BlackBerry: Die wahre Geschichte hinter dem Film

Seit dem 6. Oktober läuft das Tech-Biopic BlackBerry in den britischen und irischen Kinos. Die deutschen Zuschauer müssen sich leider noch bis zum 7. Dezember gedulden. Trotzdem werfen wir schon einmal einen Blick auf die Filmkomödie, die lose auf dem Buch von Jacquie McNish und Sean Silcoff, Losing the Signal: The Untold Story Behind The Extraordinary Rise and Spectacular Fall of BlackBerry, beruht.

Der Film „BlackBerry“ erzählt die Geschichte eines kanadischen Tech-Start-ups, das sich zu einem milliardenschweren Industriegiganten entwickelte. (Republic Pictures)
Der Film „BlackBerry“ erzählt die Geschichte eines kanadischen Tech-Start-ups, das sich zu einem milliardenschweren Industriegiganten entwickelte. (Republic Pictures)

Unter der Regie von Matt Johnson und in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Matthew Miller geschrieben, zeigt der Film den Aufstieg von BlackBerry, einem kanadischen Tech-Startup, das sich zu einem Multimilliarden-Dollar-Industrieriesen entwickelte, bis zu seinem spektakulären Niedergang.

„Der Film handelt vom Aufstieg und Fall des Unternehmens Research in Motion, das BlackBerry entwickelt hat“, sagt Glenn Howerton, der im Film den Geschäftsmann Jim Balsillie spielt.

Hier erfährst du alles, was du über die wahre Geschichte hinter BlackBerry wissen musst.

Die wahre Geschichte hinter BlackBerry

BlackBerry ist ein Biopic über den Aufstieg und Fall des Tech-Giganten. (Republic Pictures)
BlackBerry ist ein Biopic über den Aufstieg und Fall des Tech-Giganten. (Republic Pictures)

Research in Motion (RIM) wurde 1984 von den kanadischen Studenten Mike Lazaridis und Douglas Fregin gegründet und ist das Unternehmen hinter der kultigen Marke BlackBerry, der Muttergesellschaft, die 2013 in BlackBerry Limited umbenannt wurde.

Ursprünglich konzentrierte sich das Unternehmen auf die Beratung in den Bereichen Elektronik und Informatik und wurde durch den Freund und Studienkollegen Michael Barnstijn unterstützt. Im Jahr 1986 erhielt RIM von General Motors einen Vertrag über 600.000 US-Dollar (umgerechnet etwa 568.000 Euro) für die Gründung von Research in Motion.

Im Alter von fünf Jahren wanderte Lazaridis mit seinen griechischen Eltern nach Kanada aus und ließ sich in Windsor nieder. Schon als Kind liebte er die Naturwissenschaften, und im Alter von 12 Jahren gewann er einen Preis dafür, dass er jedes wissenschaftliche Buch in der Windsor Public Library gelesen hatte.

Mike Lazaridis und Jim Balsillie, die damaligen Co-Chefs von Research In Motion (RIM), mit dem BlackBerry-Smartphone im Jahr 2009. (PA)
Mike Lazaridis und Jim Balsillie, die damaligen Co-Chefs von Research In Motion (RIM), mit dem BlackBerry-Smartphone im Jahr 2009. (PA)

Wie sich RIM in einen Tech-Giganten verwandelte

Im Film wird Lazaridis als sozial unbeholfen, aber technisch versiert dargestellt, während Fregin einen eher exzentrischen Stil verkörpert und oft mit einem Stirnband und skurrilen grafischen T-Shirts zu sehen ist.

1992 kommt es zu einem entscheidenden Moment in der Tech-Geschichte, als Lazaridis und Fregin den durchsetzungsfähigen Geschäftsmann Jim Balsillie kennenlernen, der zusätzlich zu Lazaridis als zweiter CEO zum Unternehmen hinzukommt, um RIM neu zu strukturieren.

Zu dieser Zeit war das Unternehmen über einem Bagel-Laden angesiedelt, aber Balsillie glaubte an das Potenzial der Firma.

