Brandanschlag von Solingen 1993: AfD bezweifelt rechtsradikalen Hintergrund

Am 29. Mai 1993 kamen beim Brandanschlag von Solingen fünf Menschen ums Leben. Die damaligen Ermittlungen verorteten das Motiv wenige Tage später in der rechtsextremen Szene, dem widerspricht die AfD jetzt heftig. Sie fordert eine unvoreingenommene Untersuchung.

Der Anschlag erschütterte 1993 türkische und deutsche Bürger in Solingen. (Bild-Copyright:Roland Scheidemann/dpa)
Der Anschlag erschütterte 1993 türkische und deutsche Bürger in Solingen. (Bild-Copyright:Roland Scheidemann/dpa)

2018 jährt sich der Anschlag auf das Haus der Familie Genç, bei dem fünf Frauen und Mädchen starben, bereits zum 25. Mal. Der Bezirksverband der AfD in Solingen bezweifelt zu diesem Anlass auf seiner Website nun, dass sich der Tathergang tatsächlich so abgespielt habe wie bislang angenommen. Die vier verurteilten Täter, von denen drei aus der Neonazi-Szene stammten, sollen, so wird auf der Seite behauptet, vollalkoholisiert und gar nicht mehr in der Lage gewesen sein, geradeaus zu gehen. “Auf Grundlage des offiziellen Tathergangs tränkt sich das ganze Geschehen in Widersprüche”, behauptete der stellvertretende Sprecher des Kreisverbandes Solingen. Dieser fordert daher eine “ideologiefreie Aufklärung des Solinger Brandanschlags”.

Daneben werden auch Familienangehörige der Opfer in Verruf gebracht. Unter Berufung auf angebliche Ereignisberichte von Anwohnern heißt es, der Vater habe die weiblichen Familienmitglieder eingeschlossen, wenn er außer Haus war. Frau Genç, die bei der Tat fünf Familienmitglieder verlor, wird sogar indirekt Ladendiebstahl vorgeworfen. Für den Anschlag macht der stellvertretende Sprecher die “misslungene Integration in Deutschland” und die “Schandtaten von Seiten gewisser Migranten” verantwortlich.

Die Äußerung des AfD-Kreisverbandes sorgt für Empörung. Bundestags-Vizepräsidentin Petra Pau zeigte sich laut “Solinger Tageblatt” “fassungslos” über die Stellungnahme des AfD-Kreuzverbandes. “So etwas ist einfach unglaublich”, sagte die Bundestagsabgeordnete vor rund 50 Besuchern in der Geschäftsstelle der Solinger Linken.