Zu alt fürs Spielen? - TV-Doku lässt Schauspielerinnen ab 50 zu Wort kommen

Warum ist es für Schauspielerinnen so schwer, auch jenseits der 50 im Geschäft zu bleiben? Anna-Lena Schwing (Mitte), Victoria Mayer (hinten) und Ulrike Kriener, drei Schauspielerinnen unterschiedlichen Alters, tauschen sich aus. (Bild: ZDF / Mona Eing)
Warum ist es für Schauspielerinnen so schwer, auch jenseits der 50 im Geschäft zu bleiben? Anna-Lena Schwing (Mitte), Victoria Mayer (hinten) und Ulrike Kriener, drei Schauspielerinnen unterschiedlichen Alters, tauschen sich aus. (Bild: ZDF / Mona Eing)

Karriere-Aus mit 50? Für viele Schauspielerinnen ist das bittere Realität. Gefragt sind meist die jüngeren Kolleginnen. Die 3sat-Kulturdoku "Unsichtbar? - Schauspielerinnen ab 50" beleuchtet die Hintergründe. Mit dabei: "Kommissarin Lucas" Ulrike Kriener.

Als Schauspielerin auf der Bühne oder vor der Kamera zu stehen, ist der Traum vieler junger Mädchen und Frauen. Doch die Angst vor dem Älterwerden hatte für Schauspielerinnen stets eine noch tiefere Bedeutung als für ihre Kollegen, denn lange galt: Während die männlichen Schauspieler meist nur "reifer" werden, gelten Frauen in der Branche oft schlicht als "älter" - und das bedeutet für viele Schauspielerinnen das Karriere-Aus. Ist das heute immer noch so, oder haben sich die Bedingungen für Frauen in der Mitte des Lebens verbessert? Und woran liegt es, dass Darstellerinnen jenseits der 50 so oft von der Bildfläche verschwinden? - Anna-Lena Schwing, selbst Schauspielerin, geht diesen Fragen in der 3sat-Kulturdoku "Unsichtbar? - Schauspielerinnen ab 50" (Samstag, 16. Dezember, 19.20 Uhr) der Autorinnen Rebecca Büttner und Eva Münstermann nach. Mit dabei sind Ulrike Kriener (68, "Kommissarin Lucas"), Victoria Mayer (47, "Der Pass"), die Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin Elisabeth Prommer und andere.

"Hast du ein Problem mit deinen Oberarmen?" Victoria Mayer berichtet davon, wie unsensibel oft mit Schauspielerinnen umgegangen wird. (Bild: ZDF / Eva Münstermann)
"Hast du ein Problem mit deinen Oberarmen?" Victoria Mayer berichtet davon, wie unsensibel oft mit Schauspielerinnen umgegangen wird. (Bild: ZDF / Eva Münstermann)

Schönheits-OPs als Karriereretter?

Die Fakten: Rund 20 Prozent der Bevölkerung sind weiblich und über 50 Jahre alt, doch im deutschen Fernsehen werden nur acht Prozent der Rollen entsprechend besetzt. Für Schauspielerin Nadeshda Brennicke (50, "2 unter Millionen"), die schon seit Langem bemängelt, dass ältere Darstellerinnen so wenige gute Rollenangebote bekommen, fehlt es an Stoffen zum Thema: "Das ganze Pro und Kontra über die Phase um die 50 kann man ja auch lustig beleuchten", sagte sie vor einem Jahr in einem Interview. Ihrer Ansicht nach gäbe es nur einige wenige ältere Darstellerinnen, die dafür mit allen interessanten Rollen besetzt würden. Sie hat Verständnis dafür, dass manch eine sich die Jugend künstlich zu erhalten versucht, und plädiert für Toleranz.

Diesen Weg wählen nicht wenige Schauspielerinnen, um ihre Karriere noch ein paar Jahre am Laufen zu halten. So spricht Anna-Lena Schwing, 27 Jahre alt, auch mit Wissenschaftlerinnen und Ärztinnen, die Auskunft darüber geben, ob chirurgische Eingriffe heute als normal in der Branche gelten und wie weit Frauen bereit sind zu gehen, um jünger zu wirken. Und welchen Einfluss hat künstliche Intelligenz auf die Entertainmentbranche - spielt das wirkliche Alter der Darsteller vielleicht bald gar keine Rolle mehr?

Ulrike Kriener hat gut Lachen: Die beliebte Schauspielerin ist auch mit 68 Jahren noch gut im Geschäft. (Bild: ZDF / Robert Engelke)
Ulrike Kriener hat gut Lachen: Die beliebte Schauspielerin ist auch mit 68 Jahren noch gut im Geschäft. (Bild: ZDF / Robert Engelke)

Mit 40 vorbei?

Eines der bekanntesten Gesichter der Branche in Deutschlands Ü60-Generation gehört Ulrike Kriener, die kürzlich nach 20 Jahren ihre Rolle als "Kommissarin Lucas" an den Nagel hängte und in den Ruhestand ging - freiwillig. Sie möchte in beruflicher Hinsicht gern noch viel ausprobieren und hofft auf gute Rollenangebote, erklärt sie. Auch die gefragte Endsechzigerin kommt im Film zu Wort und erzählt ihrer jungen Kollegin davon, wie unglaubwürdig es sei, weibliche Figuren mit langer Ausbildung von einem "Mädel" spielen zu lassen, was durchaus vorkäme.

Schauspielerin Victoria Mayer wurde schon in der Schauspielschule ans Herz gelegt, möglichst schnell Karriere zu machen, denn "mit 40 sei es vorbei". Dass Maskenbildner ihr Einverständnis zum Haarefärben ungefragt voraussetzen, ist für sie inzwischen nichts Neues mehr, wie sie in dem sehenswerten Film berichtet. Neben persönlich geführten Gesprächen mit Kolleginnen besucht Anna-Lena Schwing Filmproduktionen, Preisverleihungen und andere gesellschaftliche Events, um ihr brisantes Thema zu ergründen.

Während in Deutschland der Jugendwahn als ungebrochen gilt, waren in Amerika zuletzt vermehrt auch ältere Gesichter auf der Leinwand zu sehen. Hoffnung machte Hollywood-Größe Michelle Yeoh (60), die in ihrer Dankesrede nach dem Oscargewinn an alle Damen appellierte, nicht aufzugeben und sich niemals einreden zu lassen, dass sie ihre besten Jahre schon hinter sich hätten. Auch die Lage im Filmmekka ist Gegenstand der Doku.

Möchte mehr darüber erfahren, warum das Älterwerden gerade für Schauspielerinnen existenzbedrohend sein kann: Anna-Lena Schwing. (Bild: ZDF / Robert Engelke)
Möchte mehr darüber erfahren, warum das Älterwerden gerade für Schauspielerinnen existenzbedrohend sein kann: Anna-Lena Schwing. (Bild: ZDF / Robert Engelke)