Lazaridis wird als sozial unbeholfen, aber technisch sehr versiert dargestellt, während Fregin in „BlackBerry“ einen eher exzentrischen Stil verkörpert. (Republic Pictures)
Lazaridis wird als sozial unbeholfen, aber technisch sehr versiert dargestellt, während Fregin in „BlackBerry“ einen eher exzentrischen Stil verkörpert. (Republic Pictures)

Vier Jahre später, im Jahr 1996, stellte RIM den bahnbrechenden Inter@ctive Pager 900 vor, einen Zwei-Wege-Pager, der Faxe und E-Mails versenden konnte. Im folgenden Jahr, mit der Einführung des Pagers, wurde RIM ein börsennotiertes Unternehmen.

In einem bedeutenden Schritt gelang es dem Unternehmen, eine beträchtliche Summe von 105 Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 99,4 Mio. Euro) von eifrigen Investoren aufzubringen, die das Potenzial des Unternehmens erkannten.

Die Synergie zwischen Lazaridis und Balsillie

„Blackberry“ zeigt die dynamische Partnerschaft zwischen Lazaridis und Balsillie, die von Baruchel und Glenn Howerton dargestellt werden. (Republic Pictures)
„Blackberry“ zeigt die dynamische Partnerschaft zwischen Lazaridis und Balsillie, die von Baruchel und Glenn Howerton dargestellt werden. (Republic Pictures)

Was RIM wirklich auszeichnete, war die dynamische Partnerschaft zwischen Lazaridis und Balsillie. Lazaridis mit seiner technischen Vision und Balsillie mit seinem ausgeprägten Geschäftssinn bildeten ein hervorragendes Team.

Gemeinsam verwandelten sie RIM von einer kleinen Firma mit nur etwa zehn Mitarbeitern im Jahr 1992 in ein globales Unternehmen, das Ende 2007 einen Wert von über 68 Milliarden US-Dollar (umgerechnet etwa 64,4 Mrd. Euro) hatte.

„Ich bin aggressiv. Ich bin wettbewerbsfähig. Ich bin ehrgeizig. Das steht mir zu“, sagte Balsillie über die Darstellung seiner Person als rücksichtsloser Geschäftsmann im Film, berichtet der kanadische Fernsehsender CP24.

Der Schauspieler Jay Baruchel, der die Rolle von Lazaridis übernommen hat, sagte über Balsillies Charakter in einem Interview mit der Webseite Complex Canada: „Bei jeder Art von Ausbruch, der aus Gier geboren wurde, wusste ich, dass ich mich mehr um die Qualität kümmern musste. Für jedes Mal, wenn er schrie, musste ich innerlich kleiner werden.“

Der Erfolg von BlackBerry

Jay Baruchel als Mike Lazaridis in „BlackBerry“. (Republic Pictures)
Jay Baruchel als Mike Lazaridis in „BlackBerry“. (Republic Pictures)

Die Markteinführung des BlackBerry im Jahr 1999 war der Grund für den kometenhaften Aufstieg von RIM, der schließlich die Kategorie der Smartphones neu definieren sollte.

Ein entscheidender Faktor für den frühen Erfolg von BlackBerry war das Marketing von Jim Balsillie. Er ließ nichts unversucht, um den Nutzen des Geräts hervorzuheben. Auf Technologiekonferenzen verteilte er BlackBerrys an frühe Anwender und entfachte damit einen regelrechten Hype.

Balsillies Strategie erstreckte sich auch auf die Wall Street und Washington, wo BlackBerrys ihren Weg in die Hände von Investmentbankern und US-Politikern fanden, was ihre Popularität weiter steigerte.

Eine Szene aus „BlackBerry“. (Republic Pictures)
Eine Szene aus „BlackBerry“. (Republic Pictures)

In der Zwischenzeit sicherte sich RIM wichtige Lieferverträge mit großen Unternehmen, darunter BellSouth Wireless, IBM, American Mobile und Rogers Cantel.

BlackBerry versprach den Nutzern, sie vom Büro zu befreien, aber im Grunde genommen folgte ihnen die Arbeit überall hin. Die Sängerin Beyoncé schlief mit ihrem BlackBerry und träumte sogar davon, E-Mails zu beantworten.

Der BlackBerry mit seiner haptischen Tastatur und dem Trackball machte so süchtig, dass es den Spitznamen „CrackBerry“ erhielt und 2006 zum neuen Wort des Jahres im Webster's Dictionary wurde.

