Vom Bond-Girl zur Kult-Blondine: Das sind die Streaming-Tipps der Woche
Netflix erweckt Marilyn Monroe zu neuem Leben und interpretiert zudem die Geschichte von Sisi und Franz auf völlig neue Art und Weise. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.
Als Hollywood-Ikone wurde Marilyn Monroe unsterblich - und das, obwohl sie mit nur 36 Jahren durch eine Tabletten-Überdosis starb. Nun würdigt Netflix die Schauspielerin und Sängerin mit einem eigenen Film, in dem Ana de Armas die Hauptrolle spielt. "Blond" lautet der Titel des Dramas, das auf einem Roman der US-Autorin Joyce Carol Oates beruht und ab 28. September zu sehen sein wird. Was Netflix, Amazon und Co. in den nächsten Tagen sonst noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.
"Blond", Netflix
Marilyn Monroe zu spielen ist vielleicht eine der größten Herausforderungen für eine Schauspielerin - doch die auf Kuba geborene Ana de Armas ("Knives Out", "Blade Runner: 2049", "James Bond: Keine Zeit zu sterben") meistert sie im Drama "Blond" (abrufbar ab 28. September) mit Bravour. Laut Netflix verbrachte de Armas jeden Drehtag zwischen zweieinhalb und drei Stunden in der Maske, um einen der größten Stars der 1950er-Jahre authentisch zu verkörpern. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Von der Frisur bis zum Make-up sitzt der Monroe-Look perfekt.
Wichtiger aber ist die Art und Weise, wie Ana de Armas zu Marilyn Monroe wird: Sie habe von ihr geträumt während der Dreharbeiten, Zwiesprache mit ihr gehalten, erzählte de Armas in Interviews. Das mag etwas übertrieben klingen, aber Publikum und Kritik waren nach der Premiere bei den Filmfestspielen in Venedig aus dem Häuschen. Dabei ist "Blond", von Andrew Dominik ("Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford") inszeniert, kein klassisches Biopic. Der Regisseur bezeichnet ihn als "Traumfilm über Marilyn", als einen Film "sowohl über eine reale Person als auch über das Bild, das Hollywood und Medien von ihr erschaffen haben".
"Die Kaiserin", Netflix
In der Welt von Film und Fernsehen, aber auch in der Literatur gibt es Geschichten, die die Menschheit scheinbar derart faszinieren, dass nahezu jede Generation ihre eigene Interpretation oder Neuerzählung schafft. "Romeo und Julia" von William Shakespeare ist so ein Beispiel ebenso wie "Heidi". Zuletzt erlebte die tragische Lebensgeschichte der Kaiserin Elisabeth von Österreich eine umfangreiche Renaissance: Ein knappes Jahr nach der Veröffentlichung der RTL+-Serie "Sisi" und nur wenige Wochen nach dem Kinostart von "Corsage" kommt sie nun auch noch als Netflix Original auf den Markt.
"Die Kaiserin" heißt die deutsche Miniserie von Showrunnerin Katharina Eyssen. Die sechs Episoden sind ab 29. September bei dem Streamingdienst verfügbar. Im Zentrum steht die rebellische Elisabeth (Devrim Lingnau), genannt Sisi, die, wenn es nach ihrer Mutter, Herzogin Ludovika in Bayern (Jördis Triebel), geht, schon längst hätte heiraten sollen. Doch leider vergrault die sturköpfige Prinzessin einen heiratswilligen Grafen nach dem anderen, nur um sich letztlich den jungen Kaiser Franz Joseph I. (Philip Froissant) zu angeln, der eigentlich für Elisabeths ältere Schwester Helene (Elisa Schlott) bestimmt wäre.
"Pistol", Disney+
Sie konnten nicht so gut singen wie Elvis, schrieben keine so schönen Songs wie John Lennon und sahen auch nicht so gut aus wie Jim Morrison. "Sch...egal!", dachten Punk-Fans und feierten mit erhobenen Mittelfingern ihre Helden: Die Sex Pistols sind die vielleicht größte Punk-Band aller Zeiten und bekommen jetzt eine eigene Serie. "Pistol" läuft ab 28. September bei Disney+.
"Wir sind angepisst, langweilen uns, vielleicht ist das unser Image": Musik war bei den Sex Pistols Nebensache. Sid Vicious, Steve Jones, Johnny Rotten und Co. ging es um mehr: darum, ein verkrustetes Land aus dem "Schlaf treten", das Establishment erschüttern, die Regierung stürzen zu wollen. Aber eigentlich wollten sie nur gehört werden: Dafür reichten ein paar dreckige Akkorde. Hauptsache laut. "Trainspotting"-Regisseur Danny Boyle erzählt die drei wildesten Jahre der Band bis zur ersten Auflösung 1978. Im Zentrum steht Gitarrist Steve Jones, dessen Memoiren "Lonely Boy: Tales from a Sex Pistol" die Grundlage einer Miniserie bilden, die angemessen schrill und übertrieben inszeniert wurde.
"The Old Man", Disney+
Berührend, tiefgründig und dabei noch sackspannend: "The Old Man" (ab 28. September bei Disney+) mit den grandiosen "Seniorendarstellern" Jeff Bridges und John Lithgow dürfte als Dramaserien-Genuss in diesem Herbst qualitativ schwer zu schlagen sein. Im Grunde ist jedoch schon die Prämisse der Serie, dass Jeff Bridges den seit langem untergetauchten Ex-CIA-Agenten Dan Chase spielt, ein Spannungsverderber.
"The Old Man" verwandelt sich bereits nach wenigen Folgen in eine Thrillerserie (zwei Episoden gibt es zum Auftakt, die restlichen fünf im Wochenrhythmus), in der Bridges als untergetauchter Ex-Agent und der nicht minder großartige John Lithgow (Winston Churchill in "The Crown") als CIA-Vizechef einen unfassbar spannenden "Manhunt" veranstalten. Jeff Bridges, der ja eigentlich schon 1998 - also mit Ende 40 - in "The Big Lebowski" seine erste Altersrolle gab und als versoffener Country-Musiker in "Crazy Heart" 2010 der Oscar als bester Hauptdarsteller gewann, bespielt nun als "alter Mann" die ganze Klaviatur des Lebens: Gebrochenheit und Erfahrung, pragmatische Überlebensstrategien und Rührung, die Melancholie des Vergänglichen und eine gleichzeitig daraus entstandene, reife Lebenslust.
"Lou", Netflix
Ein ungewöhnliches Team: Ausgerechnet Lou (Oscarpreisträgerin Allison Janney), eine kauzige Eigenbrötlerin Anfang 60, soll ihrer Nachbarin (Jurnee Smollett) bei der Jagd auf einen Kidnapper zur Seite stehen. Der nämlich hat in einer stürmischen Nacht die kleine Tochter der jungen Frau entführt und scheint nun - mitsamt dem Kind - spurlos verschwunden zu sein. Da Lou zwar eine harte Schale, aber eben auch den sprichwörtlichen weichen Kern hat, setzt sie alles daran, das kleine Mädchen zu befreien - und wird dabei von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt.
Welche finsteren Geheimnisse ans Licht kommen und welchen Gefahren die beiden Frauen sich auf ihrer Suche stellen müssen, zeigt die deutsche Regisseurin Anna Foerster ("Westworld", "Underworld: Blood Wars") in "Lou". Der packende Action-Thriller steht ab 23. September bei Netflix zum Streaming zur Verfügung.