Cate Blanchett auf dem Weg zum dritten Oscar? Das sind die Kino-Highlights der Woche

Cate Blanchett verkörpert in "Tár" eine Dirigentin in Berlin. (Bild: 2022 Focus Features)
Cate Blanchett verkörpert in "Tár" eine Dirigentin in Berlin. (Bild: 2022 Focus Features)

"Creed III - Rocky's Legacy", "Sonne und Beton" und das Musik-Drama "Tár", mit dem Cate Blanchett wieder mal nach einem Oscar greift: Das sind die Kino-Neustarts am 2. März.

Zwei Oscars hat Cate Blanchett bereits gewonnen, einen für "Aviator" (2005, beste Nebendarstellerin) und einen für "Blue Jasmine" (2014, beste Hauptdarstellerin). Die Chancen auf einen dritten Goldjungen stehen gut. Blanchett ist mit "Tár" erneut als beste Hauptdarstellerin nominiert und wird von vielen Experten als Top-Favoritin gehandelt, den Golden Globe in der gleichen Kategorie hat sie zuletzt schon gewonnen (neben vielen anderen Preisen). Wenige Wochen vor der Verleihung der Academy Awards startet der Film, der in den USA bereits im Herbst lief, in den deutschen Kinos.

Was das Publikum in dieser Woche außerdem erwartet: "Creed III", der erste "Rocky"-Film ohne Sylvester Stallone, und "Sonne und Beton", die Verfilmung eines Romans von Komiker und Podcaster Felix Lobrecht.

Gewinnt Cate Blanchett mit "Tár" ihren dritten Oscar? Sie ist in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" nominiert und zählt hier zu den absoluten Top-Favoritinnen. (Bild: 2022 Focus Features)
Gewinnt Cate Blanchett mit "Tár" ihren dritten Oscar? Sie ist in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" nominiert und zählt hier zu den absoluten Top-Favoritinnen. (Bild: 2022 Focus Features)

Tár

"Tár" ist die erste Regiearbeit von Todd Field seit "Little Children" (2006). Der ebenfalls schon oscarnominierte Filmemacher ließ sich für sein neues Projekt eine Menge Zeit, hatte für "Tàr" aber eine ganz klare Vision. Für seine weibliche Hauptrolle in dem kunstvoll inszenierten Drama, eine fiktive Dirigentin in Berlin, hatte der Regisseur und Drehbuchautor von Beginn an Cate Blanchett vorgesehen. Ohne ihre Zusage, erklärte Todd vor einiger Zeit, hätte er den Film nicht gedreht.

Alternativlos oder nicht, in der Rolle als Lydia Tár darf und muss Blanchett alles zeigen, was sie kann. Tár ist die erste weibliche Dirigentin in einem großen deutschen Orchester (als Vorlage dienten wohl die Berliner Symphoniker). Sie wird als Künstlerin auf der ganzen Welt geschätzt, gilt als echte Meisterin ihres Fachs. Dass sie sich als Frau zwischen all den Männern behauptet und noch dazu in einer solchen Machtposition, bringt ihr zusätzlichen Respekt ein. Eine imposante Persönlichkeit - aber durchaus auch eine sehr komplexe mit vielen Brüchen.

"Nichts geschieht ohne mich. Ich starte die Uhr", sinniert Tár im Film über die Bedeutung ihrer eigenen Arbeit. "Jedoch bleibt, anders als eine Uhr, meine zweite Hand manchmal stehen. Das heißt die Zeit bleibt stehen. Die Wahrheit ist: Erst wenn ich mich entscheide, die Hand wieder zu heben, hat die Zeit die Erlaubnis fortzufahren in ihrem heiteren leichten Lauf." Sich selbst über die Zeit stellen, das Selbstverständnis muss man erst einmal haben. Sympathisch macht es die leidenschaftliche, aber zugleich sehr kühl und herrisch auftretende Dirigentin nicht.

Der anspruchsvolle Berufsalltag, der bei einer Frau wie Lydia Tár nie etwas mit Routine zu tun hat, dreht sich gerade um ein aufregendes neues Projekt. Tár wird betraut mit einer Aufführung der fünften Sinfonie von Gustav Mahler - eine ganz große Nummer in der Klassik-Welt, das Stück wie auch der Komponist. Für Lydia Tár ist diese Aufgabe gerade groß genug, dann aber beginnt ihr Privatleben Schatten zu werfen. Die Star-Dirigentin lässt sich auf eine Affäre ein, es gibt Probleme mit ihrer Ehefrau. Parallel dazu werden Vorwürfe laut, Tár habe ihre Macht im Orchester missbraucht. Da bleibt die Zeit dann auch irgendwie stehen, aber nicht so, wie die große Künstlerin es sich vorgestellt hat.

