Kommentar: Bjelica dürfte sich nicht über Entlassung beschweren
Als der DFB am Donnerstagnachmittag die Sanktion für Nenad Bjelica verkündete, dürfte es in der Geschäftsstelle von Union Berlin zum kollektiven Aufatmen gekommen sein.
Mit einer Sperre von drei Spieltagen wurde der Trainer der Eisernen bedacht – ein Strafmaß, das angesichts der skandalösen Attacke gegen Leroy Sané mit mild noch euphemistisch beschrieben ist.
Die 25.000 Euro, die Bjelica zudem blechen muss, werden dem 52-Jährigen auch keine schlaflosen Nächte bereiten. Keine Frage: Die Tätlichkeit von Bjelica hätte eine deutlich höhere Strafe nach sich ziehen müssen. Warum das nicht passiert ist, bleibt rätselhaft.
Für einen Spieler, dem nach einem Foul die Sicherungen durchbrennen und der sich zu einer Tätlichkeit hinreißen lässt, wäre ein solches Strafmaß gerechtfertigt - nicht aber für einen Trainer, der am Spielfeldrand in keinen Zweikampf verwickelt ist.
pic.twitter.com/KDI3iCXNEo Union-Trainer Nenad Bjelica sieht nach einer Tätlichkeit gegen Sane die rote Karte!
— Fussballfc (@Fussball_fc) January 24, 2024
Bjelica hat eine Chance verpasst
Bjelica hatte zwar direkt nach Spielschluss Reue gezeigt und zugegeben, sein Verhalten sei "nicht zu tolerieren", zu einer Entschuldigung gegenüber Sané konnte er sich aber nicht durchringen. Diese Chance hat der Coach auch am Tag danach leichtfertig verspielt.
Der Bayern-Stürmer habe ihn provoziert, rechtfertigte sich der Kroate, was in den TV-Bildern nicht wirklich zu sehen war. Aber selbst dann hätte sich Bjelica unter keinen Umständen zu Handgreiflichkeiten hinreißen lassen dürfen.
Sogar aus den eigenen Reihen bekam der frühere Lautern-Profi dafür Gegenwind. "Wir haben eine Vorbildfunktion", sagte etwa Robin Gosens. Jeder einzelne Spieler und der Trainer umso mehr.
Was alle, die es mit den Eisernen halten, besonders schmerzen dürfte: Der rüpelhafte Auftritt Bjelicas steht im krassen Gegensatz zur stets tadellosen Haltung des vormaligen Union-Trainers.
Fischer hätte Sané den Ball mit einem Lächeln gereicht
Man stelle sich die gleiche Szene mit Urs Fischer vor: Sané hätte sich in die Coaching Zone vor den Schweizer Übungsleiter gestellt. Was Fischer getan hätte? Ihm den Ball gereicht und wahrscheinlich noch freundlich gelächelt.
Ob auch der FC Union nun seinen Trainer intern sanktionieren wird, steht noch in den Sternen. Immerhin muss der Bundesligist im Abstiegskampf drei Wochen ohne Cheftrainer auskommen. Vereinsschädigend nennt man so etwas.
"Dass es nicht förderlich ist, ist klar. Wir sind gerade sowieso schon in einer Phase, wo wir jeden Support brauchen, wo wir unsere Trainer an der Seitenlinie brauchen, der uns motiviert, coacht und da ist", sagt Gosens.
Oder denken die Eisernen sogar darüber nach, ihrem Übungsleiter nach zwei Monaten den Laufpass zu geben? Dem FC Union, der sich als etwas anderer Klub geriert, ist beides zuzutrauen: weiter uneingeschränktes Vertrauen - genauso wie ein Ende mit Schrecken.
Beschweren dürfte sich Nenad Bjelica darüber nicht.
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