29. Februar: Arbeiten wir an diesem Tag gratis?

Wissenswertes rund um das Schaltjahr 2024

Das Jahr hat diesmal 366 statt 365 Tage. Doch was ist der Grund dafür? Mehr als jeder Zehnte in Deutschland muss bei dieser Frage passen, wie eine Umfrage ergibt.
Das Jahr hat diesmal 366 statt 365 Tage. Doch was ist der Grund dafür? Mehr als jeder Zehnte in Deutschland muss bei dieser Frage passen, wie eine Umfrage ergibt.

Das Jahr 2024 ist ein sogenanntes Schaltjahr - doch mehr als jeder 10. Deutsche kann nicht genau erklären, was das genau ist. Dabei hat der 29. Februar strenggenommen durchaus einige Konsequenzen für Fristen, Finanzen und die Arbeit, die man kennen sollte.

Was genau ein Schaltjahr ist, wissen laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov 13 Prozent der Deutschen nicht. Tatsächlich ist es es auch ein bisschen kompliziert: In allen Jahren, die durch vier teilbar sind, gibt es ein Schaltjahr - außer in den Jahren, die zugleich auch durch 100 teilbar sind. Ist das Jahr wiederum auch durch 400 teilbar, gibt es ein Schaltjahr - so wie es etwa im Jahr 2000 der Fall war. Bis zum Jahr 2096 gibt es übrigens alle vier Jahre ein Schaltjahr - erst 2100 bildet wieder eine Ausnahme (denn 2100 ist durch vier teilbar, aber auch durch 100 - jedoch nicht durch 400).

Der Grund, aus dem der Tag an den Februar angehängt wurde, liegt in der Antike (Grafik: dpa).
Der Grund, aus dem der Tag an den Februar angehängt wurde, liegt in der Antike (Grafik: dpa).

Ein Schaltjahr wirkt sich auf verschiedene Bereiche aus - ob Geburtstage, Arbeitsfristen oder Finanzen. Außerdem gibt es spezielle Bräuche - wir geben hier deshalb einen Überblick über alles Wissenswerte rund um den 29. Februar:

Was genau ist ein Schaltjahr?

In einem Schaltjahr gibt es mit dem 29. Februar einen Tag mehr als üblich - nämlich 366 statt 365 Tage im Jahr. Das liegt daran, dass die Erde für die Sonnenumrundung nicht exakt 365 Tage, sondern genau genommen 365 Tage, fünf Stunden und fast 49 Minuten benötigt. Um diese Abweichung des Sonnenjahrs zum Kalenderjahr auszugleichen, gibt es in der Regel alle vier Jahre einen zusätzlichen Tag. Es wird also quasi ein Tag "hinzugeschaltet", was zu der Bezeichnung Schaltjahr geführt hat.

Der Ursprung des Schaltjahres liegt übrigens in der Antike. Es war Roms Herrscher Gaius Julius Caesar, der alle vier Jahre einen Extratag einführte und entschied, dass der Februar der kürzeste Monat des Jahres sein soll: Denn im römischen Kalender war der Februar der letzte Monat des Jahres und deshalb unbedeutender als die anderen Monate.

Der 29. Februar als „Überarbeitstag“: Arbeiten Angestellte an dem Tag gratis?

Angestellte erhalten im Schaltjahr dasselbe Gehalt wie in den Jahren, in denen der Februar nur 28 Tage hat. Darüber freuen sich vor allem Arbeitgeber: Denn de facto arbeiten Angestellte an diesem Tag kostenlos, wie das Startup Anyfin in einer Pressemitteilung bemerkt. Schließlich fällt der 29. Februar auf einen Donnerstag, so dass die meisten Arbeitnehmer arbeiten gehen - und quasi mit ihrem Gehalt einen Tag mehr überbrücken müssen. Überstunden fallen übrigens nur dann an, wenn die vertraglich vereinbarte Wochen- oder Monatsarbeitszeit überschritten wird, wie es beim DGB Rechtsschutz heißt. Doch es gibt dennoch eine gute Nachricht: Trotz Schaltjahr arbeiten Angestellte 2024 nicht mehr - laut Statistischen Bundesamt gibt es 2024 im Schnitt nämlich 248,8 Arbeitstage - trotz des Schaltjahres seien das 0,6 Tage weniger als im Vorjahr. Der Grund dafür ist, dass Feiertage, Festtage und die Wochenenden schlichtweg anders liegen als im Vorjahr.

