CDU wirbt versehentlich mit Schindlers Liste auf Wahlplakaten

Die CDU hat in Tübingen mit den Namen jüdischer Zwangsarbeiter geworben. (Bild: ddp Images)
Die CDU hat in Tübingen mit den Namen jüdischer Zwangsarbeiter geworben. (Bild: ddp Images)
  • Die CDU in Tübingen warb vor der Kommunalwahl mit dem Bild einer Schreibmaschine

  • Darin steckte ein Teil von Schindlers Liste mit den Namen jüdischer Zwangsarbeiter

Ein vermeintlich cleveres Wahlmotiv hat sich für die Tübinger CDU als peinlicher Fehlgriff erwiesen. Der Stadtverband wollte mit einem Plädoyer für Digitalisierung um Stimmen werben. Dazu gab es ein Wahlplakat mit einer altmodischen Schreibmaschine. Darüber prangte der Spruch “Tübingen, warum bist du so … analog?” Zwar ist das Motiv sehr übersichtlich. Richtig hingeschaut hat aber offenbar keiner der Verantwortlichen. Denn dann wäre aufgefallen, dass in der Schreibmaschine politischer Zündstoff steckt. Das eingespannte Blatt Papier zeigt nämlich einen Teil von Schindlers Liste.

Schindlers Liste auf CDU-Wahlplakat

Die Liste war spätestens durch Steven Spielbergs gleichnamigen Holocaust-Film weltweit bekannt geworden. Der Industrielle Oskar Schindler hatte darauf während des Zweiten Weltkriegs die Namen jüdischer Zwangsarbeiter verzeichnet, die angeblich für seine Fabrik unverzichtbar waren. Damit bewahrte er sie vor der Deportation in die Vernichtungslager. Laut der Lokalzeitung “Schwäbisches Tagblatt” war einem Fotografen zufällig der makabere Zusammenhang auf dem Wahlplakat aufgefallen.

Die Tübinger CDU kündigte in einer Stellungnahme an, die Plakate abzuhängen. “Wir wollen klarstellen: Es war definitiv nicht unsere Absicht, mit Schindlers Liste zu werben!”, betonte der Stadtverbandsvorsitzende Peter Lang. “Keineswegs wollen wir damit geschmack- oder pietätlos sein oder Gefühle verletzen. Vielmehr wollen wir mit unserem Plakat für die Weiterentwicklung unserer Bürgergesellschaft in Richtung Digitalisierung werben. Alles andere täte uns leid.”

Bild stammt aus Gratisarchiv

Offenbar waren bei der Wahlwerbung keine Marketingprofis am Werk. Das Plakat “wurde von uns selbst in ehrenamtlicher Tätigkeit erstellt”, schrieb Lang. Das Bild mit der Schreibmaschine sei von einer öffentlich zugänglichen Internetseite heruntergeladen worden. “Es gab keinerlei Hinweise darauf, dass dieses Bild in Zusammenhang mit Oskar Schindler steht”, rechtfertigte sich der Politiker. Tatsächlich ist das Motiv auf einer bekannten Plattform für kostenloses Bildmaterial zu finden, lediglich versehen mit Schlagworten wie “Retro”, “Schreibmaschine” und “Büro”.

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