Bahnhof Lüttich-Guillemins: Flüchtiges Kunstwerk für Entschleunigung

Ein Bahnhof betört die Sinne. 14 Jahre nach seiner Einweihung hat der wichtigste Bahnhof von Lüttich, Liège-Guillemins, ein neues Gesicht bekommen. Ohnehin schon architektonisch anspruchsvoll, hat der Bau des spanisch-schweizerischen Star-Architekten Santiago Calatrava durch den französischen Künstler Daniel Buren an Profil gewonnen. Er zeichnet auch verantwortlich für Les Deux Plateaux vor dem Pariser Palais Royal.

Vor Ort äußerte sich Architekt und Historiker Sébastien Charlier begeistert: "Dieser Bau verstärkt Reaktionen und Reflexionen der Menschen. Mein Sohn ist 13 Jahre alt, Kunst ist nicht wirklich seine Leidenschaft, aber das hier hat ihn geprägt."

Ein Kunstwerk, das in den Köpfen der Bahnreisenden Spuren hinterlassen soll. Das Herzstück bilden 5 000 selbstklebende und transparente Folien in verschiedenen Farben auf der Hälfte der Glasflächen.

In Handarbeit und teils schwindelerregender Höhe angebracht von Industrie-Bergsteigern wie Frédéric Regnier: "Der erste Schritt bestand darin, die Scheiben zu reinigen, sie zu entfetten und dann eine Seifenlauge aufzutragen, um die Folie anzubringen. Danach müssen die Platten perfekt zugeschnitten werden, wobei eine Toleranz zwischen der Platte und der Fuge einzuhalten ist. "

Liège-Guillemins ist ein wichtiger Knotenpunkt im europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz (Thalys, ICE, ÖBB-Nightjet), und noch bis Mitte Oktober 2023 auch ein Anlaufpunkt für Kunstfans mit einem Bewusstsein für Entschleunigung.