Einige Arbeiter verdienen im Februar mehr Geld

Wer auf Stundenbasis oder mit einem Tagessatz arbeitet, kann im Februar 2024 zusäztliche Arbeitszeit berechnen - sofern er am 29. Februar auch arbeitet. "Inwiefern das Schaltjahr das Gehalt beeinflusst, hängt von der Anstellungsform ab", sagt Lena Kamionka vom FinTech-Unternehmen Anyfin. Wer nämlich ein festes Monatsgehalt bekommt, arbeitet zwar einen Tag länger als in einem gewöhnlichen Februar, ohne dafür extra bezahlt zu werden. "Wer hingegen pro Stunde entlohnt wird, hat im Schaltjahr mehr Geld in der Kasse."

Mehr Ausgaben im Schaltjahr?

Auch die monatlichen Ausgaben werden durch ein Schaltjahr durchaus beeinflusst: Wer ein Monatsgehalt bekommt, muss schließlich einen Tag mehr essen, heizen, nutzt Strom etc. - und hat dadurch mehr unterm Strich mehr Ausgaben. Wer einen Kredit abbezahlt, bei dem werden durch den Extratag zudem etwas mehr Zinsen fällig. "Je nach Höhe des Kredits ist das entweder zu vernachlässigen - oder kann einen erheblichen Unterschied machen", sagt Lena Kamionka. Das gilt auch bei Kreditkarten und wenn man im Dispo ist. "Gleichzeitig ist quasi alles, was man monatlich bezahlt, am Schalttag kostenlos", so Kamionka. Beispielsweise zahlt man in einem Februar mit 29 Tagen nicht mehr Miete als in einem Februar mit 28 Tagen.

Schaltjahre: Einfluss auf die Volkswirtschaft

Auch für Firmenbilanzen und die gesamte Volkswirtschaft macht es einen Unterschied, ob es ein Schaltjahr gibt oder nicht. Grundsätzlich gilt laut Statistischem Bundesamt die Faustregel: Ein zusätzlicher Arbeitstag bedeutet im Schnitt einen Anstieg des BIP um etwa 0,1 Prozentpunkte. Doch in diesem Jahr hält sich die Auswirkung in Grenzen, denn trotz des 29. Februar gibt es in dem Jahr insgesamt weniger Arbeitstage als im 2023: Weihnachten fällt beispielsweise arbeitnehmerfreundlich mitten in die Woche. Im ersten Quartal 2024 gibt es trotz des Schaltjahres im bundesweiten Durchschnitt sogar 1,6 Arbeitstage weniger als im Vorjahresquartal, und zwar wegen der frühen Osterfeiertage, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Dies dämpfe wiederum die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quartal.

Langfristig betrachtet liegt das Jahr 2024 mit 248,8 Arbeitstagen übrigens im Mittelfeld. Den höchsten Wert mit 252,8 Arbeitstagen gab es im Jahr 2004, den niedrigsten mit 246,9 Tagen im Jahr 1991.

Geburtstage am 29.2. sind offiziell geregelt

Wer am 29.2. geboren wurde, für den stellt sich in Nicht-Schaltjahren die Frage: Bereits am 28. Februar oder erst am 1. März anstossen? Laut Statistischem Bundesamt haben am 29. Februar rund 55.000 Deutsche Geburtstag, darunter Promis wie Lena Gercke, Fußballer Benedikt Höwedes und Unternehmerin Dana Schweiger. Weltweit haben etwa 4,8 Millionen Menschen an einem 29. Februar Geburtstag.

Wann sie feiern, bleibt Schalttagskindern natürlich selbst überlassen - doch offiziell älter werden sie zumindest in Deutschland erst am 1. März. Das lässt sich aus Paragraf 188 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) ableiten: Demnach endet in Deutschland ein Lebensjahr mit Ablauf des Tages vor dem Jahrestag.

