Australischer Politiker lässt sich Rede von ChatGPT schreiben und warnt vor KI

Der australische Parlamentsabgeordnete Julian Hill warnte vor den Folgen einer unkontrollierten KI. Seine Rede dazu ließ er sich von der umstrittenen App ChatGPT schreiben.

Was kann die KI-App ChatGPT - und was soll sie dürfen? (Bild: REUTERS/Dado Ruvic/Illustration)
Was kann die KI-App ChatGPT - und was soll sie dürfen? (Bild: REUTERS/Dado Ruvic/Illustration)

Julian Hill sitzt als Mitglied der Labor Partei (ALP) im australischen Parlament. Der 49-Jährige war einst jüngster Bürgermeister der City of Port Phillip im Süden seiner Heimstadt Melbourne. Doch die aktuellen technologischen Entwicklungen gehen selbst Hill zu schnell. Und so hielt er eine Rede, in der er den Umgang mit KI-Apps kritisch betrachtete. Gewissermaßen um sein Argument zu bekräftigen, ließ er sich den Text allerdings von ChatGPT verfassen, der viel beachteten neuen KI.

"Diese Rede hat kein Mensch geschrieben"

Hills Rede über "Risiken und Vorteile von KI" ist die erste in der Geschichte des australischen Parlaments, die von einer künstlichen Intelligenz geschrieben wurde. Und die hatte es in sich. Denn Hill (beziehungsweise ChatGPT) warnte darin davor, dass künstliche Intelligenz als "Massenvernichtungswaffe" eingesetzt werden könnte. Zuvor hatte Hill die App gebeten: "Erkläre die Risiken und Vorteile einer generellen KI für Australien in zwei Minuten."

Das Resultat präsentierte Hill dem Parlament und verriet erst gegen Ende der Rede, dass große Teile nicht von ihm, sondern von ChatGPT stammten. "Ich muss zugeben, dass ich das nicht geschrieben habe", so Hill. "In Wahrheit hat diese Rede gar kein Mensch geschrieben, das KI-Sprach-Modell ChatGPT hat sie geschrieben."

Hill zeigte sich in seiner Rede besorgt, dass eine mögliche Folge von unreglementiertem KI-Gebrauch nicht nur Betrugsversuche in Schulen und Universitäten, sondern auch Arbeitsplatzverluste, Diskriminierung und Desinformation sein könnten. Auch vor einem Einsatz nicht kontrollierbarer Militär-Anwendung warnte der Abgeordnete. Dabei ist der Politiker neuen Medien gegenüber keineswegs grundsätzlich abgeneigt. Julian Hill gehört mit 147.000 Followern zu den erfolgreichsten australischen Politikern auf der Social Media-Plattform TikTok.

Potenzielle Revolution - aber auch "existenzielle Risiken"

In Australien, wie in vielen Ländern weltweit, löst die Microsoft-App nicht nur Begeisterung, sondern auch vielseitige Sorgen aus. So haben die Bundesstaaten New South Wales und Queensland die Anwendung in Schulen bereits verboten. Auch Hill warnte in seiner - teilweise - von ChatGPT verfassten Rede vor den Auswirkungen auf das Bildungssystem.

Allerdings hob er auch potenzielle Vorteile der neuen Technologie hervor. So könne KI zahlreiche Industrien revolutionieren, etwa "das Gesundheitssystem, Transport und Finanzsysteme" indem Effizienz gesteigert, Kosten gesenkt und Entscheidungen effektiver getroffen würden. Seinen eigenen Blick auf die KI schrieb Hill übrigens selbst. Künstliche Intelligenz habe das Potenzial, die Welt auf eine Art zu revolutionieren,"die wir uns noch nicht vorstellen können", so Hill. "Aber sollte KI die menschliche Intelligenz übertreffen, könnte der Menschheit signifikant geschadet werden." Diese Risiken seien "katastrophal und existenziell". Hill wirbt daher für eine genaue Regulierung der KI-Entwicklung.