Die Anfänge eines Genies: Das sind die Streaming-Tipps der Woche

In der neuen Serie "Becoming Karl Lagerfeld" spielt Daniel Brühl den bekannten deutschen Modeschöpfer. (Bild: Caroline Dubois / Jour Premier / Disney)
In der neuen Serie "Becoming Karl Lagerfeld" spielt Daniel Brühl den bekannten deutschen Modeschöpfer. (Bild: Caroline Dubois / Jour Premier / Disney)

Disney+ erzählt von den anfänglichen Startschwierigkeiten des jungen Karl Lagerfelds in der Modebranche, MagentaTV+ zeichnet die Höhen und Tiefen der Nationalelf seit 1954 nach. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.

Was geschah vor dem Zopf? Daniel Brühl spielt den deutschen Modeschöpfer Karl Lagerfeld. Nach "Cristóbal Balenciaga" (Disney+) und "The New Look" (Apple TV+) ist "Becoming Karl Lagerfeld" (Disney+) bereits die dritte Streamingserie für Modefans im Jahr 2024. Offenbar setzt man derzeit gerne auf eskapistische Stoffe mit schönen Textilien und Silhouetten - samt den biografischen Verwerfungen ihrer flamboyanten Schöpfer. Was Disney+, MagentaTV+ und Co. in den nächsten Tagen sonst noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.

Manfred Oldenburg ("Das letzte Tabu", "Kroos") befasst sich in der Dokumentation "Fußballwunder: Von Bern bis Berlin" (ab 1. Juni, MagentaTV) mit Höhen und Tiefen der Nationalelf seit 1954.  (Bild: BROADVIEW / Imago)
Manfred Oldenburg ("Das letzte Tabu", "Kroos") befasst sich in der Dokumentation "Fußballwunder: Von Bern bis Berlin" (ab 1. Juni, MagentaTV) mit Höhen und Tiefen der Nationalelf seit 1954. (Bild: BROADVIEW / Imago)

"Becoming Karl Lagerfeld", Disney+

Vor etwas mehr als fünf Jahren, am 19. Februar 2019, starb Karl Lagerfeld an Prostatakrebs. Seine 85 Jahre sah man dem Hamburger aus gutem Haus, der in Paris Karriere machte, bis zum Schluss kaum an. Doch wie wurde Lagerfeld zu dem genialen Modeschöpfer, der er war? Diese Frage versucht die sechsteilige Miniserie "Becoming Karl Lagerfeld" (Disney+, ab 7. Juni) zu beantworten. Die Erzählung setzt 1972 ein: Karl (Daniel Brühl) lebt gemeinsam mit seiner Mutter (Lisa Kreuzer) in Paris und arbeitet als noch unbekannter Prêt-à-porter-Designer für Chloé. Der introvertierte Deutsche ist frustriert darüber, dass sein Ruhm noch keineswegs dem bei sich selbst festgestellten Talent entspricht. Anders als bei seinem Freund, dem berühmten Yves Saint Laurent (Arnaud Valois), traut man ihm nicht zu, in die Riege der ganz großen Modeschöpfer vorzudringen.

Doch Lagerfeld ist ehrgeizig. Er will eine eigene Kollektion herausbringen und bereitet eine Modeschau vor, in der die "Entscheider" des damaligen Paris überzeugt werden sollen. Gleichzeitig verfolgt man in der Serie mit dem jungen Dandy Jacques de Bascher (Théodore Pellerin) einen zweiten Protagonisten. Er soll die große - und vielleicht einzige Liebe - des Modepapstes gewesen sein. Der echte de Bascher starb 1989 mit 38 Jahren an Aids.

