Antisemitismus gegenüber Gil Ofarim: Mitarbeiter stellt Anzeige

Das Leipziger Hotel Westin reagierte jetzt auf den Antisemitismus-Vorwurf von Gil Ofarim (39) und beurlaubte "die betreffenden Mitarbeiter". Das gab die stellvertretende Managerin Antje Reichstein bekannt. Der beschuldigte Mitarbeiter hat jetzt jedoch Anzeige wegen Verleumdung gestellt.

Gil Ofarim trug einen Davidstern an einer Kette und durfte deswegen nicht in ein Leipziger Hotel einchecken. (Bild: imago/Lumma Foto)
Gil Ofarim trug einen Davidstern an einer Kette und durfte deswegen nicht in ein Leipziger Hotel einchecken. (Bild: imago/Lumma Foto)

Man sei ein weltoffenes Hotel und lehne jede Form von Intoleranz, Diskriminierung und Antisemitismus "auf das Schärfste" ab. Außerdem sei man besorgt aufgrund der "unerträglichen Vorwürfe von Herrn Ofarim" und alarmiert, so Reichstein. Weiter sagte sie, dass Antisemitismus nicht entschuldbar und in ihrem Hotel nicht geduldet sei. Man wolle in einem nächsten Schritt persönlich mit Ofarim in Kontakt treten, um den Vorfall vollständig aufzuklären.

Nun wehrt sich der betroffene Mitarbeiter allerdings gegen die Vorwürfe. Er hat jetzt Anzeige wegen Verleumdung gestellt. Der Mann schildere den Vorfall mit dem Künstler "deutlich abweichend von den Auslassungen des Musikers", sagte Polizeisprecher Olaf Hoppe am Mittwoch.

Der Hotelangestellte habe zudem noch eine zweite Anzeige wegen Bedrohung gestellt, weil sich Menschen in den sozialen Netzwerken völlig entfesselt gegenüber dem Hotelpersonal geäußert hätten. Außerdem sei bei der Polizei eine Online-Anzeige eines unbeteiligten Dritten wegen Volksverhetzung eingegangen.

Die Staatsanwaltschaft Leipzig und die die Kriminalpolizei hätten sämtliche Ermittlungen aufgenommen, sagte Hoppe. "Nun gilt es abzuwarten, was die Ermittlungen ergeben und was tatsächlich an dem Tag geschehen ist." Gil Ofarim habe bislang keine Anzeige erstattet.

Das wirft Gil Ofarim dem Hotel vor

Der Sänger durfte eigenen Aussagen zufolge in dem Leipziger Hotel nicht einchecken, da er einen Davidstern offen an einer Kette trug als er an der Rezeption vorsprach. Dort habe es zunächst aufgrund eines technischen Defekts eine lange Schlange gegeben, aus der jedoch immer wieder Gäste vor ihm bedient worden wären. In einem Instagram-Video berichtet er noch vor dem Hotel von den Vorkommnissen, die sich dann ereigneten:

Nach einer längeren Wartezeit habe er sich beim Personal beschwert. Der Rezeptionist, von Ofarim "Herr W." genannt, habe zunächst behauptet, die Schlange damit entzerren zu wollen. "Und dann ruft irgendeiner aus der Ecke: 'Pack' deinen Stern ein.' Und dann sagt der Herr W.: 'Packen Sie Ihren Stern ein.'"

"Wirklich? Deutschland 2021"

Erst wenn er den ablegen würde, würde er auch einchecken können, berichtet der 39-Jährige. Am Ende des Clips zeigt er sich den Tränen nahe. "Wirklich? Deutschland 2021", sagt er abschließend.

"Es ist nicht der erste Vorfall in meinem Leben, an dem ich konfrontiert worden bin mit Fremdenhass, mit Antisemitismus. Aber ich glaube: Es war einmal zu viel", sagte Ofarim. "Ich bin froh, dass ich das gemacht habe. Ich finde, man soll einfach nicht mehr die Klappe halten und das über sich ergehen lassen. Ich hätte mir nur gewünscht, dass ich nicht alleine gewesen wäre in dem Moment, und hätte mir gewünscht, dass andere Gäste das vielleicht mitgehört hätten."

Eine Entschuldigung von dem Hotel habe er bislang nicht erhalten. "Mein Management hat nur eine Email bekommen, dass man sich mal austauschen wollen würde, mal reden. Aber ich habe weder eine Stellungnahme bekommen zu diesem Fall, ich habe keine Entschuldigung bekommen, gar nichts!"

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