Der Abschied eines Kult-Kommentators
Wenn alles vorbei war, wusste Rolf Kalb oft seinen Namen nicht mehr. 17 Tage Weltmeisterschaft, das bedeutete: 17 Tage Tunnelblick – und mehr als 150 Stunden Live-Sendung. „Am Tag nach dem Finale musste mich meine Frau daran erinnern, wie ich heiße“, erzählt er im SID-Gespräch.
Seit 1989 kommentiert Rolf Kalb für Eurosport. Der Snooker-Sport ist sein Zuhause: Ab 2003 hat er keine WM verpasst, hartgesottene Fans wie Laien reißt er gleichermaßen mit, er pflegt engen Kontakt zu Stars wie Ronnie O‘Sullivan oder John Higgins. Kalb ist die Stimme von Snooker-Deutschland.
Nun beendet er seine Karriere, mit 64 Jahren. Die laufende WM in Sheffield wird seine letzte sein. Was macht Rolf Kalb ohne Snooker? Und: Was macht die deutsche Snooker-Szene ohne Rolf Kalb?
Jetzt aufzuhören, das habe er sich nicht mal eben „zwischen Suppe und Kartoffeln überlegt“, sagt Kalb. Er habe einen Moment treffen wollen, in dem das Publikum meint: „Schade, dass er nicht mehr da ist.“ Jetzt sei so ein Moment. Aber Kalb sagt auch: „Sicherlich werden Tage kommen, an denen man Phantomschmerzen hat.“
Kalb möchte dem Snooker-Sport verbunden bleiben
Standen bei Kalb Familienfeiern an, hieß es in den vergangenen Jahren oft: Rolf kann nicht, Rolf hat Snooker. „Das klang beinahe wie eine ansteckende Krankheit“, schreibt er in seinem Blog. Von einer Blitzheilung ist nicht auszugehen. Für Ende Mai kündigt Kalb eine Tournee in drei deutschen Städten an, mit den Profis Mark Williams, John Higgins und Ken Doherty. Auch im Online-Bereich will er weiter tätig sein.
Ohne Kalb geht es nicht – oder doch? „Snooker hat eine sehr stabile Fanbase in Deutschland“, findet Kalb. Die Berichterstattung bei Eurosport werde sich ändern. „Das heißt nicht, dass es schlechter wird.“ Kalb spricht von stärkerer Zusammenarbeit mit Experten, einem Team. Er habe angeboten, den Prozess zu begleiten. Was durchklingt: Ein Eins-zu-Eins-Ersatz für Rolf Kalb, das ist derzeit undenkbar.