"Becoming Karl Lagerfeld" entstand nach dem biografischen Roman "Kaiser Karl" von Raphaëlle Bacqué, die auch am Drehbuch mitarbeitete. Gezeigt werden die Jahre 1972 bis 1981 und damit der Aufstieg des am Anfang noch durchaus unsicheren Deutschen, der zu Beginn der Serie noch nicht einmal seinen ikonografischen Zopf, sondern Vollbart trägt. Daniel Brühl liefert wieder eine gute Figur ab. Auch die 70er-Ausstattung der mit viel Disko- und Popmusik der Zeit gefüllten Serie plus einem originallen Soundtrack von Evgueni und Sacha Galperine ("The Undoing", "Scene from a Marriage") wissen zu überzeugen.

"In einer Ära des Lichts erhebt sich die Dunkelheit": Die neue "Star Wars"-Serie "The Acolyte" startet am 5. Juni bei Disney+ und verspricht ein düsteres Abenteuer voller Jedi und aufstrebender Sith.  (Bild: Disney+)
"In einer Ära des Lichts erhebt sich die Dunkelheit": Die neue "Star Wars"-Serie "The Acolyte" startet am 5. Juni bei Disney+ und verspricht ein düsteres Abenteuer voller Jedi und aufstrebender Sith. (Bild: Disney+)

"Fußballwunder: Von Bern bis Berlin", MagentaTV+

Am 4. Juli 1954 wird Deutschland mit einem 3:2-Sieg gegen die damals übermächtigen Ungarn erstmals Fußball-Weltmeister. 70 Jahre ist das "Wunder von Bern" demnächst her. Filmemacher Manfred Oldenburg ("Das letzte Tabu", "Kroos") nimmt das Jubiläum und die am 14. Juni beginnende Heim-Europameisterschaft zum Anlass, auf Höhe- und Tiefpunkte der deutschen Elf seit 1954 zu blicken und nachzufragen, was sie mit der Stimmung im Land zu tun hatten. Dabei wirkt das Narrativ im Dokumentarfilm "Fußballwunder: Von Bern bis Berlin" (ab Samstag, 1. Juni, bei MagentaTV+) nach beiden Seiten: Die DFB-Elf inspirierte oder deprimierte eine Nation. Doch natürlich spiegelten sich auch Werte und Befindlichkeiten Deutschlands im Spiel und Auftreten der Nationalmannschaft wider.

Es beginnt bei der gern zitierten eigentlichen Geburtsstunde der BRD mit dem überraschenden WM-Sieg 1954, der ersten Glückseligkeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Es folgt die Geburt der "deutschen Tugenden"-Moral der 60-er und 70-er, die im Finale von 1974 den Ausschlag gab, als Deutschland die schöner spielenden Niederländer im WM-Endspiel niederrang. 1990 schließlich folgte die vorgezogene deutsche Einheitsfeier im Rom. Deutschland siegte im Finale gegen Argentinien, wurde zum dritten Mal Weltmeister, und mancher nahm an, dass Deutschland nach der Wiedervereinigung mit den Spielern aus der DDR auf Jahre hinaus unschlagbar sei.

In meist älteren Archiv-Interviews kommen unter anderem die WM-Spieler Ottmar Walter (1954), Uwe Seeler (1966), Berti Vogts und Bernd Hölzenbein (1974), Karl-Heinz Rummenigge (1982, 1986), Lothar Matthäus und Rudi Völler (1990) und Philipp Lahm (2006, 2010, 2014) zu Wort. Auch wenn die meisten hier erzählten WM-Geschichten Fußball-Kennern vertraut sein dürften: Als Crash-Kurs des emotionalen Miteinanders von Nationalelf und Nation ist Oldenburgs 90-Minüter ein guter Warmmacher für die Euro 2024.

