Belgischer Supermarkt-"Fusel" für 2,50 EUR gewinnt Goldmedaille bei Wein-Wettbewerb

Was soll es sein: Der günstige Fusel aus dem Supermarkt oder der edle Tropfen, der bei einem angesehenen Weinwettbewerb absahnt hat? Mit einem belgischen 2,50-Euro-Wein aus dem Supermarkt kann man nun beides haben.

Was braucht es für den Gewinn eines Weinwettbewerbs? Offenbar nur ein teuer aussehendes Etikett (Symbolbild: Getty Images)
Was braucht es für den Gewinn eines Weinwettbewerbs? Offenbar nur ein teuer aussehendes Etikett (Symbolbild: Getty Images)

Es sollte ein Streich unter Nachbarn sein: Um Frankreich eins auszuwischen hat der belgische Radiosender Radio-Télévision Belge de la Communauté Française (RTBF) den billigsten, minderwertigsten Supermarkt-Wein gekauft, ein edles Etikett draufgeklebt und bei dem französischen Wettbewerb Gilbert et Gaillard angemeldet.

Womit niemand rechnen konnte: Der Billigwein, für den RTBF gerade einmal 2,50 Euro hinblättern musste, wurde mit der Goldmedaille ausgezeichnet und als "einzigartig" bezeichnet.

Sommelier hilft bei der Auswahl des schlechtesten Weins

Das Prädikat "einzigartig" könnte zutreffen, wenn auch nicht auf die Art und Weise, wie es von der Wettbewerbsjury wohl gemeint war. Mit der Hilfe des Sommeliers Eric Boschmann hat die Redaktion von RTBF mehrere Supermarkt-Fusel unter drei Euro getestet, wie der Sender auf seiner Website schreibt. Das Ziel: Den schlechtesten unter den billigsten Weinen auszuwählen. Dieser bekam unter falschen Etikett den klangvollen Fake-Namen Le Château Colombier.

50 Euro kostete die Teilnehmergebühr. Weitere 20 Euro gingen für eine vorgeschriebene chemische Analyse des Tropfens drauf. Doch, wie RTBF schreibt, ließen auch diese Angaben Schummel zu - "man kann einsenden, was immer einem einfällt".

Nichts verschwenden: Was man mit Weinresten alles machen kann

Überprüft wurden die Angaben offenbar tatsächlich nicht, ebenso wenig wie das Etikett, denn "Le Château Colombier" ergatterte 88 Punkte bei dem Wettbewerb und sahnte damit eine Goldmedaille ab. Begründet wurde die Bewertung mit dem Urteil, der Wein sei "ausgefallen, charmant und vollmundig mit sauberen, jugendlichen Aromen, die Komplexität versprechen". Als "sehr interessant" wurde der Wein ebenfalls beschrieben.

Französische Medien schweigen sich aus

Interessant fand die Radioredaktion die Entscheidung der Jury und was diese über Weinwettbewerbe aussagt. Auch andere Medien in Belgien und der Schweiz, ebenfalls ein Nachbarland Frankreichs, haben die Geschichte genüsslich aufgegriffen. In Frankreich selbst wurde sie hingegen weitestgehend ignoriert: Wie das Portal Wine Searcher meldet, hat nur ein einziger französischer Radiosender darüber berichtet.

Großer Gewinner des Streichs dürfte der belgische Supermarkt-Fusel sein. Experten zufolge steigt der Wert eines Weins mit dem Gewinn einer Medaille um mindestens 15 Prozent. Künftig könnte der Billigwein also stolze 2,80 Euro kosten.

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