Bayerns Probleme liegen viel tiefer
Raus aus dem Pokal gegen den Tabellen-15. der 3. Liga. Klar, die Bosse hätten im Sommer ihre Hausaufgaben erledigen und einen für drei Hochzeiten tauglichen Kader zusammenstellen können. Klar, Thomas Tuchel hätte weniger rotieren und Torjäger Harry Kane bringen können. Dann wäre es vielleicht nicht zur Schmach von Saarbrücken gekommen. Doch die Probleme des FC Bayern liegen viel tiefer.
Dazu reicht der Blick auf die Bilanz in K.o.-Wettbewerben seit dem Triple-Sieg 2020: Im Pokal war bis auf eine Ausnahme (Viertelfinale 2022/23) immer in der 2. Runde Schluss, in der Champions League immer im Viertelfinale.
Bedeutend aussagekräftiger ist aber der Blick auf den Rasen. Denn dort sind zwar große Namen zu sehen, aber keine große Mannschaft.
Der FC Bayern ist über die vergangenen Jahre vielmehr zu einer normalen Ansammlung guter Individualisten geworden. Eine, die immer mal wieder zaubern und sich in einen Rausch spielen kann. Eine, der aber auch immer wieder mal Aussetzer wie gegen Saarbrücken oder auch gegen Gladbach, Kiel oder Villarreal passieren können.
FC Bayern: Für den Erfolg braucht es etwas Grundlegendes
Wenn‘s läuft, dann läuft‘s. Und wenn‘s nicht läuft, dann läuft‘s nicht. Mit fußballerischer Qualität hat das wenig zu tun – sondern mit Herz, Charakter und Disziplin.
Die Bosse können im Januar zehn neue Stars holen, etliche weitere Millionen in Transfers und Gehälter pumpen, Tuchel nach der Saison den Laufpass geben und Xabi Alonso verpflichten – für den Erfolg braucht es etwas Grundlegendes: eine Einheit, die voll fokussiert in die Spiele geht, die füreinander kämpft, die miteinander Widerständen trotzt – anstatt sich von einem Drittligisten in der 96. Minute auskontern zu lassen oder sich damit zufriedenzugeben, weniger Ballbesitz als Galatasaray Istanbul zu haben.
Von spielerischer Weiterentwicklung ist seit Jahren und unabhängig vom Trainer wenig zu sehen – weil die Basics in der Kabine nicht stimmen.
Es fehlt an Identifikation
Bezeichnend, dass nach dem Saarbrücken-Spiel nur eine Handvoll Profis Richtung Gästeblock lief, um sich bei den mitgereisten Fans für deren Unterstützung zu bedanken. Bezeichnend auch, dass sich einmal mehr nur Thomas Müller den unangenehmen Fragen der Presse stellte und der Rest schnell im Bus verschwand.
Es fehlt an Identifikation, es fehlt an Bewusstsein für das große Ganze – im Grunde also an genau dem, was große Bayern-Mannschaften in der Vergangenheit immer ausmachte.
Einige Spieler sollten sich mal die neu veröffentlichte Klub-Doku „Generation Wembley“ ansehen – um zu verstehen, dass fußballerische Qualität nur eine von sehr vielen Zutaten ist, die eine große Mannschaft braucht.