Amazon-Serie "Damaged Goods": Kaputte Millennials auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

Nachdem sie von der Uni geflogen ist, weiß Nola (Sophie Passmann) nicht so recht etwas mit ihrem Leben anzufangen. (Bild: Prime Video / Marc Reimann)
Nachdem sie von der Uni geflogen ist, weiß Nola (Sophie Passmann) nicht so recht etwas mit ihrem Leben anzufangen. (Bild: Prime Video / Marc Reimann)

Orientierungslose Millennials und die große Frage: Wie wird man eigentlich erwachsen? Die Amazon-Serie "Damaged Goods" interpretiert Coming-of-Age mal anders und doch nach gewohntem Schema - Bindungsängste, Perspektivlosigkeit und Konkurrenzdruck inklusive.

Das Leben mit Mitte 20 kann ganz schön kompliziert sein. Mit dem Start ins Berufsleben steht eine wegweisende Hürde bevor. Gleichzeitig kommt man nicht umhin, sich mit seinen Freunden zu vergleichen. Wer hat bis dato welche Karriere hingelegt? Wer ist wie weit in der Familienplanung? Und überhaupt: Wer bin ich eigentlich? Nola (Sophie Passmann), die Hauptfigur und Erzählerin der neuen Amazon-Dramedy "Damaged Goods" (ab 11. Juli), kann ein Lied davon singen.

Gerade erst ist die Mittzwanzigerin kurz vor dem Abschluss ihres Psychologie-Masters von der Universität geflogen und kann sich den geplanten Werdegang erst einmal in die Haare schmieren. Dann serviert sie auch noch ihre vermeintlich zwanglose Liaison - hinter der natürlich mehr steckt - ab. Nicht besser macht die Situation, dass ihre geliebte Mitbewohnerin Hennie (Leonie Brill) ihre Vorzeigebeziehung auf ein neues Level heben und aus der WG mit Nola ausziehen will.

Den Freundeskreis, von dem "Damaged Goods" erzählt, komplettieren der Womanizer, aber arbeitslose Jura-Absolvent Mads (Tim Oliver Schultz), die zweifelnde Künstlerin Tia (Zeynep Bozbay) und Hugo (Antonije Stankovic), ein schwuler Steward mit Pech in der Liebe. "Das sind die besten Menschen der Welt. Und keiner will noch etwas mit mir zu tun haben", bringt Nola den Zuschauerinnen und Zuschauern zu Beginn der achtteiligen Serie nahe, um in der Folge aufzulösen, wie es dazu kommen konnte. Ein Teil davon ist auch der Podcast "Damaged Goods", in dem Nola ihre Situation reflektiert und sich als selbsternannte Küchenpsychologin versucht.

Zum Alltag der "Gang" in "Damaged Goods" gehören hin und wieder auch Partyexzesse. (Bild: Prime Video / Marc Reimann)
Zum Alltag der "Gang" in "Damaged Goods" gehören hin und wieder auch Partyexzesse. (Bild: Prime Video / Marc Reimann)

"Wie fucking größenwahnsinnig muss man als Millennial sein?"

Coming-of-Age-Serien gibt es in der Streamingwelt zuhauf. "Damaged Goods" beleuchtet im Gegensatz zu vielen Genrevertretern aber eine andere Alterskategorie, die altbekannte Probleme wie Identitätsfindung, amouröse Verwicklungen und (vermeintliche) Perspektivlosigkeit in einem anderen Licht da stehen lassen.

In den besten Momenten der Serie funktioniert die Amazon-Produktion als bissiger Kommentar auf die Zukunftssorgen von Millennials und Angehörigen der Generationen Y und Z. "Wie fucking größenwahnsinnig muss man als Millennial sein, um in dieser seltsamen Welt einen Lebenstraum zu haben?", wirft Nola an einer Stelle die Frage auf. Es sei "offensichtlich völlig normal, dass man keine Ahnung mehr hat, wer man ist, wenn man keine Karriere mehr hat."

Derlei Tiefe bekommt "Damaged Goods" aber nur selten. Stattdessen mäandert die Serie zwischen schnell geschnittenen und ebenso zügig erzählten Erzählsträngen, abstrusen Alltagserfahrungen und nachdenklichen Momenten. Ein rechter Fokus fehlt der Dramedy. Daran ändern auch die launigen Kurzauftritte renommierter Darstellerinnen und Darsteller wie Michaela May, Christian Tramitz und Luise Kinseher wenig.

Die Mitbewohnerinnen Nola (Sophie Passmann, links) und Hennie (Leonie Brill) sind ein Herz und eine Seele. (Bild: Prime Video / Marc Reimann)
Die Mitbewohnerinnen Nola (Sophie Passmann, links) und Hennie (Leonie Brill) sind ein Herz und eine Seele. (Bild: Prime Video / Marc Reimann)