100 Jahre Tradition: Das ist die kleinste Bank der USA

Das ist ein richtiges Fundstück für jeden, der mit Online-Banking nichts anzufangen weiß. In der kleinsten Bank der USA läuft alles noch genau so ab, wie früher.

Die kleinste Bank der USA hat nicht mal einen Geldautomaten. (Symbolbild: Getty)
Die kleinste Bank der USA hat nicht mal einen Geldautomaten. (Symbolbild: Getty)

Was dieser Bank an Finanzpower und Modernität fehlt, das macht sie durch Tradition und Kundennähe locker wett. "Kentland Federal Savings and Loan" ist die wohl kleinste Bank der USA und hat weder eine Website noch Online-Banking. Nicht mal einen Geldautomaten finden die Kunden dort. Doch dafür gibt es die Bank bereits seit mehr als einhundert Jahren in der Kleinstadt Kentland im Bundesstaat Indiana. Und eine weitere Besonderheit bietet sie ihren Kunden: Es gibt keine Kontogebühren.

Die Nachrichtenseite "Bloomberg" stellte fest, dass die Bank insgesamt lediglich Assets im Wert von drei Millionen US-Dollar verwaltet und damit das kleinste offizielle Bankinstitut der USA ist. Die "Kentland Federal Savings and Loan" ist Teil der "Independent Community Bankers of America" (ICBA), in der sich zahlreiche kleinere US-Banken zusammengeschlossen haben.

Offline-Banking als Prinzip

Im Internet findet man wenig Informationen, denn das kleine Institut ist nicht online vertreten. Auch sonst läuft vieles wie in alten Zeiten. Gegründet wurde die Bank im Jahr 1920, seitdem ist sie in der Hand der selben Familie geblieben. CEO James A. Sammons leitet das Geldinstitut in der vierten Generation. Der 55-Jährige gibt selbst zu, dass er nicht gerade Technik-affin ist. "Computer sind toll - wenn sie funktionieren", verriet er "Bloomberg" im Interview. Außer ihm selbst arbeiten in der Bank nur noch eine weitere Angestellte.

"Es geht um das Zwischenmenschliche"

Ihre Kunden bekommen noch ganz viel persönliche Aufmerksamkeit und können alle Dokumente per Hand und auf Papier ausfüllen. Schecks werden nicht digital, sondern mit einer altertümlichen Coding-Maschine bearbeitet. Ob es ein Kreditantrag, eine Überweisung oder eine Kontoeröffnung ist - extra Gebühren fallen dabei nicht an. Dazu gehe immer jemand persönlich ans Telefon, um Anrufer zu beraten. "Ohne zu sentimental zu werden, es geht um die menschlichen Beziehungen, die ein Finanzinstitut möglich macht, das größtmöglichen Wert darauf legt, so viel wie es geht offline zu arbeiten", glaubt Sammons.

Das Ende der kleinen Bank ist absehbar

Mit dieser Strategie überlebte die Bank schon so manche Stürme, die weit größere Institute zum Zusammensturz brachten. Selbst die Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre überstand "Kentland Federal Savings and Loan" weitgehend unbeschadet und blieb sogar im Gegensatz zu vielen Konkurrenten durchgehend geöffnet.

Doch all zu lange wird es die kleine Bank wohl nicht mehr geben. Von Sammons' vier Söhnen will keiner das Familiengeschäft übernehmen. Und von den alten Kunden, die Wert auf einen zwischenmenschlichen Kontakt bei ihrer Bank legen, sterben immer mehr weg. Die jüngere Generation hat auch in Indiana vermehrt auf Online-Banking umgestellt. "Wenn ich fertig bin - egal ob die Regulatoren uns unter Druck setzen oder ich aufhöre - werden wir wohl übernommen", glaubt der Banker.