Arbeitgeber-Vertreter im ZDF: Vier-Tage-Woche "falsches Signal"

Steffen Kampeter, Chef des Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, hält nicht viel von einer allgemeingültigen Vier-Tage-Woche. (Bild: ZDF)
Steffen Kampeter, Chef des Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, hält nicht viel von einer allgemeingültigen Vier-Tage-Woche. (Bild: ZDF)

Es ist der Wunsch zahlreicher Arbeitnehmerinnen und -nehmer, doch für ihn ist die Vier-Tage-Woche "kein allgemeines Modell": Der Chef der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, warnte im "ZDF-Morgenmagazin", die Herausforderungen der Gegenwart seien so nicht zu bewältigen.

Weniger Arbeit, mehr Freizeit: Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünschen sich die Vier-Tage-Woche, die eine bessere Work-Life-Balance verspricht. Im "ZDF-Morgenmagazin" nahm Steffen Kampeter, Chef der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, nun zum heiß diskutierten Beschäftigungsmodell Stellung. Kampeter forderte im Interview mit Moderator Mitri Sirin "mehr Flexibilität statt starre Vorgaben".

Kampeter bezeichnete die Vier-Tage-Woche bereits als "Milchmädchenrechnung". Warum? Hinter der Forderung stecke die Behauptung, dass, wenn man weniger arbeite, man produktiver sei, so der Arbeitgeber-Vertreter. "In Deutschland haben wir im Trend sinkende Arbeitszeiten, aber keinen explosionsartigen Produktivitätsanstieg, und deswegen wird das zu wirtschaftlichen Nachteilen führen."

Moderator Mitri Sirin (rechts) wies Steffen Kampeter auf Studien zur Vier-Tage-Woche sowie die Wünsche junger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hin. (Bild: ZDF)
Moderator Mitri Sirin (rechts) wies Steffen Kampeter auf Studien zur Vier-Tage-Woche sowie die Wünsche junger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hin. (Bild: ZDF)

Kampeter: Herausforderungen nicht mit weniger Arbeit zu lösen

Wolle man unter der "Überschrift Vier-Tage-Woche" jedoch flexible Arbeitszeit-Modelle ausprobieren und den Beschäftigten in ihren individuellen Bedürfnissen entgegenkommen, so sei das in vielen Betrieben bereits Praxis. Dort solle sich der Staat aber nicht einmischen, sondern die Möglichkeit gewähren, Arbeitszeiten über die Woche flexibler zu gestalten. "Unser Arbeitszeitgesetz ist da etwas aus der Zeit geraten", findet Kampeter.

Mitri Sirin hakte nach: Hat Kampeter überhaupt Belege für seine Aussagen zur Produktivität? Diesbezügliche Studien seien ja keine Märchen. "Ich glaube, es gibt keine umfassende Studie dazu", antwortete der Arbeitgeber-Chef. Im angeführten Beispiel aus England ginge es nur um wenige Betriebe, und die Produktivität sei überhaupt nicht gemessen worden, sondern die Arbeitszufriedenheit. "Wenn sie nur vier Tage um zwei oder drei Uhr aufstehen müssen, kann ich mir vorstellen, sind Sie auch zufriedener, aber die Zuschauerinnen und Zuschauer müssen auf Ihre gute Sendung verzichten."

Kampeter weiter: "Es ist auch das falsche Signal, weil es suggeriert, dass wir die Herausforderungen der Gegenwart mit weniger Leistung, mit weniger Arbeitseinsatz machen können." Man benötige Handwerker, es herrsche Fachkräfte-Mangel. All das zeige seiner Meinung nach, dass die Herausforderungen mit "mehr" und nicht "mit weniger Hände Arbeit" zu lösen seien. "Das ist vielleicht eine unangenehme Botschaft", räumte der Arbeitgeber-Vertreter ein. Er verstehe das Thema "Work-Life-Balance" so, dass auch die Arbeit Teil des Lebens sei. Die Vier-Tage-Woche sei "kein allgemeines Modell".

"Im Kern geht es nicht um einheitliche Regeln, sondern um mehr Flexibilität"

Moderator Sirin warf daraufhin ein, dass die jüngere Generation nachweislich mehr Wert auf Freizeit und flexiblere Arbeitszeiten lege und Arbeitgeber mit entsprechenden Angeboten bevorzugten. Kampeter entgegnete, dass der Wettbewerbsvorteil, den beispielsweise Handwerksbetriebe mit dem Angebot der Vier-Tage-Woche hätten, dahin wäre, wenn alle dieses Modell einführen würden. "Im Kern geht es nicht um einheitliche Regeln, sondern um mehr Flexibilität." Dann sei sowohl Arbeitgebern als auch Beschäftigten mehr geholfen.

"Die Vier-Tage-Woche wirkt sympathisch auf viele, wenn sie mit dem vollen Lohnausgleich verbunden ist", sagte der Chef der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände abschließend. "Sie wirkt weniger sympathisch, wenn sie einfach nur eine Reduktion des Einkommens bedeutet."