"Als hätte sie sich in Luft aufgelöst": Spaziergängerin verschwindet spurlos

Die zweifache Mutter war an einem Morgen im Januar zu einem Hundespaziergang im Lancashire aufgebrochen. Dann verschwand sie spurlos.

Polizisten gehen über eine Brücke, an der ein Suchplakat für die vermisste Nicola Bulley aufgehängt ist. (Bild: REUTERS/Phil Noble)
Polizisten gehen über eine Brücke, an der ein Suchplakat für die vermisste Nicola Bulley aufgehängt ist. (Bild: REUTERS/Phil Noble)

Nicola Bulley arbeitet als Hypothekenmaklerin im nordenglischen Lancashire. Dort ging sie auch am 27. Januar am Flussufer des Wyre mit ihrem Spaniel spazieren. Doch während des Spaziergangs verschwand die 45-Jährige. Bis heute ist sie nicht wieder aufgetaucht. Polizei und Familie sind ratlos.

Auf dem Gang am Flussufer wurde sie von mehreren Hundebesitzern gesehen und gegrüßt. Von dort aus wählte sie sich um kurz nach neun per Smartphone bei einem Arbeitsmeeting ein, hatte allerdings die Kamera aus und das Mikrofon stumm geschaltet. Als der Call endete, gegen halb zehn, blieb sie eingeloggt. Wenig später wurde ihr Hund Willow allein aufgefunden. Das Handy von Bulley fand ein Passant wenig später auf einer Bank am Fluss. Von der zweifachen Mutter aber fehlt seitdem jede Spur.

Suchaktion bislang ohne Ergebnis

Seit mehr als zehn Tagen sucht die Polizei von Lancashire nun schon nach der Vermissten. Mit speziellen Sucheinheiten durchkämmen sie das Gelände. Die Theorie der Polizei lautete schnell, dass Bulley in den Fluss gefallen sein könnte. Doch die Suche mit Wärmebildkameras, Unterwasserdrohnen und Schlauchbooten blieb bislang ergebnislos. Das Verschwinden der 45-Jährigen bewegt inzwischen ganz England. Private Suchtrupps schlossen sich der Polizei an, um Bulley zu finden.

Obwohl die Polizei bisher davon ausgeht, dass kein Fremdverschulden hinter ihrem Verschwinden steckt, geht in dem Dorf Saint Michel's on Wyre die Angst um. Wie die britische "Daily Mail" berichtet, trauen sich manche Frauen nicht mehr, alleine spazieren zu gehen. Zeugen, die sie auf dem Spaziergang trafen, berichteten der Polizei, sie habe gut gelaunt und unauffällig gewirkt. Hund Willow war bei seinem Auffinden nicht nass oder dreckig, schien also nicht im Fluss gewesen zu sein.

Spezialeinheiten der Polizei durchsuchen den Fluss von Schlauchbooten aus. (Bild: REUTERS/Phil Noble)
Spezialeinheiten der Polizei durchsuchen den Fluss von Schlauchbooten aus. (Bild: REUTERS/Phil Noble)

Bulleys Lebenspartner Paul Ansell erfuhr von ihrem Verschwinden, als die Schule der gemeinsamen Töchter ihn anrief, weil der Hund der Familie gefunden worden war.

Zweifel an Polizei-Theorie

Gegenüber "CNN" erläuterte die Polizei, dass sie mithilfe von Überwachungskameras und privaten Sicherheitsaufnahmen umliegender Häuser versucht, auszuschließen, dass Bulley das Gelände um das Flussufer verlassen habe. Auch Spürhunde würden eingesetzt, um das Verschwinden aufzuklären. Für die zehn Minuten zwischen dem Ablegen des Handys auf der Parkbank und der Entdeckung durch den Passanten gibt es bislang keine plausible Erklärung, wo sich Bulley aufgehalten haben könnte.

Die Familie klammert sich an jedes kleine Bisschen Hoffnung. Ihre Schwester Louise Cunningham versuchte per Facebook weitere Zeug*innen zu finden. Sie schrieb: "Es gibt keinerlei Beweise, dass sie in den Fluss gegangen ist, das ist nur eine Theorie." Der Fall sei alles anderer, als geklärt. Ehrenamtliche Sucher*innen durchkämmen weiter die Gegend um das Flussufer. In diese Richtung äußerten sich auch enge Freund*innen der Familie, auch sie glauben, dass ein Verbrechen hinter dem ungeklärten Verschwinden steckt.

Wir durchleben diese Situation aber es fühlt sich nicht real an.Lebenspartner von Nicola Bulley

Verzweifelter Aufruf der Familie

Misstrauen gegen die Theorie der Polizei weckte indes auch der anerkannte Forensik-Experte Peter Faulding. Gegenüber "GBNews" sagte er: "Mit dem Aufwand, der bei der Such im Fluss betrieben wurde, würde ich denken, dass man sie hätte finden müssen." Der Wyre habe keine starke Strömung und Leichen würden meist nicht sehr weit getrieben. Nichts an diesem Fall klingt für Faulding stimmig. "Ich glaube, dass sie überhaupt nicht im Fluss ist." Das gefundene Handy könne auch eine Ablenkung sein, glaubt der Experte.

Die Familie hofft, dass sich noch jemand mit bisher unbekannten Zeugenaussagen melden könnte. In einem Statement beschrieben sie, wie verzweifelt die neun- und sechsjährigen Töchter seien. "Wir durchleben diese Situation aber es fühlt sich nicht real an", schrieb ihr Lebenspartner in dem Aufruf. "Alles was wir sagen können, ist dass wir sie finden müssen. Sie hat zwei kleine Mädchen, die ihre Mammi zuhause brauchen." Die Hoffnung geben sie nicht auf, doch es fühle sich an, "als hätte sie sich in Luft aufgelöst", sagte Ansell gegenüber der britischen Nachrichtenagentur.