Die Verkaufszahlen erreichten ihren Höhepunkt im August 2007, als der Aktienkurs bei 236 US-Dollar (umgerechnet etwa 223,49 Euro) lag.

Der Niedergang von BlackBerry

Thorsten Heins, Präsident von Research in Motion (RIM), zwei Wochen nach der Bekanntgabe enttäuschender Finanzdaten und der Verzögerung der BlackBerry 10 Software. (PA)
Thorsten Heins, Präsident von Research in Motion (RIM), zwei Wochen nach der Bekanntgabe enttäuschender Finanzdaten und der Verzögerung der BlackBerry 10 Software. (PA)

Die Gründer von BlackBerry sahen die Einführung des iPhones im Jahr 2007 zunächst nicht als Bedrohung an. Mit einem beträchtlichen Marktanteil und einer Bewertung in Höhe von mehreren Milliarden Dollar unterschätzten sie die Auswirkungen des iPhones.

Letztendlich erwies sich die Einführung der Touchscreen-Tastatur durch Apple mit dem iPhone als ein entscheidender Wendepunkt, der BlackBerry überrumpelte und zum Niedergang des Unternehmens führte.

Im Jahr 2014 verzeichnete BlackBerry einen Nettoverlust von über 5,8 Milliarden US-Dollar (umgerechnet etwa 5,5 Mrd. Euro).

Balsillies umstrittener Schritt, Aktienoptionen zurückzudatieren, um Talente zu gewinnen, löste eine Untersuchung der Ontario Securities Commission aus, die Lazaridis dazu veranlasste, sich von Balsillie zu distanzieren, was zu Balsillies Ausscheiden aus dem Vorstand führte. Das Unternehmen wurde mit Strafen belegt, entging aber einer Gefängnisstrafe.

BlackBerry und seine Gründer heute

Glenn Howerton als Jim Balsillie in „BlackBerry“, der nach einem Skandal um die Rückdatierung von Aktienoptionen aus dem Vorstand des Unternehmens ausschied. (Republic Pictures)
Glenn Howerton als Jim Balsillie in „BlackBerry“, der nach einem Skandal um die Rückdatierung von Aktienoptionen aus dem Vorstand des Unternehmens ausschied. (Republic Pictures)

Ab Januar 2022 hatte das bahnbrechende Smartphone von BlackBerry offiziell ausgedient. Das Betriebssystem, die Software und die Dienste des Unternehmens wurden eingestellt und markierten das Ende einer Ära. BlackBerry Limited konzentriert sich seitdem auf Cybersicherheitssoftware und -dienste.

Im Jahr 2007 trennte sich Fregin vor dem Niedergang von BlackBerry und verkaufte seine Anteile, die auf 2 Milliarden US-Dollar (umgerechnet etwa 1,89 Mrd. Euro) geschätzt werden.

Lazaridis und Balsillie blieben bis 2012 im Unternehmen. Trotz des Niedergangs von BlackBerry verließen sie das Unternehmen mit einem beträchtlichen Vermögen.

Mike Lazaridis im Jahr 2011 vor dem Niedergang von BlackBerry. (Getty Images)
Mike Lazaridis im Jahr 2011 vor dem Niedergang von BlackBerry. (Getty Images)

Lazaridis schloss sich mit Fregin zusammen und ist heute Gründer und geschäftsführender Partner von Quantum Valley Investments sowie Gründer des Institute for Quantum Computing mit einem geschätzten Nettovermögen von 600 Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 568 Mio. Euro).

Balsillie gründete die School of International Affairs an der University of Waterloo und baute das Think Tank Centre for International Governance and Innovation (CIGI) auf. Außerdem ist er Vorsitzender des Canadian Council of Innovators und hat laut Celebrity Net Worth ein geschätztes Nettovermögen von 800 Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 758 Mio. Euro).

Lazaridis' berühmte letzte Worte bei der Vorstellung des iPhones im Jahr 2007 lauteten „We'll Be Fine“ (auf Deutsch etwa: Wir werden schon klarkommen.) und sechzehn Jahre später geht es den drei Leuten hinter BlackBerry in der Tat äußerst gut.

Rabina Khan