Michael B. Jordan schlüpft in "Creed III - Rocky's Legacy" zum dritten Mal in die Rolle von Adonis Creed, mit dem Boxerfilm feiert er außerdem sein Debüt als Regisseur. (Bild: 2023 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures/Warner)
Michael B. Jordan schlüpft in "Creed III - Rocky's Legacy" zum dritten Mal in die Rolle von Adonis Creed, mit dem Boxerfilm feiert er außerdem sein Debüt als Regisseur. (Bild: 2023 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures/Warner)

Creed III - Rocky's Legacy

Ein "Rocky"-Film, in dem Rocky nur noch Nebenfigur ist? Was in der Theorie lange undenkbar war, hat sich in der Praxis doch bewährt. Mit "Creed - Rocky's Legacy" startete 2015 eine neue Ära. Der Film erntete gute Kritiken und spielte viel Geld ein, wurde im Wagnis also zu einem vollen Erfolg. Sylvester Stallone alias Rocky Balboa stand dabei nicht mehr selbst im Ring, das Boxen überließ er - inzwischen als alter, mehr oder weniger weiser Coach - stattdessen seinem neuen Schützling Adonis Creed. Nach einem erneut erfolgreichen Sequel 2018 wird die Reihe nun mit "Creed III - Rocky's Legacy" fortgesetzt - es ist der erste "Rocky"-Film, in dem Rocky überhaupt nicht mehr zu sehen ist.

"Kreative Differenzen" habe es gegeben, deshalb verzichtete Stallone auf einen Auftritt in "Creed III". Als Produzent wirkt er im Hintergrund zwar immer noch mit, der neue starke Mann hinter den "Rocky"-Filmen ist inzwischen aber endgültig Michael B. Jordan. Er spielt wieder den Helden Adonis Creed, zudem feiert Jordan mit "Creed III" sein Regie-Debüt. Er war es auch und nicht etwa Stallone, der kürzlich bereits einen vierten "Creed"-Film ankündigte.

"Creed III" stellt im "Rocky"-Kosmos also wieder einmal eine Zäsur dar. Die Erzählmuster (Drehbuch: Zach Baylin, Keenan Coogler) bleiben aber doch die gleichen, und so werden sich auch alte "Rocky"-Fans gut im neuen Film zurechtfinden. Nach seinem letzten epischen Titelkampf ist Adonis Creed die unangefochtene Nummer eins in der Boxwelt, dann taucht von irgendwoher ein neuer gefährlicher Gegner auf.

Damien Anderson (mächtig aufgepumpt: Jonathan Majors) kennt Adonis Creed seit der Kindheit, musste dann aber für 18 Jahre in den Knast und gibt seinem Jugendfreund nun für alles die Schuld. Aus besten Freunden ("Wir waren wie Brüder") werden erbitterte Feinde, und durch bloßes Gerede bekommt Adonis die Sache mit Damien nicht aus der Welt. Adonis' große Liebe Bianca (Tessa Thompson) weiß inzwischen, wo das hinführt: "Dann musst du wohl gegen ihn kämpfen".

Jonathan Majors (aktuell auch in "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" zu sehen) gibt in "Creed III" den Antagonisten. Um sich für die Rolle in Form zu bringen, trainierte er über ein Jahr lang. (Bild: 2023 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures/Warner)
Jonathan Majors (aktuell auch in "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" zu sehen) gibt in "Creed III" den Antagonisten. Um sich für die Rolle in Form zu bringen, trainierte er über ein Jahr lang. (Bild: 2023 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures/Warner)

Sonne und Beton

Ein paar Halbstarke stromern durch die Straßen Berlins und sehen sich zwischen all den grauen Wohnbunkern in Neukölln um: sieht scheiße aus, wie immer, aber wenigstens ist das Wetter gut. Dieser grimmige Witz trug wohl viel dazu bei, dass der autobiografisch angehauchte Roman "Sonne und Beton" (2017) von Komiker und Podcaster Felix Lobrecht ("Gemischtes Hack") zum Bestseller wurde. Regisseur David Wnendt ("Feuchtgebiete", "Er ist wieder da") hat nun den Film zum Buch gedreht.

Über 5.000 Teenager bewarben sich für die Rollen in diesem Film, übrig geblieben sind am Ende unter anderem die Hauptdarsteller Levy Rico Arcos, Rafael Luis Klein-Heßling und Vincent Wiemer. Ihre Figuren Lukas, Gino und Julius wurden in den Brennpunkt hineingeboren, müssen sich jeden Tag neu auf der Straße behaupten - und meistens ziehen sie dabei den Kürzeren. David Wnendt, der gemeinsam mit Lobrecht auch das Drehbuch verfasste, erzählt den "Sonne und Beton"-Sommer als Mischung aus bitterer Sozialstudie und Coming-of-Age-Drama mit viel Jugendsprache ("Sheesh!"). Irgendwann wird daraus fast zwangsläufig auch eine Verbrechergeschichte.

Lukas wird im Park von ein paar Dealern verprügelt, einer der Täter fordert dann auch noch 500 Euro "Schutzgeld". Wie soll er an so viel Geld kommen in einem Milieu, in dem er es nicht einmal schafft, sich mal eben so einen Zehner zu leihen? Die Jugendlichen hecken einen Plan aus: In der Schule wurden gerade erst brandneue Computer angeschafft. Wenn man die klaut und weiter vertickt? So könnte es vielleicht gehen ...

Lukas (Levy Rico Arcos) wurde von ein paar Dealern verdroschen, jetzt soll er irgendwie auch noch 500 Euro "Schutzgeld" besorgen. (Bild: Constantin Film Verleih)
Lukas (Levy Rico Arcos) wurde von ein paar Dealern verdroschen, jetzt soll er irgendwie auch noch 500 Euro "Schutzgeld" besorgen. (Bild: Constantin Film Verleih)