ARD-Journalist verteidigt Wechsel in die Politik: "Es hat davor keinen Kontakt gegeben"

ARD-Hauptstadtjournalist Michael Stempfle wechselt als Sprecher ins Verteidigungsministerium. (Bild:  ARD-Hauptstadtstudio/Reiner Freese)
ARD-Hauptstadtjournalist Michael Stempfle wechselt als Sprecher ins Verteidigungsministerium. (Bild: ARD-Hauptstadtstudio/Reiner Freese)

Er lobte Verteidungsminister Boris Pistorius in einem "Tagesschau"-Kommentar. Wenige Tage später wurde Michael Stempfle zu dessen neuem Sprecher berufen. Nun äußerte sich der scheidende ARD-Hauptstadtjournalist zu dem fragwürdigen Timing.

Dieses Timing warf Fragen auf: Noch vor einer Woche schrieb der ARD-Hauptstadtjournalist Michael Stempfle auf "tagesschau.de" einen wohlmeinenden Kommentar zu Boris Pistorius, der seit 19. Januar als neuer Bundesminister der Verteidigung im Kabinett sitzt. Wenige Tage später wurde bekannt, dass der Journalist als Sprecher des Verteidigungsministeriums in die Politik wechseln wird. Stempfle soll unter Pistorius die Position "Leiter Stab Informationsarbeit" bekleiden.

Gegenüber dem Medienmagazin "DWDL.de" bezog Stempfle nun Stellung zu dem kursierenden Eindruck, sein Lob des neuen Ministers könne etwas mit seinem Wechsel zu tun haben: "Das Gespräch mit Minister Pistorius war Donnerstagabend. Die Entscheidung ist Samstagabend gefallen", erklärte der Journalist. Er beteuert, es habe keinen Kontakt mit dem Verteidigungsministerium zu einer möglichen Stelle vor der Veröffentlichung seines Kommentars gegeben.

ARD-Journalist Michael Stempfle wollte "von Anfang an dabei sein"

Auch der SWR äußerte sich auf "DWDL.de"-Nachfrage zu der strittigen Personalie. Stempfle habe sich am Montag erstmals zur Beendigung seines Arbeitsvertrages geäußert. Der Zeitraum sei "natürlich sehr knapp", räumt der künftige Pressesprecher des Bundesverteidigungsministeriums selbst ein. Gleichwohl habe er den Wechsel nicht aufschieben wollen: "Aufgrund der aktuellen Entwicklungen ist es für mich wichtig, möglichst von Anfang an dabei zu sein", führt er die Hintergründe aus. "Daher konnte ich nicht sagen: 'Lassen Sie uns lieber drei Monate warten.'" Aus seiner Sicht habe er mit seiner umgehenden Kündigung beim SWR adäquat reagiert.

Der betreffende Kommentar auf "tagesschau.de" wurde inzwischen mit dem Hinweis versehen, dass Stempfle zum Zeitpunkt. als der Artikel entstand, noch Korrespondent im ARD-Hauptstadtstudio war. Man wolle für Transparenz sorgen, bekräftigte der SWR. Das Ministerium teilte am Montag in einem Statement mit, dass man derzeit den konkreten Zeitpunkt des Wechsels abstimme. Wann genau Michael Stempfle sein Amt im Verteidigungsministerium antreten wird, ist demnach noch unklar. "Möglicherweise schon in den nächsten Tagen", lautet gleichwohl eine Prognose.