Boll-Team bei EM ohne Roßkopf
Timo Boll und Co. müssen bei der Tischtennis-EM ab Sonntag in Malmö ohne Coaching und Ratschläge von Bundestrainer Jörg Roßkopf auskommen. Der frühere Doppel-Weltmeister leitet parallel zu den Titelkämpfen in Schweden im „Home Office“ ein Olympia-Intensivtraining in Düsseldorf für drei von der EM-Teilnahme befreite Nationalspieler mit Europameister Dang Qiu an der Spitze. Roßkopfs Aufgaben als leitender Coach übernimmt bei der „Mission Titelverteidigung“ in Schweden der ehemalige Nationalspieler Lars Hielscher.
"Wir benötigen im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2024 kreative Maßnahmen, um unsere notwendigen Trainingsphasen zu bekommen. Hinzu kommt, dass die Form unserer Spieler nicht so gut ist. In solch einer Situation muss man Prioritäten setzen und individuell abwägen", erläuterte Roßkopf in einer Verbandsmitteilung seinen unkoventionellen EM-Verzicht. Aus Sicht des ehemaligen Einzel-Europameisters verschafft "der deutsche Weg" seinen Assen selten gewordene Freiräume: "Bei dem vollen Terminkalender müssen wir uns praktisch mit dem Verzicht auf Wettkämpfe Zeitfenster erkaufen, um über eine längere Phase hinweg trainieren zu können."
Roßkopfs Mannschaft peilt in Malmö beim internationalen Comeback von EM-Rekordsieger Timo Boll nach fast einjähriger Abstinenz ihr elftes EM-Gold an. Bereits beim zehnten Titelgewinn vor zwei Jahren in Rumänien war das deutsche Team kurz nach Olympia-Silber in Tokio ohne Boll und Routinier Dimitrij Ovtcharov angetreten. "Wir können schon länger aus einem großen Potenzial schöpfen", begründet Roßkopf seine Personalplanungen.
Hielscher, als Profi 2004 in Athen Olympia-Teilnehmer, blickt seiner "Beförderung auf Zeit" freudig entgegen. "Eine Team-EM nicht als Assistent zu erleben, sondern als hauptverantwortlicher Trainer alleine auf der Bank zu sitzen und die Jungs zu coachen, ist schon eine besondere Herausforderung und Motivation", sagte der 44-Jährige.
Hielschers Feuertaufe steht für Sonntag (19.00 Uhr) im Auftaktmatch der WM- und Olympia-Zweiten gegen Finnland auf dem Programm. 24 Stunden später trifft das deutsche Team auf Polen.