Bürgerfront gegen Jack Daniel's: Whisky-Pilz breitet sich in Wohngegend aus

Einwohner von Lincoln County sind nicht gut auf den Hersteller des Whiskys Jack Daniel's zu sprechen. Sie beklagen den Pilzbefall, der sich von den Destillerien und Lagerhäusern aus auf die umliegende Gegend ausbreitet.

Poznan, Poland - April 20, 2016: Jack Daniel's, a brand of the best selling American whiskey in the world,  produced by the Jack Daniel Distillery and owned by the Brown-Forman Corporation since 1956
Ist Jack Daniel's für den Pilzbefall in Lincoln County verantwortlich? (Bild: Getty Images)

Im US-Bundesstaat Tennessee bildet sich eine immer größere Front gegen den Hersteller der Whisky-Marke Jack Daniel's. Anwohner von Lincoln County werfen dem Alkoholkonzern Brown-Forman vor, für die Ausbreitung eines Pilzes im Umfeld seiner Brennereien und Lagerhäuser verantwortlich zu sein.

Der so genannte Baudoinia-Pilz, der in und um die Jack-Daniel's-Anlagen gedeiht, befalle, so der Vorwurf, auch ihr Hab und Gut und die umliegende Natur. Betroffen von der Schwarzfärbung an den Brutstellen – man spricht bei dem Phänomen auch von "Whisky Black" – sollen neben Häusern, Autos und Verkehrsschildern auch Möbel und Bäume sein.

Alkohol konsumierender Baudoinia compniacensis

Die Anschuldigung kommt nicht von ungefähr. Der Baudoinia compniacensis – so heißt der Pilz mit vollem Namen – entfaltet sich besonders dort gut , wo sich reichlich gasförmiger Alkohol in der Luft befindet. Dieser Umstand ist in Whisky-Brennereien und -Lagerhäusern nicht nur gegeben, er wird durch den besonderen Herstellungsprozess des Getränks auch begünstigt.

Whiskey reift oft jahrelang in Holzfässern, dabei verdunstet ein kleiner Teil des Alkohols und gelangt durch die undichten Wandungen der Fässer in die Luft. Der Volksmund hat sich für diesen Vorgang den schönen, poetischen Begriff "Angel's Share" ausgedacht. Das Problem an der "Großzügigkeit" der Whiskey-Hersteller: An dem "Anteil für die Engel" bereichert sich auch der besagte gefräßige Pilz.

Whisky reift in Holzfässern, hier bekommen "Engel" ihren "Anteil". (Symbolbild: Getty Images)
Whisky reift in Holzfässern, hier bekommen "Engel" ihren "Anteil". (Symbolbild: Getty Images)

Konflikt geht in nächste Runde

Und der könnte in Lincoln County bald noch mehr zu fressen bekommen. Brown-Forman will seine Besitzungen dort ausbauen und die sechs Lagerhäuser um 14 weitere erweitern, wie die US-Zeitung New York Post berichtet. Das aber wollen die Anwohner verhindern – weil sie befürchten, das Pilzproblem könnte damit größer werden und Gesundheits-, Umwelt- und wirtschaftliche Schäden zur Folge haben.

Neuerdings wird der Konflikt auch vor Gericht ausgetragen. Laut New York Post hat "eine Frau aus Tennessee" im Januar Klage gehen das örtliche Bauamt eingereicht. Der Vorwurf der Betreiberin eines Veranstaltungssaals: Der Whisky-Pilz habe ihrem Geschäft geschadet. Deshalb will sie vor Gericht neben einer finanziellen Entschädigung auch den Stopp des Bauvorhabens erwirken, sofern Brown-Forman keine Luftfilter in den Jack-Daniel's-Anlagen installiert.

Für einen Engel ist bei ihrem Kampf gegen den Alkoholkonzern bisher nicht viel herausgesprungen. Ein Gericht folgte ihrer Argumentation und ordnete am 1. März einen sofortigen Baustopp an. Ob Brown-Forman die Entscheidung hinnehmen wird, ist indes fraglich. Die Stellungnahme eines Unternehmenssprechers gegenüber New York Post deutet jedenfalls darauf hin, dass der Konflikt nicht beigelegt ist.

Jack Daniel's-Hersteller hält dagegen

In dem Schreiben wird argumentiert: Der beim Reifen von Whisky freigesetzte Alkohol sei "nur eine von vielen Nahrungsquellen der Mikroflora". Diese gedeihe in "warmen und feuchten Umgebungen" und sei deshalb auch "in und um Bereiche" anzutreffen, "die nichts mit Destillation zu tun haben, wie z. B. lebensmittelverarbeitende Betriebe und Bäckereien …"

Ferner wird auf die Harmlosigkeit des Pilzes hingewiesen, der weder für Menschen noch ihre Besitzungen gefährlich sei. Und der Forderung der Bewohner nach Luftfiltern in den Jack-Daniel's-Einrichtungen ist der Einwand der Nichtrealisierbarkeit einer solchen Lösung entgegengesetzt: Das sei, heißt es in der Stellungnahme, "leicht gesagt, aber unmöglich, umzusetzen".