ADAC Pannenstatistik 2023: welche Autos besonders zuverlässig sind

Die ADAC Pannenstatistik 2023 ist da: In diesem Jahr wird ein besonderer Fokus auf den Vergleich zwischen Elektroautos und Verbrennern gelegt. Welche Fahrzeugart ist pannenanfälliger? Gibt es Unterschiede bei den Mängelhäufigkeiten bestimmter Bauteile?

Die ADAC Pannenstatistik 2023 vergleicht erstmalig E-Autos mit Verbrennern. (Bild: Reuters)
Die ADAC Pannenstatistik 2023 vergleicht erstmalig E-Autos mit Verbrennern. (Bild: Reuters)

Jedes Jahr veröffentlicht der ADAC die Pannenstatistik, die Aufschluss darüber gibt, welche Fahrzeugmodelle im Jahr zuvor am häufigsten liegengeblieben sind. Auch die ADAC Pannenstatistik 2023 hat nun wieder einige interessante Erkenntnisse zu bieten. Erstmals sind auch Elektroautos dabei und es wird deutlich, welche Modelle besonders zuverlässig sind und welche Pannenursachen am häufigsten vorkommen.

Elektroautos erstmals dabei

Eine wichtige Neuerung bei der aktuellen Pannenauswertung des Jahres 2022: Erstmals in der 45-jährigen Geschichte der ADAC Pannenstatistik sind nun auch Elektroautos dabei. Gleich vier Fahrzeuge haben es über die neue Bestandsgrenze von mindestens 7000 Autos in zwei Erstzulassungsjahren geschafft: Bei den Kleinwagen der BMW i3 und der Renault Zoe, in der unteren Mittelklasse Teslas Model 3 und der VW ID.3. Alle anderen E-Fahrzeuge sind noch zu selten auf Deutschlands Straßen unterwegs, schaffen es aber sicher in die ADAC Pannenstatistiken der nächsten Jahre.

Problemfall Nr. 1: Batterie

Kein Bauteil ist häufiger Ursache einer Panne als die Starterbatterie. Das war schon seit der Erhebung der ersten Daten im Jahr 1967 so. Doch es gibt im Auto kaum ein Bauteil, bei dem es schwieriger ist, klar zu sagen, wer die Schuld hat, wenn es zu einem Problem kommt: Die Batterietechnik im Auto oder der Nutzer des Autos? Eine Mitschuld trägt der Besitzer zum Beispiel, wenn er versehentlich das Licht anlässt oder das Fahrzeug immer nur kurze Strecken fährt, sodass die Batterie unterwegs nicht ausreichend geladen wird.

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Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie schnellte die Häufigkeit von Batteriepannen sogar noch nach oben, weil die Autos oft gar nicht oder nur sehr wenig gefahren wurden. Eine Batterie leidet weniger durch den Verschleiß im Betrieb als vielmehr durch den Verschleiß im Nichtbetrieb. Andererseits trifft den Fahrer keine Schuld, wenn ein Produktfehler vorliegt, wenn die Batterie von schlechter Qualität oder wenn das Management des Bordnetzes nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist. Hier sind die Autohersteller in der Verantwortung, Batterie-Pannen zu minimieren.

Die häufigsten Pannenursachen

Sind schon in den letzten Jahren immer mehr als 40 Prozent aller Pannen aufs Konto einer leeren Batterie gegangen, entfallen auch im aktuell ausgewerteten Jahr 2022 43,2 Prozent der Pannen auf die Batterie – das sind zwar 3,0 Prozent weniger als im Vorjahr, aber sie bildet immer noch das mit Abstand dickste Stück in der Ursachen-Torte.

Bild: ADAC e.V.
Bild: ADAC e.V.

In der jährlichen Pannenstatistik werden von 155 Fahrzeugreihen von rund 20 Automarken bewertet wurde. Neu in der Methodik ist, dass die Baureihen jetzt mindestens 7000 Zulassungen in zwei Jahren aufweisen müssen (vormals 10.000 Zulassungen). Angezeigt werden dann alle Jahre mit mindestens 5000 Zulassungen. Modelle mit weniger Zulassungen werden grundsätzlich nicht ausgewertet. Die Baureihen wurden auf Basis von Pannen im Jahr 2022 bei Fahrzeugen im Alter von 3 bis 10 Jahren (Erstzulassung 2013 bis 2020) bewertet.

Tops und Flops der Pannenstatistik

In der Pannenstatistik zeigt sich, dass es mehr Fahrzeuge gibt, die selten mit Pannen auffällig werden als Fahrzeuge, die immer wieder mit einem Defekt liegen bleiben. Audi A4, BMW 1er, 3er und X3 gehören zu den am wenigsten pannenanfälligen Modellen. Die höchste Pannenkennziffer erhält der Fiat Ducato des Baujahres 2013.