Abos, Verträge und Fristen im Schaltjahr

Wer ein Abo bezieht, hat im Februar 2024 für das gleiche Geld einen zusätzlichen Tag. Das gilt zum Beispiel auch für das Deutschlandticket. Ebenfalls Einfluss kann der zusätzliche Tag auf die Berechnung von Fristen haben, wenn es zum Beispiel um Klagen, Kündigungen und Verjährung geht. Wenn ein Arbeitsverhältnis zu Ende März beendet werden soll, dann reicht laut DGB Rechtschutz in einem Schaltjahr bei einer Kündigungsfrist von einem Monat der Zugang bis zum 29. Februar (statt bis zum 28. Februar in Nicht-Schaltjahren). Wollen Arbeitgeber zum 28.2. jemanden kündigen, müssen sie außerdem aufpassen: „Ist das zeitliche Ende eines Vertrages auf den 28. Februar festgelegt und wird der Arbeitnehmer am 29. Februar noch beschäftigt, tritt als gesetzliche Folge die Entfristung ein. Davon ist auszugehen, auch wenn sich Rechtsprechung dazu nicht finden lässt“, heißt es im Ratgeber der DGB Rechtsschutz zum Schaltjahr.

Diese besonderen Traditionen gibt es am 29. Februar

Der 29. Februar wird gern zum Heiraten genutzt. Viele Standesämter in Deutschland bieten deshalb am Schalttag mehr Termine an als üblich. Der Hochzeitstag kann dann allerdings offiziell nur alle vier Jahre korrekt gefeiert werden. In Griechenland hingegen soll es angeblich Unglück bringen, in Schaltjahren zu heiraten. In Irland wiederum ist es ein bekannter, wenn auch etwas altbackener Brauch, dass in einem Schaltjahr Frauen den Männern einen Heiratsantrag machen können. Die Tradition geht auf alte irische Legenden zurück und ist als "Leap Day Proposals" bekannt. Eine ganz andere Tradition gibt es am 29. Februar in der Stadt Anthony im US-Bundesstaat Texas, die sich selbst als Hauptstadt des Schaltjahres bezeichnet. Hier wird der 29. Februar für eine große Party genutzt: Diese ist auf Mary Ann Brown und Birdie Lewis zurückzuführen, die beide am 29. Februar Geburtstag hatten und sich Ende der Achtzigerjahre entschieden, ein großes Fest daraus zu machen. In Frankreich erscheint eine Zeitung lediglich am 29. Februar, nämlich die „La Bougie du Sapeur“: Die humorvolle Zeitschrift mit Scherzen, gefälschten Interviews und Kommentaren zu den Ereignissen der letzten vier Jahre gibt es seit den 80er Jahren.

29. Februar: Google Doodle zum "Leap Day"

Auch das aktuelle Google Doodle spielt übrigens auf das Schaltjahr an: Wer am 29. Februar 2024 auf die Google-Startseite klickt, sieht einen Frosch, der im Teich auf ein Seerosenblatt hüpft. Die englische Bezeichnung für Schaltjahr ist nämlich "Leap Day": "Leap" bedeutet übersetzt auch Sprung. Mit den Doodles erinnert Google immer wieder an besondere Tage oder historische Ereignisse, indem das klassische Logo der Firma in veränderter Form dargestellt wird.

(Screenshot: Google)
(Screenshot: Google)

Es gibt nicht nur Schaltjahre, sondern auch Schaltsekunden

Neben Schaltjahren gibt es seit 1972 übrigens auch Schaltsekunden: Beides wird vom Internationalen Dienst für Erdrotation und Referenzsysteme (IERS) mit Sitz in Frankfurt /Main eingeführt. Die zusätzliche Sekunde wird gelegentlich zu koordinierter Weltzeit (UTC) hinzugefügt, um die Differenz zwischen der astronomischen Zeit und der atomaren Zeit zu korrigieren. Hintergrund ist die Tatsache, dass die genaue Dauer einer Erdrotation um die Sonne ist nicht immer exakt 24 Stunden beträgt. In den vergangenen 50 Jahren gab es dadurch insgesamt 27 Schaltsekunden - zuletzt wurde eine zum Jahreswechsel 2016/17 eingefügt. Im Jahr 2022 haben jedoch verschiedene Regierungen beschlossen, dass es ab 2035 keine Schaltsekunden mehr geben soll. Verschiedene Tech-Firmen forderten die Abschaffung bereits länger, da die Sekunden nur relativ kurzfristig angekündigt werden können und deshalb immer wieder für technische Herausforderungen sorgen. Im alltäglichen Leben werden die meisten Menschen die Abschaffung der Schaltsekunde im Gegensatz zu technischen Systemen allerdings kaum bemerken.