200 Tonnen Lebensmittel: Ein Hilfsschiff auf dem Weg von Zypern nach Gaza
Das mit rund 200 Tonnen Lebensmitteln beladene Hilfsschiff "Open Arms" der gleichnamigen Hilfsorganisation konnte von Zypern aus in See stechen und ist nun auf dem Weg in den Gazastreifen. Das teilte die internationale Hilfsorganisation "World Central Kitchen" mit, die das ganze auf die Beine gestellt hat.
Es war mit großer Verspätung von Larnaka ausgelaufen, ursprünglich sollte es schon am Wochenende starten. "Open Arms" und die Wohltätigkeitsorganisation "World Central Kitchen", die hinter der Aktion stehen, hatten in den sozialen Netzwerken Videos vom Moment des Ablegens veröffentlicht.
"World Central Kitchen", die von Starkoch José Andrés gegründete Wohltätigkeitsorganisation, teilte auf der Social-Media-Plattform X mit, dass das Schiff am Dienstag in See gestochen sei.
In dem Küstenstreifen und dort vor allem im verwüsteten Norden werden fünf Monate nach Beginn des Krieges zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas Hunger und Not immer schlimmer. Ende Februar war es bei einer der seltenen Hilfslieferungen für die Stadt Gaza zu einer Katastrophe mit mehr als 100 Toten kommen. Israelische Soldaten feuerten damals in eine große Gruppe Palästinenser, die Hilfspakete von einem Konvoi herunterzerren wollten.
Internationaler Seekorridor nach Gaza
Die Lieferung ist ein Test für die Öffnung eines Seekorridors für die Lieferung von Hilfsgütern in das Gebiet, in dem sich fünf Monate nach Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas eine Hungersnot ausbreitet.
Die Fahrt könnte bis zu 60 Stunden dauern, da das Schiff langsam fährt. Und die Route ist nicht ungefährlich: Im östlichen Mittelmeer wehen oft starke Winde, es gibt auch starke Strömungen und keine anderen Inseln, die im Falle eines Sturms Schutz bieten könnten.
Der Seekorridor ist unter internationaler Zusammenarbeit entstanden, geführt von Zypern, mit Beteiligung der Vereinigten Arabischen Emirate, der USA, Großbritanniens und der EU.
Schwimmender Hafen vor Küste
Parallel planen die USA gemeinsam mit internationalen Partnern den Bau eines temporären schwimmenden Hafens vor der Küste für das Anliefern der Hilfsgüter.
Dieses ist eine logistische Herausforderung, denn der einzige kleine Fischerhafen in Gaza ist nicht tief genug für grosse Frachstschiffe. Der Aufbau wird jedoch wahrscheinlich noch einige Wochen dauern.
Ein Schiff der US-Armee mit Bauteilen ist ebenfalls bereits in Richtung Gaza unterwegs. Zeitglich haben die USA und viele andere Länder damit begonnen, auch aus der Luft Hilfsgüter abzuwerfen.
Der seit fünf Monaten andauernde Krieg, der durch den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst wurde, hat mehr als 30 000 Palästinenser getötet und etwa 80 % der 2,3 Millionen Einwohner des Gazastreifens vertrieben und zu Binnenflüchtlingen gemacht. Nach Angaben der UNO hungert ein Viertel der Bevölkerung. Bei dem Angriff, der den Krieg auslöste, wurden etwa 1 200 Menschen getötet, und die Kämpfer nahmen etwa 250 als Geiseln.
Hilfsorganisationen berichten, dass es aufgrund der israelischen Beschränkungen, der anhaltenden Feindseligkeiten und des Zusammenbruchs von Recht und Ordnung, nachdem die von der Hamas geführte Polizei weitgehend von den Straßen verschwunden ist, fast unmöglich ist, in weiten Teilen des Gebiets Hilfe zu leisten.