Bodenlose Hosen: Ausrüstungspanne bei der bayerischen Polizei

Die neuen Uniformen der bayerischen Polizei weisen offenbar einige Mängel auf (Bild: Reuters/Michaela Rehle)
Die neuen Uniformen der bayerischen Polizei weisen offenbar einige Mängel auf (Bild: Reuters/Michaela Rehle)

Die neuen bayerischen Polizeiuniformen sind blau, schick - und offensichtlich völlig ungeeignet für den Alltag. Nach nur ein paar Monaten im Dienst häufen sich einem Zeitungsbericht zufolge die Beschwerden über die Einsatzkleidung: Zu eng, zu kurz, und ab und zu reißt sogar der Schritt.

Natürlich haben unsere Freunde und Helfer auch eine repräsentative Funktion. Das alte Grün-Beige der bundesdeutschen Polizei war da nicht gerade kleidsam. Also musste eine Erneuerung her - man erinnere sich an die Hamburger Polizei, die in ihrem neuen Outfit plötzlich aussah, wie eine frisch zum Junggesellinnenabschied bestellte Horde US-amerikanischer Stripper, was damals aber auch an den dazugehörigen Harleys gelegen haben mag. Auch in Bayern sollte jetzt passieren, was bei Heidis Topmodels stets zu Tränen führt: Das große Umstyling.

Seit August 2018 ist nun das schicke Teil im Außeneinsatz bei den rund 27.500 Polizisten, die durch Bayern streifen. Dazu tragen über 7000 Justizbeamte ebenfalls das nigelnagelneue dunkelblaue Outfit. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann betonte bei der Ausgabe: “Die neuen Uniformen zeichnen sich durch deutlich mehr Funktionalität, eine bessere Passform und einen sehr guten Tragekomfort aus." Apropos Ausgabe: Die Umstellung hat laut Angaben des Innenministeriums allein für den Polizeibereich insgesamt rund 33 Millionen Euro gekostet.

“Völlig unbrauchbar”

Jedes Ausstattungspaket kostet etwa 950 Euro, das tragen die Beamten und Beamtinnen zum Teil selbst mit, weil ihnen vom Dienstkleidungszuschuss über die nächsten dreieinhalb Jahre die Hälfte abgezogen wird. Da ist es natürlich um so bitterer, dass die Beamten dem neuen Zwirn die Note “ungenügend” verpassen, wie nun die “Bild”-Zeitung berichtet. Ein bayrischer Polizist bilanziert im Gespräch mit der Zeitung gar: “Für den täglichen Dienst auf der Straße völlig unbrauchbar!"

Dabei habe man sich für die bestmögliche Uniform sorgfältigst in den europäischen Nachbarstaaten umgeschaut, versicherte der Innenminister. Die österreichische Uniform war dann das Vorbildmodell, dass von rund 500 Polizisten probegetragen und “auf Herz und Nieren” geprüft worden sei. Die Beschwerden, die jetzt als Rückmeldungen von den Dienststellen ins Innenministerium herein geflattert kommen, erzählen da eine etwas andere Geschichte.

“Der Reißverschluss ist zu kurz. Die Hose muss für's Urinieren komplett geöffnet werden. Beim Tragen von Waffe und Ausrüstung am Gürtel extrem unkomfortabel”, klagt beispielsweise ein Polizist. Die Verarbeitung sei ungenügend, viel zu kleine Hosentaschen, Nähte hielten nicht und der Schnitt sei viel zu eng und unbequem.

Und schon platzt es im Schritt

Noch peinlicher ist allerdings, was ein weiterer Beamter anmahnte: “Ein Ausfallschritt, schon platzt es im Schritt. Und man steht im Einsatz mit am Hintern offener Hose da." Und das schöne Blau bleicht in der bayrischen Sonne dazu auch noch schnell aus.

Aus der Polizeigewerkschaft DpolG kommt bereits die Forderung nach einem eigenen Logistikzentrum in Bayern. Momentan nämlich kommt die neue Uniform aus Niedersachsen, mitunter warten die Beamten wochenlang auf Ersatz. Das bayrische Innenministerium sieht den Vorwürfen seiner Angestellten völlig gelassen entgegen: “Bisher gab es 690 Beschwerden. Bei 27.500 ausgelieferten Uniformen ist das nicht besorgniserregend." Die Reklamationsquote sei lediglich bei 0,17 Prozent.

Aus Polizeikreisen heißt es dazu laut “Bild” allerdings, dass dies vor allem daran liege, dass die Beamten ihre Uniformen lieber auf eigene Rechnung zum Schneider brächten, als womöglich einen Monat auf den Umtausch über die niedersächsische Logistikzentrale zu warten. Früher hätten Uniformhosen im Schnitt um die vier Jahre gehalten, die neuen sorgen nun nicht mal vier Monate lang für Recht und Ordnung im Schritt.

Die Vorgängeruniform hatte sich über die Jahrzehnte bewährt (Bild: Getty Images)
Die Vorgängeruniform hatte sich über die Jahrzehnte bewährt (Bild: Getty Images)

Die alte Uniform, einst 1972 von Modeschöpfer Heinz Oestergaard für alle deutschen Landespolizeien entworfen, mag zwar wenig kleidsam gewesen sein. Fälle, in denen Polizisten im Einsatz plötzlich mit blankem Hintern dastanden, sind dafür nicht bekannt.