Cyndi Lauper war die schrillste Künstlerin der 80-er und lieferte mit "Girls Just Want To Have Fun" einen der größten Pop-Hits aller Zeiten. Paramount+ würdigt sie nun mit dem Dokumentarfilm "Cyndi Lauper: Let The Canary Sing" (ab 5. Juni). (Bild: Anthony Harvey/Getty Images)
Cyndi Lauper war die schrillste Künstlerin der 80-er und lieferte mit "Girls Just Want To Have Fun" einen der größten Pop-Hits aller Zeiten. Paramount+ würdigt sie nun mit dem Dokumentarfilm "Cyndi Lauper: Let The Canary Sing" (ab 5. Juni). (Bild: Anthony Harvey/Getty Images)

"Star Wars: The Acolyte", Disney+

Von den edelsten aller Weltraumritter gab es im "Star Wars"-Universum zuletzt nur noch ein paar verstreute Exemplare. Doch weil Disney die Zeit zurückdreht, feiern die Jedi ein Comeback: Die neue Serie "The Acolyte" spielt in der Blütezeit ihres Ordens, etwa 100 Jahre vor den Ereignissen in "Star Wars: Episode I". Die ersten beiden von acht Episoden sind ab 5. Juni bei Disney+ zu sehen. Danach gibt es im Wochentakt eine neue Folge.

In "The Acolyte" seien "mehr Jedi als in jedem Star-Wars-Content zuvor" zu sehen, verspricht Leslye Headland. Die Schöpferin der Serie, die zuvor maßgeblich an der grandiosen Netflix-Serie "Matrjoschka" mitgearbeitet hat, legt den Fokus dennoch auf die dunkle Seite der Macht und will erzählen, "wie die Sith die Jedi infiltriert haben. Es ist eine von den Sith geführte Geschichte, was es so noch nie gegeben hat".

Geht man davon aus, dass die Serie hält, was die Trailer versprechen, wird das ziemlich spannend. Finstere Kräfte erschüttern die demokratische Ordnung, in der die Jedi eine zentrale Rolle als intergalaktische Friedenstruppe spielen, aber auch nicht frei von Abgründen sind. Als Jedi kaltblütig ermordet werden und auch "Matrix"-Star Carrie Anne Moss als Jedi-Meisterin nichts mehr ausrichten kann, muss Jedi-Meister Sol (Lee Jung-jae) mit seiner abtrünnigen Padawan Mae (Amandla Stenberg) zusammenarbeiten. Sie erkennen, dass im Hintergrund mächtigere, bösartigere Kräfte am Werk sind, als sich die Jedi jemals hätten vorstellen können.

"Cyndi Lauper: Let The Canary Sing", Paramount+

Cyndi Lauper war die schrillste Künstlerin der 80-er. Mit "Girls Just Wanna Have Fun" und "Time After Time" lieferte sie zwei der größten Pop-Hits aller Zeiten. Bis heute treibt sie es bunt und macht, was ihr gefällt: Die inzwischen 70-Jährige feierte zuletzt mit ihrem Musical "Kinky Boots" große Erfolge. Mit "Cyndi Lauper: Let The Canary Sing" (ab 5. Juni) wird sie von Paramount+ nun mit einem eigenen Dokumentarfilm gewürdigt. Unter Regie der Emmy-preisgekrönten Filmemacherin Alison Ellwood ("The Go-Go's") blickt der Film auf Cyndi Laupers Leben zurück: Als Kind, so erfährt man, besuchte Lauper eine katholische Schule und ließ sich schon damals von keinem etwas sagen.

Schon früh begann Lauper, eigene Musik zu schreiben, später trat sie mit Coverbands und der von ihr gegründeten Band Blue Angel auf. Ihren Durchbruch erreichte sie Anfang der 1980-er: Ihr Debütalbum "She's So Unusual" wurden weltweit über 16 Millionen Mal verkauft. "Cyndi tat einfach, was sie tat", erinnert sich Musiker Boy George: "Sie sagte: Frauen schaffen das." Denn Cyndi Lauper war nicht nur eine gefeierte Musikerin. Sie setzte sich auch vehement gegen die Diskriminierung von Angehörigen der LGBT-Gemeinde ein.

In "Cyndi Lauper: Let The Canary Sing" kommen neben der Sängerin selbst und Boy George auch weitere Wegbegleiter wie der Schauspieler Billy Porter, ihr ehemaliger Manager David Wolff und die Sängerin Patti LaBelle zu Wort.