Autotest: So performt der Porsche 911 Dakar im Gelände

Berlin (dpa-infocom) - Porsche führt den 911 auf Abwege: Fast 40 Jahre nachdem er als legendärer SC RS die Oman-Rallye gewann, soll sich der Sportler nun erneut auf der Sandpiste beweisen.

Die neue Coupé-Variante, die in diesem Frühjahr herauskommt, trägt den Beinamen Dakar und kostet mindestens 222.020 Euro. Das Besondere an den 2500 Exemplaren der Kleinserie ist der rustikale Charakter und die enorme Bodenfreiheit.

Mehr als eine starke Aufmachung

Eine höher liegende Karosserie, Plastikplanken um die Radläufe und Schutzbleche am Unterboden - auf den ersten Blick erinnert der Dakar an Semi-Offroader wie die Allroad-Modelle von Audi, die All-Terrains von Mercedes oder die Alltrack-Varianten von VW. Doch Porsche wäre nicht Porsche, wenn die Entwickler nicht den entscheidenden Schritt mehr gemacht hätten. So haben sie das Coupé gegenüber dem Serienmodell nicht nur um vier Zentimeter angehoben. Sondern mit einem speziellen Liftsystem kommen auf Knopfdruck noch einmal weitere drei Zentimeter hinzu. Damit reicht der Freiraum unter dem speziell geschützten Wagenboden auch für grobes Geröll und tief ausgefahrene Dünenpisten.

Wer die Fahrprofile Rallye oder Offroad wählt, erlebt ein perfektes Zusammenspiel von Allradantrieb und Stabilitätskontrolle und spürt, wie das Heck geschickt auf den losen Untergrund reagiert. Weil es dabei gerade in der Wüste ziemlich staubig werden kann, sind Kühlung und Klimatisierung abgedichtet. Und weil es Porsche ernst meint mit dem Rennwagen-Flair, gibt es keinen unnötigen Komfort und so auch kein überflüssiges Gewicht: Die Scheiben sind dünner, und die Rückbank macht Platz für einen Überrollkäfig.

Typisch Porsche - auch beim Preis

Allerdings lässt sich Porsche den Aufwand für die Wüstentour teuer bezahlen. Schon das Grundmodell ist 50 Prozent teurer als der Carrera 4 GTS, der dem Safari als Basis dient. Und die Zusatzausstattung ist da noch nicht mitgerechnet. Das Rallye-Designpaket, das mit Startnummer und Sponsorenaufklebern an das Siegerauto von 1984 erinnert, kostet rund 26.000 Euro. Der Dachträger mit dem integrierten LED-Flutlicht steht mit 5355 Euro in der Liste. Und die Kanister für Benzin (119 Euro) und Trinkwasser (59,50 Euro), die Sandbleche (113 Euro) und der Klappspaten (95 Euro) kosten ebenfalls extra.

Aber die Investitionen sind schnell vergessen, sobald der 3,0 Liter große Boxer-Motor im Heck lautstark zum Leben erwacht und der 911 mit 353 kW/480 PS und bis zu 570 Nm zum ersten Mal über die Landstraße schießt. Während die Ikone normalerweise auf dem Asphalt zu Höchstform aufläuft, lockt sie den Porsche-Piloten nun auf Felder und Wiesen oder im Idealfall natürlich in die Wüste.

Geschaffen fürs Gelände

Klar, auf den ersten Metern ist man noch extrem vorsichtig. So bereitet es zunächst etwas Unbehagen, wenn der Dakar durch Schlaglöcher rumpelt, Gestrüpp am Unterboden kratzt oder die Kiesel im Radkasten einschlagen. Doch je länger man fährt, desto kleiner wird die Sorge und desto größer das Vergnügen. Unbändig stürmt der Sportwagen über Sand und Schotter. Vorsichtig tastet er sich Geröllhalden hinauf oder hinunter. Und spätestens wenn er sich im wilden Slalom in den Dünen austobt, eine Schleppe aus Staub hinter sich herziehend, wird klar, wofür ihn die Ingenieure gebaut haben.

Auch auf der Straße muss sich der Porsche-Fahrer ein wenig umstellen: Zwar fährt der hochbeinige Elfer überraschend gut und ist selbst mit den groben Reifen noch recht komfortabel. Jedoch surft er jetzt eher durch die Kurven anstatt sie zu schneiden. Und wegen der schlechteren Aerodynamik und der groben Allterrain-Reifen erreicht der Dakar sein Spitzentempo bereits bei 240 km/h.

Fazit: Der Traum vom Wüstenabenteuer

Natürlich ist der 911 Dakar ein teures Vergnügen und in unseren Breiten völlig überflüssig. Doch viele Motorsportfreunde dürften von dem Projekt fasziniert sein. Schließlich lässt einen der Porsche vom spektakulären Autorennen in der Wüste träumen. Dass das Abenteuer vielleicht doch nur in heimischen Gefilden stattfindet, ist leicht verschmerzbar. Denn die etwas mildere Abstimmung schadet auf Asphalt genauso wenig.

Datenblatt: Porsche 911 Dakar

Motor und Antrieb

Sechszylinder-Boxer-Turbo-Benzindirekteinspritzer

Hubraum:

2981 ccm

Max. Leistung:

353 kW/480 PS bei 6500 U/min

Max. Drehmoment:

570 Nm bei 2300 bis 5000 U/min

Antrieb:

Allradantrieb

Getriebe:

8-Gang-Doppelkupplung

Maße und Gewichte

Länge:

4530 mm

Breite:

1864 mm

Höhe:

1338 mm

Radstand:

2450 mm

Leergewicht:

1680 kg

Zuladung:

355 kg

Kofferraumvolumen:

132-264 Liter

Fahrdaten:

Höchstgeschwindigkeit:

240 km/h

Beschleunigung 0-100 km/h:

3,4 s

Durchschnittsverbrauch:

11,3 Liter/100 km

Reichweite:

590 km

CO2-Emission:

256 g/km

Kraftstoff:

Super

Schadstoffklasse:

Eu6d

Energieeffizienzklasse:

F

Kosten:

Basispreis des Porsche 911 Carrera:

113.492 Euro

Grundpreis des Porsche 911 Dakar:

220.020 Euro

Typklassen:

k.A.

Kfz-Steuer:

382 Euro/Jahr

Wichtige Serienausstattung:

Sicherheit:

Sechs Airbags, adaptiver Tempomat, Unterfahrschutz

Komfort:

Klimaautomatik, Touchscreen-Navigation, Lenkradheizung

Spritspartechnik:

Start-Stopp-Automatik

Alle Daten laut Hersteller