Ein Audi A4 gehört zu den Automodellen, die weniger pannenanfällig sind (Symbolbild: Getty Images)
Ein Audi A4 gehört zu den Automodellen, die weniger pannenanfällig sind (Symbolbild: Getty Images)

In der Klasse der Kleinstwagen ist der Suzuki Ignis zum ersten Mal dabei und schneidet in vier Jahren mit dem Bestwert ab. Der bisherige Klassen-Primus Toyota Aygo macht sich gut, aber nicht so gut wie der Ignis. Die bekanntesten Schwächen des Smart Forfour sind auch diesmal wieder zu sehen. Als zuverlässigste Kleinwagen stechen Audi A1, der Mini und das Kleinwagen-SUV Suzuki Vitara heraus.

In der unteren Mittelklasse zeigen sich erfreulich viele Modelle mit zuverlässiger Technik. Schlecht schneiden der Toyota C-HR und der Corolla ab. Der Toyota RAV4 fällt erstmals deutlich negativ auf.

Der Toyota RAV4 fällt erstmals negativ auf (Symbolbild: Getty Images)
Der Toyota RAV4 fällt erstmals negativ auf (Symbolbild: Getty Images)

Von den Oberklasse-Fahrzeugen erreicht kein einziges Modell die Mindestanforderungen an die Zulassungszahl, daher gibt es hier keine Auswertung. Unter den fünf Transporter-Modellen erscheint lediglich der Mercedes Sprinter als halbwegs zuverlässig.

Erstmals E-Autos mit Verbrennern verglichen

Die ADAC Pannenstatistik 2023 gibt erstmals eine Antwort auf die Frage, ob Elektroautos pannenanfälliger sind als Verbrenner. Da das Durchschnittsalter aller in Deutschland zugelassenen Autos bei zehn Jahren liegt und Elektrofahrzeuge im Durchschnitt deutlich jünger sind, wurde bei der Vergleichbarkeit nur das Erstzulassungsjahr 2020 herangezogen. Verbrenner (Diesel und Benziner) und reine Elektro-Modelle wurden getrennt voneinander verglichen.

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Die Pannenkennziffer gibt die erfassten Pannen pro 1000 Fahrzeuge an. Prozentual betrachtet ist die Pannenwahrscheinlichkeit für beide Fahrzeugarten sehr gering (4,9 oder 6,9 Promille). In der Relation zueinander macht jedoch die Pannenkennziffer einen signifikanten Unterschied aus. Die ADAC Pannenstatistik zeigt, dass Elektroautos im Vergleich zu Verbrennern die Nase vorn haben.

Bauteile: Wo Elektroautos im Vorteil sind

Die Frage ist nun, in welchen Punkten Elektroautos konkret besser oder schlechter abschneiden als Verbrenner. Experten gehen davon aus, dass Elektroautos weniger Pannen haben werden als Verbrenner, da es bei einem Elektroantrieb viel weniger Teile gibt, die kaputtgehen könnten. Es gibt beispielsweise keinen Auspuff, kein Getriebe mit etlichen Übersetzungen, weder Kupplung noch Anlasser, keine Abgasrückführung, keine Kraftstoffeinspritzung und keinen Turbolader.

Starterbatterie: Kein Vorteil für Elektroautos

Auffallend häufig sind Pannen aufgrund einer defekten oder entladenen Starterbatterie – und zwar für beide Antriebsarten gleichermaßen. Elektroautos haben neben der sogenannten Hochvolt- oder Traktionsbatterie im Unterboden eine 12-Volt-Starterbatterie zum Betreiben des Lichts, der Armaturen und aller Systeme, die mit Niederspannung arbeiten – genau wie das bei jedem Verbrenner auch der Fall ist. Bei der Starterbatterie hat also weder das Elektroauto noch der Verbrenner-Pkw einen Vorteil.

Häufigste Probleme: Schlüssel, Schlösser, Wegfahrsperre und Motor-Management

Das zweithäufigste Problem bei Pannen ist ein defekter Reifen. Danach folgen Bauteile wie Generator, Anlasser, Bordnetz und Beleuchtung. Diese Probleme treten bei Elektroautos und Verbrennern mehr oder weniger gleich stark auf. Die Bauteile Karosserie, Antrieb, Bremsen und Fahrwerk unterscheiden sich nicht signifikant. Bei Pannen oder Problemen im Zusammenhang mit dem Schlüssel liegt die Vermutung nahe, dass bei den Elektroautos kontaktlose Ausführungen (Keyless Go) deutlich häufiger sind und hierdurch der Pannengrund "Schlüssel im Auto" (Fahrer ausgesperrt) deutlich seltener vorkommt.

Ein endgültiges Fazit zur Pannenanfälligkeit von E-Fahrzeugen im Vergleich zu Verbrennern ist noch nicht möglich. Grund dafür sind verschiedene Faktoren wie die hohen Kaufpreise, die noch ungewisse Langzeitbelastung der Reifen und Bauteile sowie die noch relativ neue Technologie bei den Herstellern. Auch die Frage, wie lange die Hochvoltbatterien halten werden, bleibt offen. Der ADAC wird den Vergleich zwischen Elektroautos und Verbrennern in den nächsten Jahren fortsetzen und ausbauen, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen.

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