Applaus für Gastredner verweigert: Scharfe Kritik an der AfD

François de Rugy bei seiner Rede anlässlich des 55. Jahrestages des Élysée-Vertrages im Deutschen Bundestag. (Bild: AP Photo/Michael Sohn)
François de Rugy bei seiner Rede anlässlich des 55. Jahrestages des Élysée-Vertrages im Deutschen Bundestag. (Bild: AP Photo/Michael Sohn)

Anlässlich des 55. Jahrestages des Élysée-Vertrages hielt der Präsident der französischen Nationalversammlung François de Rugy eine Rede im deutschen Bundestag und warnte vor Populismus. Der Bundestag quittierte dies mit Standing Ovations – nur die AfD blieb sitzen.

„Populismus und Nationalismus bedrohen alle europäischen Nationen“, so de Rugy in seiner Rede, die er zur Gänze auf Deutsch hielt. Populismus sprenge „Gesellschaften und legt schließlich die Demokratie in Schutt und Asche“ – eine Tendenz die auch in Europa bemerkbar sei. Sein Appell: Ein Bekenntnis zur multilateralen Methode. „Die multilaterale Methode, nämlich verhandeln und nach Kompromissen suchen, ist das Erfolgsrezept Europas.“

Als Reaktion auf seine Rede gab es frenetischen Applaus und fraktionsübergreifende Standing Ovations. Einzig die rechtspopulistische AfD blieb demonstrativ sitzen. Die stellvertretende AfD-Bundestagsvorsitzende Beatrix von Storch kommentierte die Rede de Rugys mit einem sarkastischen Tweet. „‚Europa hat die Schuldenkrise überwunden.’ Genau mein Humor“. Die gemeinsame Resolution, die Deutschland und Frankreich in Sitzungen etablierte und eine Art erneuerten Élysée-Vertrag beinhaltet, bezeichnete AfD-Chef Alexander Gauland als „Heuchelei“.

„Die sogenannte ‚Alternative für Deutschland’ hat heute einmal mehr ihr wahres, ungeschminktes Gesicht gezeigt: Indem sie dem Präsidenten der französischen Nationalversammlung jeglichen Beifall verweigerte, missachtete sie die langjährige Freundschaft unserer beiden Länder. Die sogenannte AfD sitzt scheinbar immer noch in den Schützengräben vor Verdun. Ihr engstirniges Denken ist geschichtslos, rückwärtsgewandt und verantwortungslos“, so der CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Müller gegenüber „regionalBraunschweig.de“.

„Es überrascht nicht, dass die AfD-Fraktion keinen Respekt für die Rede des französischen Parlamentspräsidenten zeigt“, kommentierte SPD-Politikerin Saskia Esken das Verhalten der AfD.

Auch vom SPD-Bundestagsabgeordneten Helge Lindh kam Kritik an der rechtspopulistischen Partei. Dass die AfD-Fraktion nach der Rede des französischen Parlamentspräsidenten geschlossen sitzengeblieben ist, beweise, dass die Neuauflage des Élysée-Vertrages richtig sei, so Lindh.

Auch Abgeordnete der FDP meldeten sich zu Wort. Auf Twitter schrieb Manuel Höferlin: „Alle klatschen, nur die AfD nicht. Entlarvend und doch erschreckend.“

Auch Höferlins Fraktionskollege Konstantin Kuhle findet deutliche Worte: „Der Präsident der Assemblée Nationale, François de Rugy, wünscht Deutschland, Frankreich und Europa im Deutschen Bundestag Frieden. Stehende Ovationen. Die Nazis bleiben sitzen.”

„Für den Frieden in Europa einzustehen, bedeutet auch gegen Rechtspopulismus aufzustehen. #WehretDenAnfaengen“, schreibt Jörg Thiele von den Grünen Krefeld und antwortet damit auf ein Twitter-Posting des ARD-Korrespondenten Tom Schneider. Dieser kritisierte, die AfD würde mit dieser Aktion beweisen, wie gefährlich sie für Europa ist.

Die Chefredakteurin der Deutschen Welle, Ines Pohl, beschreibt: „Anschließend klatschen alle, nur die AfD nicht. Erst hab ich mich geschämt. Dann war ich wütend. Und jetzt bin ich traurig. “

Keinerlei Fehlverhalten gesteht sich indes die Partei selbst ein. „Aber sicher sind wir nach der Rede des französischen Parlamentspräsidenten sitzen geblieben! Wer der #AfD unterstellt, sie wolle keinen Frieden in Europa, kann nicht ernsthaft Applaus erwarten“, schreibt AfD-Politiker Jörg Schneider.