Wie eine alte Textilfabrik Touristen nach Estland locken soll

Wie eine alte Textilfabrik Touristen nach Estland locken soll

Narva – eine Stadt im äußersten Nordosten Estlands – etwa 50.000 Einwohner – und eine direkte Grenze zu Russland.

Hier sehen sie sich aber mitten in Europa, na ja, etwas nördlicher vielleicht. Vor wenigen Tagen wurde in Narva der Stockholmer Platz eingeweiht – am 8. Mai, dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Es war ein farbenfrohes Fest mit Reminiszenzen an ein goldenes Zeitalter nationaler Geschichte, das Narva und Estland nun wieder aufleben lassen wollen: Zurück nach Europa.

Dahin soll sich auch der Tourismus entwickeln. Aus dem Westen sollen die Reisefreudigen nach Estland kommen, so Indrek Reimand, Direktor des Narva College der Universität Tartu: „Die größte Herausforderung besteht darin, neue Zielgruppen zu finden, die wir hierher bringen können. Narva hatte früher eine starke Zusammenarbeit mit Russland, aber jetzt muss unser Tourismussektor nach neuen Besuchern Ausschau halten und sowohl estnische als auch finnische oder andere ausländische Touristen ansprechen.

Die Kreenholm-Manufaktur ist eine der wichtigsten touristischen Attraktionen von Narva. Sie wurde 1857 von einer Art „visionärem Vorfahren“ der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gegründet. 2008 das Aus, nun ist die Textil-Manufaktur, der Stoff, aus dem die touristischen Träume sind. Von den Bewohnern der Stadt mitgestaltet und vom europäischen Projekt TExTOUR unterstützt, sind die virtuellen Rundgänge und Lichtinstallationen nur die Spitze des Stoff-Eisbergs, sagt Jaanus Mikk, Narvagate Manager: „Kunstwerke wie diese sollen ‚Kreenholm‘ zu neuem Leben erwecken. Die alten Fabriken sind zum Stillstand gekommen. Tausende haben ihre Arbeit verloren, aber es kommen neue hinzu, denn die Kultur kommt. Neben der Kunst veranstalten wir hier auch Festivals und Sportwettbewerbe. Wir veranstalten ein Opernfestival, Theateraufführungen und all’ das, um die Menschen wieder hierher zu bringen und ‚Kreenholm‘ einen neuen Atem zu geben.“

Estland feierte am 9. Mai Europatag. Gleich nebenan erinnert Russland an den Sieg über Nazi-Deutschland 1945. Vertreter der EU waren gekommen, nicht zuletzt, um für dass Reiseland Estland zu werben – trotz des Krieges - wie Ave Schank-Lukas, Vertreterin der Europäischen Kommission in Tallinn: „Europa war in den letzten 20 Jahren hier, es ist heute hier, und es wird auch in Zukunft hier sein. Auch die Esten entdecken diese Regionen wieder, und wir hoffen, dass es mehr EU-Touristen geben wird.“

Seen und Sandstrände gehören zu den weiteren touristischen Vorzügen der Region Narva. Mit europäischer Unterstützung sollen nun wieder mehr Besucher kommen.