Amaq: Propagandamaschine des IS

Polizisten sichern nach dem Terroranschlag in London eine Straße. (Bild: Reuters)
Polizisten sichern nach dem Terroranschlag in London eine Straße. (Bild: Reuters)

Wo immer dieser Tage ein Anschlag mit islamistischem Hintergrund passiert, meldet sich danach die „Nachrichtenagentur Amaq“ und behauptet, der so genannte Islamische Staat stecke hinter der Tat. Doch was ist das eigentlich für eine vermeintliche Nachrichtenagentur, deren Name übersetzt „Die Tiefen“ bedeutet und sich wohl darauf beziehen soll, seine Informationen direkt aus dem Innersten des IS zu beziehen?

Die Dschihadisten bezeichnen sich als Kreuzritter des so genannten Islamischen Staates, der in ihren Augen wie andere Staaten auch über eigene Medien verfügen sollte. Diese Rolle nimmt die Amaq ein – auch, wenn der IS sie nie offiziell als ihm zugehörig bezeichnet hat. Sie nennt sich selbst Nachrichtenagentur und tatsächlich kopiert „das Sprachrohr des IS“, wie sie oft genannt wird, ganz bewusst den Stil anderer, echter Nachrichtenagenturen. Wo deren Redakteure und Korrespondenten allerdings Nachrichten verfassen und an Redaktionen versenden, beschränkt sich die Amaq auf Bild-Schnipsel, mit denen sie die knappen Meldungen in bekannten IS-Kanälen sowie in Blogs streut. Von dort aus finden sie dann ihren Weg in den Blogger-Dienst Twitter und die weltweiten Medien.

Amaq bemüht sich um einen professionellen Auftritt

Im Gegensatz zu islamistischen Bekennerschreiben benutzt Amaq eine betont sachlich nüchterne Sprache und spricht von Toten und Verletzten, wo die Dschihadistenmiliz von Ungläubigen redet.

Das Logo von Amaq.
Das Logo von Amaq.

Im Agenturstil überschreibt sie ihre Nachrichten mit den Zusätzen „Eilmeldung“ oder „Exklusiv“ und veröffentlicht zudem Infografiken über den so genannten Body Count von Anschlägen, was nichts anderes bedeutet als die Opferzahlen. Was damit gezeigt werden soll, ist klar: eine andere Stufe der Professionalität als verwackelte Bekenner-Videos.

Die Botschaften werden verschlüsselt verschickt

Die Ermittler in den verschiedenen Fällen haben nachgewiesen, dass die Terroristen die Videos immer erst kurz vor ihren verheerenden Taten aufgezeichnet haben. Irgendwie müssen sie diese dann den Verantwortlichen also schnell zur Verfügung gestellt haben, wo immer die auch sitzen mögen. Amaq selbst bedient sich oft des Chat-Programms Telegram, um seine Nachrichten zu verbreiten. Der Vorteil im Gegensatz zu Twitter oder Whatsapp: Bei Telegram sind alle Daten verschlüsselt, die Verbreitung verläuft anonym. Was es bei Amaq noch zu sehen gibt: Videos und Berichte von militärischen Operationen des IS, Aufräumarbeiten nach Bombenschäden, das angebliche Engagement für Bedürftige. Deshalb vermuten einige Experten, das Ziel des Ganzen sei es nicht so sehr, die Weltöffentlichkeit zu erreichen, als vielmehr die eigene Anhängerschaft zu stärken.

Die Meldungen folgen einem Muster

Auffällig ist, dass die Veröffentlichung der „Eilmeldungen“ immer nach demselben Schema abläuft. Ein paar Stunden nach den Anschlägen gibt Amaq eine Erklärung heraus, in denen der oder die Attentäter als „Soldaten des Islamischen Staates“ bezeichnet werden. Immer mit dem Zusatz versehen, die Information stamme aus Insider-Quellen oder Sicherheitskreisen des IS. Wirklich ins Detail gehen die Erklärungen aber nicht und im Normalfall enthalten sie auch keine Informationen, die man zu diesem Zeitpunkt nicht auch schon über andere Quellen bekommen hätte.

Die Amaq beansprucht die Anschläge quasi im Nachhinein für den IS, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass die Attentäter nicht wirklich vom IS instruiert werden und die Führungskreise der Dschihadisten oftmals gar nicht wissen, was ihre Anhänger im Detail vorhaben. Allerdings könnte dieser These die Tatsache widersprechen, dass beispielsweise der Attentäter von Ansbach bis kurz vor der Tat via Handy chattete.

Amaq würdigt Attentäter

Fest steht auf jeden Fall, dass die Amaq noch nie einen Terrorakt dem IS zugesprochen hat, der mit diesem nichts zu tun gehabt hätte. So gab es zum Beispiel zu dem mysteriösen Absturz der Egyptair-Maschine im Mai keine Erklärung und auch zum Amoklauf in München wurde nichts berichtet. Zwei Ereignisse, die in der öffentlichen Wahrnehmung durchaus zur IS-Strategie gepasst hätten.

Nicht auszuschließen, dass die Existenz von Amaq Terroristen in ihrem Tun sogar bestärkt. Denn: Sie können sich sicher sein, dass ihr Handeln zumindest an dieser Stelle nicht verurteilt – sondern anerkannt wird.