Bessere Erziehung? Sammers Bellingham-Urteil stößt BVB auf
Mit dieser Aussage über Jude Bellingham hatte Matthias Sammer viele Fußball-Fans überrascht!
„Er würde zumindest eine bessere Erziehung bekommen als in Dortmund“, sagte der frühere Meistertrainer von Borussia Dortmund und heutige TV-Experte bei Amazon Prime am Rande des Champions-League-Halbfinals zwischen Real Madrid und Manchester City (1:1) über die Folgen eines möglichen Transfers des BVB-Shootingstars zu den Königlichen.
Ein 19 Jahre alter Spieler wie Bellingham, der seit Sommer 2019 in Dortmund kickt, habe nämlich „manchmal auch ein paar Flausen neben dem Feld und manchmal auch auf dem Feld im Kopf“. Das sei laut Sammer jedoch „vollkommen normal für seine Entwicklung“.
„Ich glaube, dass man darauf Einfluss nehmen muss“, führte der Routinier weiter aus. „Wenn er in Dortmund bleibt, wird er dort weiter reifen.“ Wenn Bellingham zu einem Klub wie Real komme, „muss er sich schneller und gründlicher anpassen. Ob er das möchte, wird er entscheiden.“
Sammers Bellingham-Aussagen stoßen BVB auf
Nach SPORT1-Informationen kamen Sammers Aussagen auf der BVB-Geschäftsstelle jedoch überhaupt nicht gut an. Die Dortmunder versuchen, das Wechsel-Theater um Bellingham bewusst so klein wie möglich zu halten.
Dass ausgerechnet Chefberater Sammer mit den Erziehungsaussagen eine neue Debatte anzettelte, sorgte an mancher Stelle für Verwunderung, zumal Bellingham beim BVB als absoluter Muster-Profi gilt, der alles dem sportlichen Erfolg unterordnet.
Was Sammer mit seinen TV-Aussagen meint: Der Druck bei einem Weltverein wie Real Madrid ist ein anderer als in Dortmund. Schwächeperioden, wie sie Überflieger Bellingham nach der WM in Katar zwischendurch mal hatte (kein Treffer in zehn Ligaspielen), würden sofort mit einem Bankplatz bestraft werden.
Hinzu kommt: Während Bellingham sich in den vergangenen drei Jahren nach seinem Wechsel von Birmingham in den Ruhrpott kometenhaft entwickelt hat, zum dritten Kapitän aufstieg und längst der beste und wichtigste Dortmunder Spieler ist, wäre er in Madrid unter Mega-Stars wie Toni Kroos, Luka Modric oder Karim Benzema nur einer von vielen.
Das würde Bellingham bei Real erwarten
Er müsste sich in der internen Hackordnung zunächst hinten anstellen.
Und: In den vergangenen Jahren eckte der sportlich unumstrittene Bellingham (23 Tore und 25 Assists in 131 BVB-Spielen) außerdem in der Kabine immer mal wieder an.
Mal stritt sich der Nationalspieler mit Routinier Axel Witsel, dann beleidigte er Nico Schulz auf dem Platz, wetterte gegen Schiedsrichter Felix Zwayer oder provozierte die gegnerischen Fans, wie beispielsweise beim 2:3 in Köln mit einer Anthony-Modeste-Jubel-Geste.
Sammer sieht auch Führungsschwäche im BVB-Team
Für Sammer sind derlei Verfehlungen Bellinghams auch auf die Führungsschwäche innerhalb der Dortmunder Mannschaft zurückzuführen.
Der einstige Dortmunder Meisterspieler (1996) und Meistertrainer (2002) hat - wie im Übrigen auch die Bosse Hans-Joachim Watzke und Sebastian Kehl - fehlende Führungsqualitäten als eines von vielen Problemen für die immer wieder schwankenden BVB-Leistungen ausgemacht.
Einen regulierenden Teamkollegen, der den jungen Bellingham intern in die Schranken weist und auch mal auf den Tisch haut, gibt es nur bedingt. Die Routiniers Marco Reus und Mats Hummels sieht Sammer mittlerweile kritisch.
Bellingham: Zeichen stehen auf Abschied
Weder Sammer noch der BVB wollten sich auf SPORT1-Nachfrage dazu äußern.
So oder so: Nach drei Jahren in Dortmund deutet vieles auf einen vorzeitigen Abschied von Bellingham aus Dortmund hin – trotz Vertrages bis 2025.
Real bietet dem Mittelfeldspieler einen Sechs-Jahres-Vertrag mit einem Top-Gehalt von bis zu 20 Millionen Euro an. Beim BVB könnte Bellingham zur neuen Saison bis zu 15 Millionen Euro verdienen.
Verhandlungen zwischen den Vereinen soll es demnächst geben. Bislang ist weder eine Anfrage noch ein Angebot beim BVB gelandet.