Wettrüsten verhindern

Noch während der Arbeiten am "Manhattan-Projekt", der Entwicklung der Atombombe in Los Alamos, kam das Forschungsteam zu der Erkenntnis, dass sich Energie nicht nur durch sie Spaltung schwerer Atomkerne gewinnen ließ, sondern auch durch die Verschmelzung leichter Kerne. Allerdings ist für eine solche Fusionsreaktion extremer Druck notwendig, den man damals technisch noch nicht bewerkstelligen konnte. Doch ausgerechnet die von Oppenheimer und seinem Team entwickelte Atombombe sollte dieses Problem lösen, in dem sie als Zünder für Wasserstoffbomben dienen.

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Nach dem Oppenheimer allerdings die Folgen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki sah, wollte er verhindern, dass noch weitere Bomben entwickelt werden und plädierte daher für Abkommen und Abrüstung. Doch ausgerechnet Edward Teller, der Teil des "Manhattan-Projekt" war, lieferte später maßgebliche Beiträge für die Konstruktion der ersten US-Wasserstoffbombe, u.a. das Teller-Ulam-Design.

Nach Kriegsende wurde Oppenheimer plötzlich berühmt

Das "Manhattan-Projekt" fand unter strengster Geheimhaltung statt. Erst nach Ende des 2. Weltkriegs wurde bekannt, welch wichtige Rolle Oppenheimer bei der Entwicklung der Atombombe spielte. Diese Offenlegung machte den Physiker schlagartig berühmt. Sein Gesicht war auf dem Cover des "Time"-Magazins zu sehen und er absolvierte zahlreiche Auftritte in der Öffentlichkeit. Seine Geschichte inspirierte zahlreiche Schriftsteller, deren Thema häufig Oppenheimers Scheitern bei der Durchsetzung von Rüstungskontrollen war.

Für seine Arbeit am "Manhattan-Projekt" erhielt er die Medal for Merit, die damals höchste zivile Auszeichnung der USA. Doch wegen seiner Kontakte zu Kommunisten (seine Frau Katherine war jahrelang Parteimitglied) wurde er später diskreditiert.

Er war stets der Überzeugung, richtig gehandelt zu haben

"Jetzt bin ich zum Tod geworden, dem Zerstörer der Welten" – diese Zeile aus dem spirituellen Gedicht Bhagavad Gita sollen Oppenheimer nach eigenen Angaben durch den Kopf gegangen sein, als die Atombombe Realität wurde.

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Er war immer davon überzeugt, mit dem "Manhattan-Projekt" richtig gehandelt zu haben und ging bis zu seinem Tod davon aus, dass die Schrecken, welche die Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki auslösten, in Zukunft schlimmere Kriegshandlungen verhindern könnten.

Oppenheimer starb an Kehlkopfkrebs

Oppenheimer war Kettenraucher. Fotografien, auf denen der Physiker eine Zigarette oder eine Pfeife im Mund hat, sind keine Seltenheit. Im Jahr 1965, also 20 Jahre nach dem Ende des "Manhattan-Projekt" wurde bei Oppenheimer Kehlkopfkrebs diagnostiziert, dem er am 18. Februar 1967, im Alter von 62 Jahren, erliegen sollte. Der Physiker war nicht der einzige Mitarbeiter des Atombomben-Projekts, der später an Krebs erkrankte. Ein Zunahme von Krebserkrankungen unter den Projekt-Mitarbeitern durch deren Umgang mit Plutonium ist wissenschaftlich belegt.

 J. Robert Oppenheimer war Kettenraucher und starb mit 62 an Kehlkopfkrebs.(Bild: CORBIS/Corbis via Getty Images)
J. Robert Oppenheimer war Kettenraucher und starb mit 62 an Kehlkopfkrebs.(Bild: CORBIS/Corbis via Getty Images)

VIDEO: Cillian Murphy: J. Robert Oppenheimer war "naiv"