Alarmierende Zahlen - So heftig steigen die Beiträge für Pflege, Rente und Krankenversicherung bis 2035

Familien droht der CO2-Hammer im kommendem Jahr.<span class="copyright">Getty Images/iStockphoto</span>
Familien droht der CO2-Hammer im kommendem Jahr.Getty Images/iStockphoto

Die deutsche Wirtschaft lahmt, die Verbraucher halten den Geldbeutel fest geschlossen. Eine aktuelle Studie bringt nun weitere Hiobsbotschaften: Für Millionen Menschen in Deutschland könnten die Sozialabgaben in den nächsten Jahren deutlich steigen.

Angestellten und Arbeitgebern in Deutschland drohen in den kommenden Jahren nach einer neuen Studie stark steigende Sozialbeiträge.

Bis 2035 könnten die Beiträge der verschiedenen Versicherungszweige insgesamt um 7,5 Prozentpunkte auf 48,6 Prozent steigen. Das Berliner IGES-Instituts hatte im Auftrag der DAK-Gesundheit die Beitragsentwicklung bei der Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung berechnet, wie sie aus heutiger Sicht naheliegend erscheint.

Die Zahlen kommen zu einer Zeit, in der die Experten ohnehin vor deutlich steigenden Kassenbeiträgen warnen.

  • Allein in der gesetzlichen Krankenversicherung droht in den nächsten zehn Jahren demnach ein Beitragssprung von 16,3 auf 19,3 Prozent.

  • In der Pflege könnte der Beitragssatz bis 2030 um 0,7 Prozentpunkte steigen.

  • In der Arbeitslosenversicherung geht der Beitragssatz laut der Studie zunächst von 2,6 Prozent bis 2027 auf 2,5 Prozent zurück. Bis 2035 ist dann mit einem Anstieg auf 3,0 Prozent zu rechnen.

  • In der gesetzlichen Rentenversicherung ist gemäß der Studie und unter Einbeziehung des geplanten Ampel-Rentenpakets mit einem Beitragsanstieg von derzeit 18,6 auf 22,3 Prozent bis 2035 zu rechnen.

Und was heißt das in Zahlen?

Krankenversicherung: Wer 3500 Euro brutto verdient, zahlt heute die Hälfte der allgemeinen gesetzlichen Krankenversicherung (7,3 Prozent) und den Zusatzbeitrag in Höhe von 1,7 Prozent für die Krankenversicherung. Das entspricht 315 Euro. Durch eine Erhöhung auf 19,3 Prozent würde der Arbeitnehmeranteil deutlich höher liegen. Der monatliche Beitrag steigt dann bis 2035 auf 337,55 Euro. Bei 4500 Euro brutto wäre die Steigerung von heute 405 Euro auf 434 Euro in 2035.

Rentenversicherung: Der Anteil für den Arbeitnehmer könnte laut Studie von 9,3 Prozent (18,6 Prozent) auf 11,15 Prozent (22,3 Prozent) steigen. Bei einem Bruttoverdienst von 3000 Euro ergibt das Mehrausgaben von 55,50 Euro jeden Monat. Bei einem Brutto-Verdienst von 4000 Euro liegen die Mehrkosten höher - konkret bei 74 Euro monatlich.

Fakt ist: Um die Finanzierung der Renten zu sichern, will die Bundesregierung zunächst auf die Rücklagen der Rentenversicherung sowie auf höhere Beiträge zurückgreifen, das sieht das Rentenpaket II vor . Der Beitragssatz soll bis 2027 stabil bei 18,6 Prozent bleiben. Ab 2028 ist eine Erhöhung auf 20 Prozent vorgesehen, die bis 2035 weiter auf 22,3 Prozent ansteigen soll.

  • Rechenbeispiel: Bei einem durchschnittlichen Bruttolohn von 45.358 Euro zahlen Arbeitnehmer und Arbeitgeber monatlich rund 703 Euro in die Rentenversicherung ein. Bei einer Beitragserhöhung auf 20 Prozent wären es bei gleichbleibendem Lohn 755 Euro. Auf das Jahr gerechnet sind das 624 Euro mehr.

Pflegeversicherung : Alle Zeichen stehen auch hier auf Beitragserhöhung! Denn die Pflegekassen gehen davon aus, dass die Finanzmittel im ersten Quartal 2025 insgesamt weniger als eine Monatsausgabe betragen. In diesem Fall kann die Bundesregierung den Beitragssatz per Rechtsverordnung erhöhen. Das äußerte der Verband der Ersatzkassen Nordrhein-Westfalen (NRW) gegenüber der „Rheinischen Post“ . Bei einem mittleren Bruttolohn von 45.358 Euro fließen aktuell monatlich rund 128,50 Euro über Arbeitnehmer und Arbeitgeber in die Pflegeversicherung. Im Jahr 2035 könnten es bei einer Erhöhung um 0,7 Prozentpunkte dann 154 Euro sein.

DAK-Chef warnt vor Beitragsexplosion

Bei ihren Berechnungen gingen die Forscher des IGES-Instituts von mittleren Werten für die beitragsbestimmenden Größen Geburtenrate, Lebenserwartung, Migrationsbewegung und Lohnentwicklung aus. Für jeweils günstigere und ungünstigere Entwicklungen stellten sie die Abweichungen bei den Beiträgen dar.

DAK-Vorstandschef Andreas Storm forderte die Politik auf, wirksam in die Entwicklung einzugreifen und eine Beitragsexplosion zu verhindern.

Der Kassenchef forderte einen Stabilitätspakt für die gesetzliche Krankenversicherung. Die Ausgaben für die Versicherung der Bürgergeldempfänger müssten den Kassen vom Bund erstattet werden. Der Bundeszuschuss für die gesetzliche Krankenversicherung müsse jährlich steigen. Darüber hinaus schlug Storm vor, die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen an die durchschnittliche Entwicklung der beitragspflichtigen Einkommen zu koppeln. Dies würde wie ein „dynamischer Ausgabendeckel“ wirken, so der Kassenchef.

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