Nach Anschlag bei Moskau: Vier Haftbefehle erlassen – Berichte von Folter
Nach dem Anschlag von Moskau mit 137 Toten und 187 Verletzten hat ein Gericht die ersten Haftbefehle gegen Verdächtige erlassen. Demnach werden vier Männer des "Terrorismus" beschuldigt, sie müssten mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen, so das Gericht im Moskauer Bezirk Basmanni.
Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax sowie die Agentur AP unter Berufung auf das Gericht berichten, sollen sich mindestens zwei der vier Tatverdächtigen, die die tadschikische Staatsbürgerschaft besitzen, schuldig bekannt haben.
Russische Medien berichten von Folter
Die vier Angeklagten im Alter von 19, 25, 30 und 32 Jahren wurden der Presse im Gerichtssaal vorgestellt, die Vorverhandlungen fanden allerdings hinter verschlossenen Türen statt. Die Männer, die in Glaskäfigen platziert wurden, hatten sichtbare Prellungen Schwellungen, Schürf- und Platzwunden und trugen teils Verbände.
Ein Verdächtiger wurde im Krankenhauskittel, im Rollstuhl sitzend, in das Gericht gebracht. Während der gesamten Anhörung hatte er die Augen geschlossen und wurde von Sanitätern betreut. Mehrere Wunden waren zu sehen, auch schien ihm ein Auge zu fehlen. Es ist fraglich, ob der Mann bei Bewusstsein war.
Zudem waren im Internet Videoaufnahmen verbreitet worden, die zeigen sollen, dass die festgenommenen Männer gefoltert wurden. Russischen Medienberichten vom Samstag zufolge war einem der Verdächtigen während der Befragung ein Ohr abgeschnitten worden. Die Authentizität der Aufnahmen ließ sich nicht unabhängig überprüfen.
Frankreich ruft höchste Sicherheitsstufe aus
Die Untersuchungshaft ist bis zum 22. Mai festgelegt, sie kann bis zum Beginn des Prozesses verlängert werden. Wann das Verfahren beginnen soll, ist noch nicht festgelegt worden. Insgesamt hatten die Behörden die Festnahme von elf Verdächtigen vermeldet, darunter die vier mutmaßlichen Angreifer. Das Gericht äußerte sich nicht zu den möglichen Motiven der Angreifer.
Das Bekennerschreiben der Gruppe Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK), für den Anschlag verantwortlich zu sein, hat auch in anderen Ländern Alarm ausgelöst: In Frankreich hat die Regierung die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen.
Wie Premierminister Gabriel Attal auf der Plattform X schrieb, habe man sich "angesichts des vom IS beanspruchten Attentats und der Bedrohung, die auf Frankreich laste", zu diesem Schritt entschlossen. Demnach sei die Entscheidung nach dem von Präsident Emmanuel Macron am Sonntag im Élysée-Palast einberufenen Verteidigungs- und Sicherheitsrat gefallen.
Trauer im ganzen Land
In Russland war der Sonntag zum nationalen Trauertag erklärt worden. Über dem Kreml wehte die Fahne auf halbmast. Vor der abgeriegelten Konzerthalle versammelten sich Hunderte Menschen, um der Opfer zu gedenken. Sie zündeten Kerzen an und legten Blumen nieder.
Von der Konzerthalle ist nur noch eine ausgebrannte Ruine übrig. Es wird befürchtet, dass darin noch weitere Opfer gefunden werden. Man setze die Bergungsarbeiten rund um die Uhr fort, hieß es von den Behörden.