Aufgedeckt: 17.000 europäische Standorte mit PFAS verseucht. Wo ist es am schlimmsten?

Aufgedeckt: 17.000 europäische Standorte mit PFAS verseucht. Wo ist es am schlimmsten?

Mehr als 17 000 Standorte in ganz Europa und in Großbritannien sind durch gefährliche Chemikalien für immer verseucht, wie eine neue Untersuchung ergeben hat.

Diese giftigen künstlichen Stoffe - auch bekannt als per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen oder PFAS - sind extrem langlebig und bauen sich in der natürlichen Umwelt nicht ab.

Sie werden mit einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht - und nach Angaben des Forever Pollution Project sind sie überall zu finden.

Bei der gemeinschaftlichen Untersuchung wurden PFAS in hohen Konzentrationen von mehr als 1.000 Nanogramm pro Liter Wasser an etwa 640 Standorten nachgewiesen. An 300 Stellen lagen die PFAS-Werte über 10.000ng/l.

Zum Vergleich: Die dänische Umweltschutzbehörde schreibt vor, dass Trinkwasser nicht mehr als 2ng/l enthalten darf.

Die Ergebnisse sind äußerst besorgniserregend, so Phil Brown, Professor für Gesundheitswissenschaften an der Northeastern University in Boston.

Brown half bei der Koordinierung der Investigationen, die von den Tageszeitungen Le Monde (Frankreich) und The Guardian (Vereinigtes Königreich) geleitetet wurden.

"Das sind so notwendige und erschreckende Erkenntnisse", so Brown.

Insgesamt stuften die Ermittler 2.100 Standorte als Hotspots ein - Orte, an denen die Kontamination ein für die menschliche Gesundheit gefährliches Niveau erreicht.

Was sind ‘Forever Chemicals’?

Auf dem Markt gibt es mehr als 4 700 chemische Stoffe ‘für die Ewigkeit’. Sie sind antihaftbeschichtet und schmutzabweisend und werden daher häufig in Kochgeschirr, Kleidung und Feuerlöschschaum eingesetzt.

Doch die Substanzen fordern ihren Tribut für die menschliche Gesundheit.

Die Chemikalien werden mit einer ganzen Reihe von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht. Dazu gehören u. a. ein hoher Cholesterinspiegel, Colitis ulcerosa, schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck, Schilddrüsenerkrankungen, Krebs und eine verminderte Reaktion auf Impfstoffe.

Wo werden in Europa ‘Forever Chemicals’ gefunden?

Wie das Forever Pollution Project, eine Gemeinschaftsprojekt von insgesamt 18 europäischen Nachrichtenredaktionen, herausfand, sind die Chemikalien überall zu finden, aber einige Hotspots sind schlimmer als andere.

Belgien weist die höchste Verschmutzung auf. In Zwijndrecht, Flandern, wo sich eine PFAS-Produktionsstätte befindet, wurden Konzentrationen von bis zu 73 Millionen Nanogramm pro Liter gemessen. Das ist das 36,5-Millionenfache des empfohlenen Wertes.

Die Bewohner der umliegenden Gebiete wurden aufgefordert, selbst angebautes Gemüse und Eier aus ihren Gärten zu meiden.

70 000 Personen, die in einem Umkreis von fünf Kilometern um die Anlage leben, wurde ein Bluttest angeboten, um das Vorhandensein von PFAS festzustellen.

Die vollständige Karte finden Sie hier, eine spezielle für Deutschland, hier.

In anderen Studien wurden die Chemikalien auch in menschlichem Blut, Fischen, Pflanzen, Muttermilch, Trinkwasser, Boden und Embryonen entdeckt.

Was können wir gegen diese Chemikalien tun?

Die Chemikalien sind sehr schwer aus der Umwelt zu entfernen..

"Die Kosten für die Sanierung werden sich wahrscheinlich auf mehrere zehn Milliarden Euro belaufen. An mehreren Orten haben die Behörden bereits aufgegeben und beschlossen, die giftigen Chemikalien im Boden zu belassen, weil es nicht möglich ist, sie zu extrahieren", warnt das Projekt Forever Pollution.

Die meisten Experten sind der Meinung, dass die beste Lösung eine Gesetzgebung ist, die verhindert, dass diese Stoffe überhaupt in die Umwelt gelangen.

Deutschland, die Niederlande, Norwegen, Schweden und Dänemark - die alle strenge interne Vorschriften für PFAS haben - haben gemeinsam einen Vorschlag für eine EU-weite Beschränkung der giftigen Stoffe vorgelegt.

"Mit PFAS haben wir eine problematische Stoffgruppe", sagt Steffi Lemke, die deutsche Bundesumweltministerin.

"Deshalb bin ich der Meinung, dass diese Stoffgruppe ganz grundlegend überprüft werden sollte und die gefährlichen Stoffe vom Markt genommen und