Asiatische Tigermücke: Wie gefährlich ist ihr Stich?

Die Tigermücke ist eine invasive Art und breitet sich mehr und mehr in Europa aus. Auch in Deutschland konnte sie schon überwintern. Wie gefährlich ist die Stechmücke, die potenziell viele Viren übertragen kann?

Ein Stich der Asiatischen Tigermücke kann viele Krankheiten übertragen
Ein Stich der Asiatischen Tigermücke kann viele Krankheiten übertragen. Foto: Soumyabrata Roy / NurPhoto via Getty Images

Für die meisten Menschen sind sie vorrangig lästig: Stechmücken. Weltweit gibt es etwa 3.500 Arten, in Deutschland kommen mindestens 52 vor. Darunter einige, die gefährliche Krankheiten übertragen können. Expert*innen schätzen, dass weltweit rund 750.000 Menschen jedes Jahr an den Folgen eines Mückenstichs sterben. Eine Spezies, die in Deutschland seit einigen Jahren unter besonderer Beobachtung steht, ist dabei die asiatische Tigermücke (Aedes albopictus).

Globalisierung und Klimawandel

Die asiatische Tigermücke, der Name verrät es schon, ist eingewandert – es handelt sich um eine invasive Art. Vor allem durch den Klimawandel begünstigt, findet sie in vielen europäischen Ländern Bedingungen wie in ihrer Herkunftsregion vor: Sie stammt ursprünglich aus den südasiatischen Tropen. Aber nicht nur: Sie kommt auch im gemäßigtem Klima zurecht, beispielsweise in Gegenden in China, Japan und Südkorea wurde sie schon heimisch.

Dort zeigen sie ein anderes Verhalten als in den Tropen, wo sie sich „ohne jahreszeitliche Unterbrechung“ vermehren. Das schreibt das Friedrich-Loeffler-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Es ist unter anderem für Zoonosen zuständig, also für Krankheiten, die zwischen Menschen und Tieren wandern können. Es schreibt weiterhin über die Tigermücke, dass diese auch kältere Jahreszeiten überstehen, indem sie eine Art „Ruhepause“ im Eistadium einlegen. So hielten sie beispielsweise Winter aus, in denen „die minimale durchschnittliche Tagestemperatur im Januar -3 Grad Celsius“ betrug.

Sie sind also angepasst. Dazu kommt, dass invasive Arten heutzutage spielend die Reise um die Welt schaffen dank der ausgeprägten Globalisierung – sie fahren einfach mit der Fracht per Schiff oder fliegen im Flugzeug über den gesamten Erdball. Wenn sie bei ihrer Ankunft ähnliche Bedingungen vorfinden, an die sie aufgrund ihres ursprünglichen Lebensraums angepasst sind, können sie sich auch ein neues Gebiet erschließen.

Potenziell viele Erreger mit einem Stich

Mittlerweile ist die Tigermücke deshalb in Italien stark verbreitet, auch in Frankreich, Griechenland und Teilen Deutschlands ist sie zu finden. Das Problem: Die Tigermücke ist ein sogenannter Vektor, also ein Träger, für zahlreiche Infektionskrankheiten. Sie selbst erkrankt nicht an den Viren. Das Robert Koch-Institut (RKI) schreibt, dass ihr Vorkommen „große Besorgnis hervorruft“, weil die Mücke potenziell Erreger wie das West-Nil-, Dengue-, Chikungunya-, Gelbfieber- und Zika-Virus mit einem Stich übertragen kann.

Deshalb wurde bereits 2016 ein „praktischer Managementplan für invasive Mückenarten in Europa“ erstellt. Darin finden sich Handlungsempfehlungen, um das Ausbreiten der Tigermücke zu überwachen und bei Bedarf zu verlangsamen. Doch bislang gibt es dafür noch wenig Grund.

Viren ist es zu kalt in Deutschland

Dazu schreibt der MDR, dass in Deutschland das Risiko gering sei, durch einen Mückenstich infiziert zu werden. Zwar habe das RKI 2019 erstmals fünf Infektionen mit dem aus Afrika stammenden West-Nil-Virus erfasst, die seien aber durch eine hier heimische Mückenart übertragen worden.

Zwei Asiatische Tigermücken bei der Paarung
Zwei Asiatische Tigermücken bei der Paarung. Foto: Reuters / Centers for Disease Control / James Gathany

Denn: Auch wenn wie Tigermücke ein gefährlicher Vektor ist und mit den klimatischen Bedingungen in Deutschland zurechtkommt – gilt das, bislang zumindest, nicht für die Viren. Laut RKI würden Dengue-Erreger beispielsweise so hohe Temperaturen brauchen, die auch im Sommer in Deutschland nur selten erreicht werden. Anders ist das beim Chikungunya-Virus, das sich auch bei gemäßigten Temperaturen gut in den Mücken vermehrt.

Lange Kleidung und Insektenspray

Auch das Umweltbundesamt schreibt, dass bislang das Risiko einer Übertragung von Viren durch Tigermücken als gering erachtet wird. Die Anzahl von Virusträger*innen und das Vorkommen der Mücken sei zu begrenzt. Aber: Es hätten sich in den letzten Jahren die Nachweise der Tigermücke in Deutschland und auch die Anzahl der importierten Dengue- und Chikungunyafälle gemehrt. Das ermögliche – zumindest theoretisch – kleinere und regional beschränkte Epidemien. Deshalb empfehlen Expert*innen lange, dichte Kleidung und Insektenspray, um gar nicht erst gestochen zu werden.