Sudan: Bundeswehr hat 311 Menschen ausgeflogen
Die Bundeswehr hat mit dem Evakuierungseinsatz im Sudan bisher 311 Menschen aus dem von Kämpfen erschütterten Land ausgeflogen. Das teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am Montag auf Twitter mit.
Nach einer vorläufigen Liste, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin am Montag vorlag, waren unter den 311 Evakuierten der ersten drei Flüge auch 42 Niederländer. Zudem wurde eine einstellige Zahl Staatsangehöriger aus Australien, Bulgarien, Großbritannien, Belgien, Norwegen, Tschechien, Irland, Schweden und Portugal ausgeflogen. Auf der Liste waren auch Bürger einiger weiterer Staaten, darunter offenkundig auch Familienangehörige. Mehr als die Hälfte der Evakuierten sind deutsche Staatsbürger.
Die Evakuierungsflüge sollen fortgesetzt werden, solange es die Sicherheitslage zulässt. Die Bundeswehr hat dazu auf einem Flugplatz bei Khartum einen militärisch gesicherten Operationspunkt eingerichtet, um deutsche Staatsangehörige und Bürger anderer Staaten auszufliegen.
In der Nacht ist ein dritter A400M der #BundeswehrimEinsatz im Sudan gestartet und in den frühen Morgenstunden sicher gelandet. Bei der Evakuierungsoperation wurden bisher 311 zu evakuierende Personen nach Jordanien gebracht, von hier wird eine Weiterreise organisiert. pic.twitter.com/a4wQltyRLh
— Bundeswehr im Einsatz (@Bw_Einsatz) April 24, 2023
Deutschland hatte wie andere Staaten in dem Land am Horn von Afrika am Sonntag eine militärische Evakuierung begonnen. Insgesamt waren drei Airbus A400M der Bundeswehr in den Sudan geflogen, um zu evakuierende Personen aufzunehmen. Der Einsatz, an dem insgesamt mehr als 1000 Männer und Frauen der Bundeswehr beteiligt sind, wurde über mehrere Tage hinweg vorbereitet.
Drei deutsche Evakuierungsflüge
Am Sonntagabend war nach Bundeswehr-Angaben ein erster deutscher Militärtransporter mit 101 Evakuierten zum Rückflug abgehoben, später folgte eine zweite Maschine mit 113 Evakuierten, dann eine dritte mit ähnlich vielen Insassen. Die erste Maschine ist am Montagmorgen in Berlin gelandet. Unklar war zunächst, ob damit alle auf der Krisenliste registrierten Deutschen bereits außer Landes gebracht worden sind.
Bisher mindestens 427 Menschen getötet und 3700 verletzt
Während ausländische Regierungen weiter ihre Staatsbürger evakuierten, flüchteten Zehntausende Sudanesen unter Lebensgefahr auf dem Landweg in Nachbarländer. "Zivilisten fliehen aus den von Kämpfen betroffenen Gebieten unter anderem in den Tschad, nach Ägypten und in den Südsudan", teilte das UN-Nothilfebüro (OCHA) am Montag mit. Tausende Flüchtlinge versammelten sich demnach auch an der Grenze zu Äthiopien.
Eine von den Konfliktparteien vereinbarte Feuerpause für die Eid-al-Fitr-Feierlichkeiten zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan, die seit Freitagabend nur teilweise eingehalten wurde, soll am Montagabend zu Ende gehen. Danach könnte es erneut zu einer Intensivierung der Gefechte kommen.
Nach Angaben der UN sind seit Beginn des Konflikts mindestens 427 Menschen getötet und 3700 verletzt worden. Die eigentliche Opferzahl wird jedoch als wesentlich höher vermutet.
Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes
Im Sudan waren vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohnern seit zwei gemeinsamen Militärcoups 2019 und 2021. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätte sich die RSF der Armee unterordnen und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen. Da sich beide Lager jedoch letztlich nicht einigen konnten, schlug der Konflikt in Gewalt um.
Im Video: Erster Evakuierungsflug aus dem Sudan in Berlin gelandet