Andreas Schmidt-Schaller wird 70: So tickt der TV-Kommissar

Andreas Schmidt-Schaller wird 70 Jahre alt

In den 80er Jahren wurde Andreas Schmidt-Schaller in der DDR durch den "Polizeiruf 110" bekannt. Und auch heute noch ist er ein bekanntes TV-Gesicht: Seit 2001 ist er als Chefermittler in der Krimi-Serie "SOKO Leipzig" zu sehen. Zu seinem 70. Geburtstag am heutigen 30. Oktober hat der Schauspieler das Buch "Klare Ansage: Bekundungen und Bekenntnisse" (Neues Leben, 208 Seiten, 17,99 Euro) vorgelegt. Er berichtet über seine Familie, seine Karriere und wirft auch einen Blick hinter die Kulissen.

"Schauspielerische Herausforderungen sehen anders aus"

Nach der Ausbildung wollten damals alle ans Theater, schreibt Schmidt-Schaller und fügt hinzu: "Das hat sich heute, wie ich meine, ein wenig geändert." Die meisten, die ein Schauspielstudium absolvierten, wollten lieber in TV- und Filmproduktionen mitwirken. "Fernsehen zahlt zwar in der Regel besser", so der TV-Star, "aber die Frage ist doch, ob man auch immer beschäftigt wird. Wenn man in einer regelmäßigen Soap spielt, ist das so. Das kann unter Umständen jahrelang laufen, doch man ist gebunden und festgelegt und bekommt kaum andere Angebote. Es werden immer neue Gesichter benötigt. Und außerdem, machen wir uns nichts vor: schauspielerische Herausforderungen sehen anders aus."

Anfänge beim "Polizeiruf"

Auch als Schmidt-Schaller überraschend eine Einladung des Chefdramaturgen des "Polizeirufs 110" erhielt, habe er gezögert: "Das war keine Koketterie, denn ich wusste, was es bedeutete, auf eine Serie festgelegt zu sein." Am Ende sagte er bekanntlich zu und drehte seinen ersten "Polizeiruf" im Frühjahr 1984, er lief am 19. August unter dem Titel "Freunde", wie sich Schmidt-Schaller erinnert. "Allerdings hieß ich dort - und reihte mich doch in die ungeliebte Riege ein - Andreas Schöpke. Erst zwei Jahre später trat ich als Leutnant Thomas Grawe auf." Eine seiner Bedingungen war gewesen, dass er nicht wie es üblich war, seinen eigenen Vornamen behalten wollte, wie er verriet.

Noch heute grüble er, ob die Einladung vielleicht doch nicht so zufällig gekommen sei, "sondern der Wunsch einiger Personen gewesen ist, mich als 'freien Radikalen' aus dem Verkehr zu ziehen. Als Mitglied des Fernsehensembles hatte man mich faktisch unter Kontrolle, über die Stränge schlagen konnte man dort nicht".

"In Sachen IM"

Im Kapitel "In Sachen IM" schreibt Schmidt-Schaller, dass er bereits 1963 als "Geheimer Informator" angeworben werden sollte und über seine Unterschrift unter einem Papier vom 28. November 1963. "Doch wozu verpflichtete ich mich vier Wochen nach meinem achtzehnten Geburtstag? Dass ich nämlich Stillschweigen darüber wahren würde, dass 'seit längerer Zeit' ein Zimmer in unserer Geraer Wohnung vom MfS 'zeitweilig' genutzt werde." 1968 weigerte er sich, private Auskünfte über Kollegen zu geben. Nach einigen Jahren inoffizieller Mitarbeit habe er die Zusammenarbeit aufgekündigt. Seit 1971 gab es "keine Verbindung mehr".

Fast habe ihn die 2013 veröffentlichte Pressenachricht erleichtert, heißt es an anderer Stelle des Buchs. "Andere, deren IM-Tätigkeit publik wurde, nicht. Die Menschen sind verschieden. Trotzdem ist es nicht richtig, sie wegen einer vormals geleisteten Unterschrift jahrzehntelang zu verunglimpfen und an den öffentlichen Pranger zu stellen."

Glücksfall "SOKO Leipzig"

Auch über seinen langjährigen Job bei "SOKO Leipzig", die ZDF-Reihe ist bereits in der 15. Staffel, berichtet Schmidt-Schaller in "Klare Ansage": Das Team sei in seiner Zusammensetzung ein absoluter Glücksfall in der deutschen Fernsehlandschaft. "Ich bin als Kriminalhauptkommissar Hans-Joachim 'Hajo' Trautzschke von Anfang an dabei, habe also in nahezu dreihundert Episoden mitgewirkt, das ist ungefähr zehnmal so viel, wie ich beim 'Polizeiruf' abgeliefert habe." In der Regel habe die Serie etwa fünf Millionen Zuschauer: "Das ist schon erstaunlich, wenn man weiß, wie viele Sender in Deutschland zu empfangen sind und in wie vielen Filmen und Serien gleichzeitig Cops und Kommissare ermitteln. Fünf Millionen: die erfüllen mich gleichermaßen mit Demut und Verwunderung. Und natürlich mischt sich auch Dankbarkeit in dieses Gefühl, denn es hätte nicht so kommen müssen. Zum Fleiß und vielleicht Können gehört eben auch der Zufall, nämlich jenes Glück, mit einer solchen Rolle besetzt zu werden."

Foto(s): ddp images