Alarmierender Anstieg in Corona-Zeiten: Sexuelle Übergriffe bei Dating-App-Treffen nehmen zu

Gefahr aus dem Netz: Wer sich über Dating-Apps verabredet, muss bedenken, ob der geplante Treffpunkt wirklich sicher ist. (Bild: SWR/Labo M/ Julia Jaroschewski)
Gefahr aus dem Netz: Wer sich über Dating-Apps verabredet, muss bedenken, ob der geplante Treffpunkt wirklich sicher ist. (Bild: SWR/Labo M/ Julia Jaroschewski)

Investigative Recherchen des SWR-Netzformats "Vollbild" legen nahe: Während der Pandemie haben die Übergriffe bei Dates, die über Apps wie Tinder angebahnt wurden, deutschlandweit stark zugenommen. Die Beratungsstellen warnen vor gefährlichem Leichtsinn - und Tätern, die Anonymität ausnutzen.

Es sind Zahlen, die aufrütteln sollten: Umfragen des neuen investigativen Recherche-Formats "Vollbild" von SWR, das eng mit der "Report Mainz"-Redaktion zusammenarbeitet, haben einen dramatischen Anstieg der Meldungen von sexuellen Übergriffen ergeben. Wie Nachfragen bei mehr als 600 einschlägigen Beratungsstellen deutschlandweit zeigten, gab es in den vergangenen beiden Jahren so viele Meldungen über Übergriffe bei Dates, die über Apps wie Tinder & Co. angebahnt wurde, wie nie zuvor. Offenbar nutzten viele Täter die Notsituation und die Bedürfnisse vieler Betroffener in Pandemie-Zeiten aus.

Beunruhigende Zahlen meldet etwa der Frauennotruf Kiel: Dort haben sich laut dem "Vollbild"-Beitrag der Autorin Sonja Peteranderl seit Beginn des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 mindestens 100 Betroffene sexualisierter Gewalt gemeldet. Sie berichten von Zwischenfällen nach Verabredungen über eine Dating-Plattform. "Vereinzelt hat es diese Fälle schon vor Pandemiebeginn gegeben, in der Konzentration ist es jedoch auffällig, dass seit 2020 ein enormer Anstieg zu beobachten ist", sagt Natalie Wiemers, Beraterin beim Frauennotruf Kiel.

Vor allem Frauen sind betroffen: Sie sollten sich genau überlegen, auf welche Dates sie sich mit wem einlassen. (Bild: SWR/Labo M/ Julia Jaroschewski)
Vor allem Frauen sind betroffen: Sie sollten sich genau überlegen, auf welche Dates sie sich mit wem einlassen. (Bild: SWR/Labo M/ Julia Jaroschewski)

Als Treffen an neutralen, sicheren Orten immer schwieriger wurden

"Corona hat das Ganze einfach nochmal verstärkt und verschärft, da es durch den Lockdown nicht mehr möglich war, sich an neutralen Orten zu treffen", sagt Emma Leonhardt, Beraterin vom Frauennotruf Mainz, die ebenfalls von den "Vollbild"-Redakteuren befragt wurde. So habe das "Einsamkeitsgefühl" während der Pandemie zugenommen - mit gefährlichen Folgen. Online-Dating erhielt Rückenwind - "und Date Rape leider auch", so Emma Leonhard.

Der aktuelle "Vollbild"-Beitrag zum Thema Dating-App-Missbrauch ist ab sofort im YouTube-Kanal von "Vollbild" sowie in der ARD-Mediathek abrufbar. Eine Kurzfassung war schon in der ARD-Sendung "Report Mainz" zu sehen.

Autorin Sonja Peteranderl hat sich tief in das Thema Dating-Apps eingearbeitet.
 (Bild: SWR/Labo M/ Julia Jaroschewski)
Autorin Sonja Peteranderl hat sich tief in das Thema Dating-Apps eingearbeitet. (Bild: SWR/Labo M/ Julia Jaroschewski)